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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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dazu eine Platte mit Lachs und geräucherter Forelle, und zog sich diskret wieder zurück. Durch die offenen Türen drang lautes Vogelgezwitscher aus dem Park.
    »Eine Frage noch, bevor ich mich entscheide.« Siegberth sah ihren Gastgeber forschend an. »Sie sind sicher, was die Entstehungszeit und die versteckte Nachricht betrifft?«
    »Absolut sicher«, antwortete Konstantinos, »und ich kann beides belegen.«
    »Dann nehme ich die Herausforderung an«, sagte die Wissenschaftlerin entschlossen. »Ihr Problem interessiert mich. Ich habe eine solche Pyramide noch nie gesehen. Wie haben Sie sich die Zusammenarbeit genau vorgestellt?«
    Konstantinos lächelte zufrieden. »Ich habe mir erlaubt, die Baroness Suite hier im Haus für Sie zu buchen, vorläufig für eine Woche. Ich war sicher, Sie würden zusagen und ich freue mich über Ihre Entscheidung.« Er steckte den Zylinder ein und goss seinem Gast ein Glas Mineralwasser ein. »Meine Villa liegt nicht weit von hier. Da haben Sie völlige Ruhe und alle Voraussetzungen, um an der Lösung des Rätsels zu arbeiten. Sollten Sie noch etwas benötigen, dann kann ich es in kurzer Zeit organisieren, egal, was es ist. Mein Wagen wird Sie jeden Morgen von der Villa Rothschild abholen und wieder zurückbringen. Ich hoffe, das ist in Ihrem Sinne.«
    Professor Siegberth dachte kurz nach und nickte dann.
    »Sie werden auch verstehen, dass ich die Pyramide nicht aus der Hand geben kann und Sie um absolute Diskretion ersuche.«
    »Das ist alles ganz in meinem Sinne«, antwortete die Wissenschaftlerin. »Ich würde mir allerdings das Recht vorbehalten, die Ergebnisse zum gegebenen Zeitpunkt zu publizieren.«
    »Kein Problem«, bestätigte Konstantinos mit leuchtenden Augen, »zum gegebenen Zeitpunkt …«

Donnerstag, 16 . Mai 1935 , Bovington Militärbasis, Dorset/Großbritannien
    Der Abend war hereingebrochen, und ein plötzliches Gewitter hatte mit Sturmböen und Regenschauern den kurzen englischen Frühling beendet. Die Luft hatte sich mit einem Schlag um zehn Grad abgekühlt und Colonel Frank Majors schloss das Fenster des nüchternen, schmucklosen Krankenzimmers, in dem nur ein einziges Bett belegt war. Die übrigen elf Betten waren leer, was auch nicht gerade zu einer heimeligen Atmosphäre beitrug.
    Majors lehnte sich mit dem Rücken an den Fensterrahmen und beobachtete den bewusstlosen Shaw, dessen bandagierter Kopf in den Kissen wie der eines Kindes aussah, das eine seltsame Kappe trug.
    Es roch nach Desinfektionsmittel und Bohnerwachs, wie in allen Krankenhäusern. Ein Geruch, den Majors hasste. Er war versucht eine Zigarette anzuzünden, hatte die Packung bereits in der Hand, aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Er hasste auch Diskussionen mit den behandelnden Ärzten.
    Shaw lag seit drei Tagen im Koma. Sein Zustand hatte sich stabilisiert, obwohl erste Untersuchungen ergeben hatten, dass die Kopfverletzungen äußerst schwer und Teile des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Shaw würde nie wieder reden, hören oder sehen können. Warum starb er nicht endlich, fragte sich Majors zum wiederholten Mal. Die Mediziner hatten die intravenöse Ernährung eingestellt und jegliche Medikation abgesetzt. Und trotzdem lebte der Patient noch – entgegen allen Prognosen.
    Und entgegen den Bestrebungen des Geheimdienstes.
    »Aber die halbe Portion ist zäh«, murmelte Majors und zog die lokale Tageszeitung aus der Manteltasche. »Lawrence von Arabien kämpft um sein Leben« lautete die Schlagzeile des
Dorset County Chronicle.
Der erste Absatz begann mit: »Eine charismatische Persönlichkeit, die eine Schlüsselrolle in den Ereignissen um den Ersten Weltkrieg spielte, stürzte am vergangenen Montag auf dem Weg nach Hause von seinem Motorrad und musste mit schweren Verletzungen in das nahe gelegene Militärhospital in der Kaserne Bovington eingeliefert werden.«
    Zufrieden faltete Majors das dünne Blättchen wieder zusammen. Gleichlautende Meldungen fanden sich in allen englischen Zeitungen von Brighton bis Edinburgh. Kein Wunder, hatte er doch die Zeilen diktiert, die dann von der Presseabteilung des Ministeriums an alle Redaktionen verschickt worden waren, in Abstimmung mit der Special Branch und den Geheimdiensten. Die absolute Nachrichtensperre, die gleichzeitig verhängt worden war, hatte gehalten. Bovington war wasserdicht. Zwei Mann vor der Tür des Krankenzimmers, zusätzliche Wachen an der Einfahrt der Kaserne, Patrouillen im gesamten Gelände, Ärzte, die

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