Heiß
Geschäftsfrau Amber Rains oder an die fliegende Abenteurerin? Heute leite ich ein Unternehmen, für das ich Tag und Nacht arbeite, hab noch immer keine Familie, dafür ein Haus mit Hypothek, bin endlich etabliert …«
»… und ich bin auf der Flucht«, fuhr Finch fort. »Was ist besser? Genieß dein Shoppingwochenende in Paris und trink ein Glas auf mich, auf uns, in Erinnerung an die alten Zeiten. Oder besser noch ein paar Gläser.«
In diesem Augenblick klingelte Amber Rains’ Handy, und sie zog es aus der Brusttasche. »Siehst du, die Firma ruft«, meinte Amber lakonisch, bevor sie das Gespräch annahm.
Finch ging den schmalen Gang entlang nach hinten zu Llewellyn und Salam und öffnete die Kabinentür, durch die frische, kühle Abendluft hereinströmte. Er atmete tief ein und sprang hinaus auf den weichen Grasboden. Das Flugfeld war menschenleer, nur nebenan im Restaurant
Le petit prince
brannte Licht.
»Willkommen in Frankreich! Ab hier müssen wir improvisieren«, stellte Finch fest. »Aber wir sind immerhin ohne großes Aufsehen eingereist. Und wie es aussieht, gibt es da drüben etwas zu essen.«
Mit einem leisen Quietschen glitt das Tor des Hangars vor der Ju 52 zurück, und ein älterer Mann in einem fleckigen Monteuranzug winkte zum Cockpit hinauf. Dann richtete er sich seine Mütze und schlenderte zu den drei Männern herüber, die neben dem Flugzeug standen und ihm entgegensahen.
»Bonsoir Messieurs«, grüßte er freundlich. »Bienvenu à La Ferté-Alais. Vous avez eu un beau vol? Il faisait un temps magnifique aujourd’hui et la vue était formidable.«
»Bonsoir Monsieur«, antwortete Finch. »Un voyage en Junkers c’est en effet toujours une aventure mémorable. Nous attendons notre pilote Amber pour aller dîner.«
»Du sprichst Französisch?«, wunderte sich Llewellyn.
»Wer lange genug in ehemaligen französischen Kolonien unterwegs war, bei dem bleibt ein wenig hängen«, antwortete Finch. »Und die Begrüßung war so nett, dass ich mein altes Französisch auspacken und ihm einfach eine Freude machen wollte.«
»Ahh, Sie sind Engländer«, lächelte der Mechaniker. »Natürlich, das hätte ich mir denken können. Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Amber brachte die alte Dame ja aus Duxford zurück. Das kleine Flughafenrestaurant ist übrigens sehr zu empfehlen. Marie kocht mit Hingabe und Leidenschaft.«
»Und mein Magen knurrt«, stellte Salam fest. »Ich freue mich auf ein Abendessen, danach auf eine Mütze Schlaf. Gibt es ein Hotel in der Nähe?«
»Ein sehr schönes sogar«, nickte der Mechaniker. »Keine zehn Kilometer entfernt, das Ile du Saussay. Ein wenig modern für meinen Geschmack, aber ruhig und direkt am Wasser.«
»Perfekt, dann kann ich auch endlich meine Frau in Lahore anrufen.«
»Das glaube ich nicht …«
Alle zuckten zusammen und blickten hinauf zur Ju 52 . Amber Rains’ Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes. Sie stand in der offenen Kabinentür und schaute besorgt zu John Finch. »Das war Martin, einer meiner Jungs. Vor zwanzig Minuten stürmten einige sehr entschlossen aussehende Männer in dunklen Anzügen in den ARC -Hangar in Duxford, machten sich wichtig und wedelten mit Regierungsausweisen herum. Sie wollten wissen, wo die Insassen des Audi geblieben wären. Martin hat es ihnen gesagt. Er ist kein Kämpfertyp.«
Finch sah Llewellyn alarmiert an. »Die Versager, wie du sie nennst, sind ganz schön schnell und scheinen Zugriff auf eine Menge Ressourcen zu haben. Langsam fange ich an, mir Sorgen um Compton zu machen.«
»Was ist hier überhaupt los?«, wollte Amber wissen. »Bisher war es mir egal, wovor ihr davongelaufen seid, aber jetzt betrifft es mich genauso. Ich mag es nicht, wenn irgendwelche ominösen Regierungsfuzzis in meinem Unternehmen einen auf starken Mann machen und meine Mitarbeiter unter Druck setzen. Also?«
»Eine lange Geschichte«, wehrte Llewellyn ab, »und wir haben weniger Zeit, als wir gehofft haben. John, Ägypten war doch keine so schlechte Idee. Ich bin dabei.«
»Ägypten?« Die Pilotin blickte von einem zum anderen. »Warum nicht gleich Kapstadt? Ihr seid auf einem französischen Privatflugfeld, da kommt selten ein Linienjumbo vorbei auf seinem Weg nach Kairo.«
»Wo ist der nächste internationale Flughafen?«, wollte Finch wissen.
»In Orly, rund fünfzig Kilometer von hier. Im Süden von Paris.« Der Mechaniker nahm die Mütze ab und kratzte sich am Kopf. »Doch soweit ich weiß, fliegt von Orly keine Linie
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