Heiß
Gespräch an. »Hervorragend«, sagte er nur, dann legte er auf. »Aserbaidschan hat die Genehmigung erwartungsgemäß erteilt. Damit ist unser Teil der Aufgabe erledigt. Guten Flug, meine Herren!«
Fünfzehn Minuten später donnerte die Harrier den Runway Two hinunter, hob die Nase und stieg wie ein Pfeil in den Nachthimmel über Afghanistan. Finch fuhr das Fahrwerk ein und legte den Jet in eine weite Rechtskurve. Während er auf die Lichter von Kabul in der Ferne schaute, dachte er mit Wehmut daran, dass dies sicher der letzte Flug seines Lebens am Steuerknüppel eines Militärjets sein würde. Ab jetzt wären wohl weniger elitäre Fluggeräte an der Reihe, und der Club der Jetfighter-Pilots würde ein weiteres Mitglied in Pension schicken …
Aber wenigstens war es ein Abgang mit Stil gewesen, tröstete sich Finch und meldete sich beim Bagram Tower ab. Besser als der Falklandkrieg, erfolgreicher als viele Einsätze, die er geflogen hatte. Dann warf er einen Blick hinauf zu den Sternen, die zum Greifen nah schienen. Trotzdem kam Finch der Himmel endlos vor, und ein Gefühl der Ruhe überkam ihn.
»Ich hoffe, du bist zufrieden, Vater«, murmelte er, »denn so etwas Verrücktes mache ich in nächster Zukunft sicher kein zweites Mal.«
29 . Juli 1935 , Haymarket, City of Westminster, London/England
»Sie haben eine beneidenswert gute Aussicht von hier, Sir«, bemerkte Andrew Morgan und lehnte sich über die Brüstung, um besser sehen zu können. Die Fenster der kleinen Wohnung im letzten Stock des gepflegten Altbaus an der Ecke Charles II Street und Haymarket erlaubten einen direkten Blick auf das Theatre Royal mit seinen griechischen Säulen und dem klassizistischen Vorbau. »Wie kommt man als Beamter der Krone zu solch einer Wohnung? Glück oder Intrige?«
»Ich musste nur vergleichsweise wenige umbringen, bevor ich einziehen konnte«, antwortete Majors lächelnd. »Mag die Vergangenheit des Haymarket auch nicht so rosig sein und sein Ruf vor langer Zeit ruiniert, so ist es doch für mich ein perfekter Ort im Herzen der Stadt. Ich war nie ein Landmensch, Gott sei Dank, also fehlt mir hier nichts. Zu viel Grün löst bei mir eine Depression aus. An Dorset denke ich nur mit Schaudern zurück. Wie es Lawrence in diesem Puppenhaus jahrelang aushalten konnte, ist mir ein Rätsel.«
Morgan und der Colonel hatten nach einem kurzen Spaziergang, der großteils schweigend verlaufen war, den Haymarket erreicht und waren die breiten, eleganten Marmortreppen zu Majors Wohnung hinaufgestiegen. Nun standen sie, beide einen Drink in der Hand, vor dem großen Fenster und beobachteten die Passanten, die dem Sommerabend entgegenflanierten. Zwischen den warmen, von der Sonne aufgeheizten Häuserfassaden, zogen Mauersegler ihre Kreise auf der Suche nach Insekten.
»Dieses Cottage war perfekt, um sich vor der Welt zu verstecken«, gab Morgan zu bedenken. »Wo hatte er es nicht überall versucht! In der Air Force, bei den Panzertruppen, auf ständig neuen Reisen, unter immer wechselnden Namen. Er, der ruhmreiche Offizier der Krone, der bei den aufständischen und gegen die Mittelmächte aufgewiegelten Arabern im Hedschas, sowie als Diplomat während der anschließenden Friedenskonferenzen in Paris und Kairo hoch angesehen war. Hat man nicht ihm den maßgeblichen Anteil an der politischen Neuordnung des Nahen Ostens zugeschrieben?«
Majors nahm einen Schluck Sherry, bevor er antwortete. »Und doch war sein Stern bereits 1918 im Sinken begriffen. Nach Kriegsende nahm man ihn im Westen vornehmlich als Araberfreund wahr, während die Araber ihn angesichts der Nachkriegsregelungen für den Nahen Osten und den daraus entstehenden Vorteilen für die Entente als Verräter an der arabischen Sache sahen. Er saß zwischen zwei Stühlen und hatte es doch nur gut gemeint.«
Morgan nickte gedankenverloren. »Er muss politisch ziemlich desillusioniert gewesen sein, als er nach England zurückkehrte. Hat er nicht in seinem Vorwort zur Prachtausgabe von 1926 geschrieben: ›Wäre ich ein aufrichtiger Berater der Araber gewesen, dann hätte ich ihnen geraten, nach Hause zu gehen und nicht ihr Leben für eine solche Gaukelei zu riskieren.‹?«
Majors brummte zustimmend. Er runzelte die Stirn. Der Informationsstand des jungen Geheimdienstmitarbeiters begann, ihm ernsthaft Sorgen zu machen. Wie tief hatte sich Morgan in das Leben des Lawrence of Arabia tatsächlich eingearbeitet? War er vielleicht sogar auf sein Geheimnis gestoßen?
Der
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