Heiss wie eine Sommernacht
aus Küssen über ihre Brust, ihren Bauch, ihren Nabel regnen. Als er weiter hinunterwandern wollte, hielt Alyssa ihn zurück.
„Nein“, flüsterte sie belegt. „Lucas, du kannst nicht.“
Er hielt ihre Handgelenke und gab ihr den intimsten aller Küsse. Unter seiner Berührung bäumte sie sich schwer atmend auf.
„Lyssa“, sagte er rau und ließ sie los. Wieder schob sie die Finger in sein Haar, doch dieses Mal nicht, um ihn aufzuhalten, sondern um ihn näher zu ziehen. Er fühlte die Wellen der Lust, die sie durchliefen, während er sie liebkoste, bis sie laut aufschrie. Mit einem Schrei der Erlösung, der kompletten Erfüllung.
Für einige Sekunden zog er sich zurück, aber nur, um seine Kleidung auszuziehen, und kam dann wieder zu ihr.
„Lyssa“, murmelte er rau. „ Amada.“
„Lucas“, sagte sie nur.
Später würde dieses eine Wort in seinem Kopf wieder und wieder kreisen, um festzuhalten, was sein benommener Verstand beim ersten Mal nicht erkannt hatte.
Er legte sich auf sie und küsste ihren Mund. Und dabei drang er langsam weiter und weiter in sie ein. Sie bog sich ihm entgegen, die Finger in seine Arme gekrallt, und ihre seidige Hitze umschloss ihn.
„O Lyssa“, stöhnte er. „O Gott, Lyssa …“
Und dann hielt er inne. Hörte auf, sich zu bewegen, atmete kaum noch.
Alyssa war noch Jungfrau.
Für die Dauer eines Herzschlags, der wie eine Ewigkeit schien, verharrte er reglos über ihr.
„Ja“, flehte sie. „Bitte …“
Unendlich langsam und behutsam drang er ganz in sie ein. Sie schloss die Augen und seufzte seinen Namen. Lucas spürte, wie alles in ihm auf Erlösung drängte, doch er wollte, dass dieser Moment ewig dauerte.
So stand er am Rande einer Klippe, und die ganze Welt lag ausgebreitet zu seinen Füßen. Nur ein Gott könnte stillhalten.
Doch er war kein Gott, sondern ein Mann. Und als Alyssa sich bewegte, als sie ihm ihre Hüften entgegenhob, als ihr Innerstes ihn umschloss, da wusste Lucas, dass er den Kampf verlor.
Sie rief seinen Namen und reckte ihm eine Hand entgegen. Er nahm sie, nahm auch die andere und verschränkte ihre Finger miteinander auf den kühlen Laken.
„Lucas“, sagte Alyssa noch einmal, dann brach ihre Stimme.
Sie hat Angst, dachte er verwundert und küsste sie zärtlich.
„Ich bin hier, amada“, murmelte er bewegt. „Dieses Mal bin ich bei dir. Lass los, lass dich gehen. Wir werden gemeinsam fliegen. Flieg mit mir.“
Als sie seinen Namen schluchzte, warf er den Kopf zurück. Und wie versprochen, flogen sie gemeinsam, schwangen sich hinauf in die samtene Schwärze einer endlosen Nacht.
9. KAPITEL
Das bedeutete es also, mit einem Mann zu schlafen?
Alyssa schloss die Arme enger um Lucas, verwundert und benommen über die Leidenschaft und Zärtlichkeit, mit der er sie geliebt hatte.
Dieses Mal bin ich bei dir, hatte er gesagt und sein Versprechen gehalten. Die Macht seines Höhepunkts riss sie mit, höher und höher hinauf …
Das war also Sex? Gleißende pure Magie?
Selbst Jungfrauen wussten etwas über Sex. Es gab Mädchen, die tuschelten und kicherten. Und Frauen, die mit den Augen rollten und behaupteten, dass lange nicht alles so sei, wie es sein sollte.
Bislang hatte Alyssa niemanden nach diesen Dingen fragen können. Auf dem Internat bildeten Mädchen Cliquen, und sie, schüchtern und schlaksig, kam besser mit Pferden zurecht als mit Menschen und blieb immer eine Außenseiterin. Auf der Uni war es dann zu spät. Sich naiv zu fühlen, fand sie schlimm genug, sie musste sich nicht auch noch lächerlich machen.
Bei ihrer ersten Periode hatte sie sich mit Fragen an ihre Mutter gewandt. Elena Montero McDonough lief rot an und zeigte verlegen mit einer ausholenden Geste auf die Weiden und Korrale. Alyssa könne sich ihre Erklärungen aus der Natur holen, sagte sie nur.
Möglich. Aber was in diesem Bett geschehen war, hatte nicht das Geringste mit einer Paarung zu tun.
Es ging nicht um die Dominanz des Hengstes und die Unterwürfigkeit der Stute, sondern um Hingabe. Um das Gefühl, mit dem anderen Körper zu einer Einheit zu verschmelzen. Die Leidenschaft eines Kusses, die Zärtlichkeit einer Berührung. Das Wissen, dass ein Mann Begehren in ihr weckte …
Sie begehrte einen Fremden. Den Gegner.
Alyssas Kehle schnürte sich zu. Sie hätte weinen mögen, nicht um das, was nun hinter ihr lag, sondern um das, was es hätte bedeuten sollen. Was es tatsächlich bedeutete, diese wunderbaren Momente, in denen Lucas sie geliebt
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