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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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geben Sie ihm die Gästekabine an Backbord.« Damit drehte er sich um und machte Anstalten, auf die Kommandobrücke zurückzugehen.
    »Commandant? Ihre Unterschrift unter das Dokument bitte!«
    Moevus kritzelte seine Initialen neben die anderen Unterschriften am Ende des Schreibens und gab es an seinen Ersten Offizier zurück.
    »Noch etwas, mon Capitaine. Monsieur Michalski soll aufgrund eines Befehls der Regierung gemeinsam mit seinem Sohn an der Reise teilnehmen und die Ladung begleiten«, sagte der Erste Offizier. »Soll ich ihm die andere Kabine zuteilen?«
    »Wenn das so weitergeht, dann können wir gleich eine Kreuzfahrt organisieren«, brummte Moevus ungehalten. »Sonst noch jemand? Die Mädels aus den Folies Bergère? Ein Bordorchester? Vielleicht ein paar Eintänzer?«
    Ein Bote mit einer Mitteilung der Hafenkommandantur enthob den Ersten Offizier einer Antwort. Der Kapitän öffnete die Depesche. »Schon passiert«, meinte er missmutig, nachdem der Bote wieder die Brücke verlassen hatte. »Wir dürfen wegen der deutschen Minen nicht auslaufen. Weitere Befehle folgen im Laufe des Vormittags. Schließen Sie das Beladen ab, danach holen Sie sich eine Mütze Schlaf. Und beten Sie, dass uns keine deutsche Bombe auf den Kopf fällt. Lassen Sie vorsichtshalber alle Lampen am Kai löschen. Und bevor Sie in Morpheus Arme sinken, bitten Sie unseren Gast aus Paris in meine Kabine.«
     
    Am Vormittag des 18 . Juni war die Situation unverändert schlecht. Nur die Deutschen rückten stets weiter auf Lorient vor, wie die französischen Rundfunkstationen stündlich vermeldeten. Nachdem die Wehrmacht noch in den Nachtstunden Rennes ohne Widerstand eingenommen und die Stadt besetzt hatte, marschierte sie nun ohne Pause weiter westwärts. Nächstes Ziel: Guer, dann Lorient. Dazwischen die Bretagne ohne nennenswerte große Städte oder wichtige Ortschaften. Eine Spazierfahrt für die deutschen Panzer.
    Moevus drehte die neueste Depesche des zuständigen Marinekommandanten in den Händen und blickte über den Hafen hinaus aufs Meer, das so ruhig aussah. Dann las er die letzten Zeilen nochmals. »Fluss von Lorient nicht von den Deutschen vermint, nur die Sicherheitszone vor der Mündung und der Insel Groix. Statt zu riskieren, die Victor Schoelcher im Hafen zu versenken und damit den Deutschen Stellen den Zugriff auf die Fracht in wenige Meter tiefen Gewässern zu ermöglichen, schlagen wir vor, auszulaufen und einen ungewöhnlichen Kurs so nahe wie möglich entlang der Küste zu nehmen. Eine andere Möglichkeit erscheint angesichts des überraschend schnellen Vorrückens der Deutschen Wehrmacht nicht realistisch.«
    Und nun, dachte sich Moevus. Was nun? Warten und den Deutschen in die Hände fallen oder auslaufen und auf einer Mine nach wenigen Minuten die Fahrt beenden?
    Oder gab es eine andere Lösung?
    Der Erste Offizier unterbrach seinen Gedankengang. »Stimmt es, dass die Minenleger nur in sicherem Abstand von der Mündung gearbeitet haben?«, fragte er aufgeregt.
    Moevus nickte zustimmend und reichte ihm die Depesche.
    »Dann müssen wir ganz nah an Larmor-Plage entlang, bei Flut. Dann immer entlang der Küste, bis zum Port Foll. Leicht erkennbar am Leuchtturm von Kerroch, zwei Landzungen weiter. Da drehen wir westwärts aufs offene Meer und haben es geschafft. Dann müssten die verdammten Minen hinter uns liegen.«
    Der Erste Offizier sah Moevus herausfordernd an. »Sie wissen, ich bin hier aufgewachsen, an Land und auf dem Wasser. Kein Problem, mon Capitaine. Übergeben Sie mir das Steuer, und ich bringe die Schoelcher sicher aufs offene Meer.«
    »Oder geradewegs auf den Grund des Meeres, falls die Deutschen genau das vorhergesehen und die Küstengewässer gleich mit vermint haben«, murmelte Moevus unentschlossen. Er dachte nach. »Wann kommt die Flut?«
    »Genau um zwölf Uhr mittags«, antwortete sein Offizier.
    Moevus nagte an der Unterlippe. Schließlich nickte er. »Gut, geben Sie dem Marineoberkommando Bescheid, wir laufen um zwölf Uhr aus. Und Gnade uns Gott, Sie irren sich. Unser Leben liegt jetzt in Ihren Händen.«
     
    Die Kirchen von Lorient läuteten die Mittagsstunde, als hinter der Victor Schoelcher das Wasser aufbrodelte und schäumte.
    »Alle Leinen los!«, schallte es über den Kai, und die Schiffsdiesel brummten laut auf, während aus dem kurzen Schornstein dunkelgraue Schwaden in den blauen Himmel stiegen. Mit einem kurzen, tiefen Ton aus seinem Horn legte der Hilfskreuzer langsam ab. Niemand

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