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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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zu.
    »Meine zeitgeschichtlichen Arbeiten haben sich nie mit Griechenland beschäftigt oder wenn, dann nur am Rande«, fuhr Professor Siegberth fort. »Trotzdem bewirten Sie mich an einem so elitären Platz wie der Villa Rothschild, lassen mich von einem Wagen mit Chauffeur abholen und laden mich auf Ihre Jacht ein.«
    »Und biete Ihnen hunderttausend Euro, wenn Sie mein großes Problem, wie Sie es so richtig bezeichneten, lösen können.« Der Grieche lächelte, griff in die Tasche seines Anzugs und legte einen Verrechnungsscheck auf den Frühstückstisch. »Ausgestellt auf Ihren Namen, von mir unterzeichnet, freigegeben und zahlbar nach Erledigung Ihrer Aufgabe.« Er tippte mit der Fingerspitze auf den Scheck. »Nur damit Sie sehen, dass ich es ernst meine.«
    Die Reaktion der alten Dame verblüffte Konstantinos. Sie ergriff mit gerunzelter Stirn den Scheck, studierte ihn und zerriss ihn schließlich in kleine Papierfetzen, die sie in den Aschenbecher fallen ließ.
    »Ich widme die spärliche Zeit, die mir noch bleibt, nur Dingen, die mich wissenschaftlich faszinieren«, sagte sie mit einem missbilligenden Blick auf ihren Gastgeber, der sich mit einem Mal wie ein gemaßregelter Student vorkam. »Mich kann man nicht kaufen, Herr Konstantinos, mich kann man nur interessieren oder begeistern.«
    Ihre Hand schwebte über dem Korb mit den Frühstücksbrötchen, wie ein Adler, der nach seinem Opfer sucht. Dann stieß sie zu, wählte eine Mohnsemmel und brach sie auseinander. »Ich würde also vorschlagen, Sie schildern mir Ihr Problem.«
    Konstantinos griff wieder in die Tasche seines Anzugs, zog den Metallbehälter heraus und stellte ihn auf den Tisch zwischen Schüsselchen mit Butter und Marmelade. »
Das
ist mein Problem.«
    Der Zylinder glänzte matt im Sonnenlicht. Professor Siegberth machte keine Anstalten, ihn zu ergreifen, sondern betrachtete den kleinen Behälter mit gerunzelter Stirn. »Wollen Sie mir etwas dazu sagen?«, fragte sie nur, während sie ihren Kaffee umrührte.
    »Ich möchte Ihr Urteil nicht beeinflussen«, antwortete Konstantinos zurückhaltend. »Wenn Sie der Meinung sind, dass mein Problem Sie interessiert, dann …« Er ließ den zweiten Teil des Satzes offen.
    »Und Sie sind der Ansicht, dieser Zylinder falle in mein Fachgebiet?«, erkundigte sich die Wissenschaftlerin.
    »Absolut. So viel wir wissen, wurde er 1944 oder 1945 versteckt und erst vor wenigen Tagen wiederentdeckt.« Der Grieche wog jedes seiner Worte genau ab.
    Siegberth rührte noch immer in ihrem Kaffee und ließ dabei den Metallzylinder, der einem etwas rustikalen Salzstreuer ähnelte, nicht aus den Augen. »Ich nehme an, er enthält etwas.«
    »Sehen Sie selbst«, forderte Konstantinos sie auf.
    Schließlich gab die Wissenschaftlerin sich einen Ruck und nahm den Zylinder vorsichtig vom Tisch. Nachdem sie ihn aufgeschraubt hatte, warf sie einen Blick hinein. Erstaunen stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie die Glaspyramide vorsichtig auf das blütenweiße Leinentischtuch rutschen ließ.
    »Was ist das?«, flüsterte sie. Die Lichtstrahlen brachen sich in der perfekten geometrischen Figur, als Professor Siegberth sie in ihren Fingern drehte.
    »Um diese Frage zu beantworten, habe ich Sie zum Frühstück eingeladen.« Konstantinos lächelte. »Ich habe allerdings keine prompte, schlüssige Erklärung erwartet, das wäre zu viel verlangt. Aber vielleicht habe ich jetzt Ihr Interesse geweckt?«
    »Wenn Sie mir noch verraten, was das außer einer handwerklich perfekten Glaspyramide noch sein soll?«, gab Siegberth zurück.
    Der Grieche lehnte sich vor. »Irgendwo in dieser Pyramide, in den Abmessungen, den Größenverhältnissen, der Struktur dieses Körpers, muss eine Nachricht versteckt sein«, erklärte er. »Davon gehe ich aus. Und ich brauche Spezialisten, um diese Nachricht zu finden und zu entschlüsseln.«
    Die Wissenschaftlerin drehte den Glaskörper noch immer fasziniert zwischen ihren Fingern. Dann griff sie in ihre Handtasche, kramte kurz, und zog ein Vergrößerungsglas hervor, durch das sie die Pyramide aufmerksam betrachtete. »Wundern Sie sich nicht«, meinte sie, »so ein Ding hilft bei alten Fotos ungemein, um die Gesichtszüge von Personen zu erkennen.« Schließlich ließ sie die Pyramide wieder in den Zylinder gleiten und verschloss ihn sorgfältig, bevor sie ihn über den Tisch Konstantinos zuschob. Dann widmete sie sich schweigend erneut ihrer Mohnsemmel.
    Der Kellner brachte eine frische Kanne Kaffee,

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