Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer

Vom Netzwerk:

zusammenzählen und auf der richtigen Spur sein.
    Und Majors wäre irgendwann einmal nicht mehr da, um ihn dann zu erschießen.

Hindon Air Force Base, nahe New Delhi/Indien
    Es war ein bisschen, wie nach Hause zu kommen.
    Finch blickte sich im Cockpit der Harrier um, kontrollierte die Leichtgängigkeit der Pedale und die Anzeigen der Instrumente, machte sich mit der veränderten Avionik vertraut. Zwei Zusatztanks mit mehr als achthundert Litern Kerosin hingen unter den Flügeln, doch die Plätze für die Luft-Luft-Raketen waren auf Wunsch des Piloten leer geblieben.
    »Ich ziehe nicht in den Krieg«, hatte Finch mit Nachdruck erklärt. »Alles, was zur Verteidigung notwendig ist, haben wir an Bord und dazu noch ein paar Tricks im Ärmel.«
    Frenchie hatte gleichmütig mit den Schultern gezuckt und die Elektrokarren mit den Sidewinder- und MATRA -Magic-Raketen wieder zurück ins Waffenlager geschickt. »Es ist Ihr Spiel, Mr. Finch, und Ihr Baby«, hatte der Sikh nur gemeint. »Aber glauben Sie mir, es macht keinen Unterschied, wenn ein feindlicher Pilot vor der Entscheidung steht, Sie aus dem Himmel zu schießen.« Damit hatte er Finch die Preflight-Checkliste in die Hand gedrückt und war zu einem letzten Gespräch mit den Technikern verschwunden.
    Konzentriert arbeitete Finch die Liste ab, setzte Häkchen hinter die Positionen, vergewisserte sich, dass die weißen Zahlen des Overhead-Displays fokussiert und klar zu lesen waren, bevor er die Scheibe justierte und auf seine Körpergröße einstellte. Endlich zog er Llewellyns Nachricht aus der Brusttasche seines Druckanzugs und entfaltete das einzelne Blatt. Darauf stand eine einzige Zeile:
    35 ° 46 ’ 23 . 77 ” N 71 ° 41 ’ 38 . 40 ” E – Haus am Fluss, blaues Dach – Seehöhe 1914 Meter
    »Ich wollte nicht auf dem Dach der Seilbahnstation landen«, murmelte Finch, als er sah, dass sein Ziel auf fast zweitausend Metern lag. Dann programmierte er die Koordinaten des Ziels in die Navigation und lehnte sich zurück. Hatte er etwas vergessen? Alle Punkte auf der Liste waren abgehakt, und ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er gerade noch im Zeitfenster war.
    Dreißig Minuten bis zum Rendezvous.
    Zufrieden kletterte er aus dem Cockpit und lief mit großen Schritten zu der Gruppe von Technikern. »Frenchie, ich brauche kurz einen Laptop mit Google Earth«, wandte er sich an den Einsatzleiter, der wortlos auf einen der umstehenden Rechner zeigte.
    »Sie haben allerdings nicht mehr viel Zeit«, erinnerte ihn der Sikh. »Vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, Ihren Urlaub zu buchen oder Mails zu checken.«
    »Spielverderber«, sagte Finch mit einem Grinsen und gab die Koordinaten ein. Sekunden später sah er den Landeplatz aus der Vogelperspektive, das Haus mit dem hellblauen Dach, und las die Beschreibung.
    Rambur Village, Kalash Valley.
    Der Pilot zoomte wieder aus. Eines von Hunderten gleich aussehender Hochtäler im Hindukusch.
    Die berühmte Nadel im Heuhaufen.
    Blieb nur zu hoffen, dass die Elektronik und das neue Computerprogramm nicht versagten. Sonst würde er trotz der Harrier nicht weit kommen. Finch klappte den Laptop zu.
    »Zimmer mit Ausblick gebucht?«, meinte Frenchie trocken.
    »Eher all inclusive mit fünf Sternen«, antwortete Finch. »Was ist das?« Er wies auf die Rolle, die der Einsatzleiter unter den Arm geklemmt hatte und die wie eine Sammlung von Plänen aussah.
    »Ihre Abziehbilder, gerade aus der Druckerei gekommen«, stellte Frenchie fest. »Ich habe zwar keine Ahnung, was Sie damit wollen, aber es ist Ihre Show. Ins zweite Cockpit damit?«
    Der Pilot nickte. Bis auf eine Leitung zum Batteriewagen waren alle Kabel von der Harrier entfernt worden.
    Einundzwanzig Minuten bis zum Rendezvous.
    »Zeit für die Einsatzbesprechung«, beschloss Frenchie nach einem Blick auf die Uhr. »Der Radarwarner wurde auf den neuesten Stand gebracht, die Chaffs und Flares bis an den Rand des Magazins nachgefüllt, die allerneuesten Updates für die Elektronik gefahren und das 3 D-Programm mit den Oberflächendaten der Flugroute mit der Navigation gekoppelt. Sie sollten die Daten ins Overhead eingespiegelt bekommen. Die Tanks sind gut für eine Reichweite von rund 3500 km, aber das kommt auf Ihre Flugweise an. Sollten Sie in einen Luftkampf verwickelt werden, dann schmilzt Ihr Treibstoffvorrat wie Schnee auf einer heißen Herdplatte, aber das wissen Sie sicher. Durch das Mehrgewicht ist an einen vertikalen Start hier von der Basis nicht zu