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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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niemand stört, nicht wahr?«, meinte er lächelnd, aber seine Augen fixierten kalt den verwirrt von einem zum anderen blickenden LaTour.
    »Was wollen Sie?«, fragte der Antiquar erstaunt und wechselte ein wenig unwillig ebenfalls ins Englische. »Wenn es Geld ist, dann muss ich Sie enttäuschen. Ich habe keine hundert Euro in der Kasse.«
    »Sehen wir aus wie Räuber, die einen so netten und friedlichen Buchhändler wie Sie überfallen wollen?«, mokierte sich der Fahrer, strich sich über die Glatze und schüttelte den Kopf. »Tz, tz, machen wir einen so schlechten Eindruck?« Seine Hand schoss vor, vergrub sich in LaTours Haaren und zog den aufstöhnenden Mann zu dem kleinen Tisch. Dann stieß er ihn in den Sessel.
    »Wir brauchen nur eine Auskunft, dann sind wir auch schon wieder weg. Das sollte doch nicht zu schwierig sein.«
    Doch LaTour dachte nicht daran, klein beizugeben. »Sind sie verrückt?«, stieß er hervor. »So werden Sie sicher keine Informationen von mir erhalten. Verlassen Sie sofort mein Geschäft, oder ich hole die Polizei!«
    Der Fahrer zog einen scheckkartengroßen Ausweis aus seiner Lederjacke und hielt ihn dem Antiquar vor die Nase. »Wir sind noch viel besser als die Polizei, Monsieur LaTour, das werden Sie uns doch zugestehen müssen. Vielleicht nicht in unserem heimatlichen Sandkasten, aber Paris ist nicht weit von London, und wir können ja jederzeit um Amtshilfe ansuchen.«
    Paul betrachtete alarmiert den Ausweis. »Sie sind vom englischen Geheimdienst? Warum sagen Sie das nicht gleich? Kein Grund, sich so aufzuführen. Ich habe erst vor einigen Wochen drei Tagebücher an Ihre Behörde verkauft.«
    »Für eine schöne Stange Geld, und damit sind wir auch schon beim Thema«, der Mann mit den schwarzen Haaren nickte. »Sie wissen, was in den Tagebüchern stand?«
    LaTour funkelte den Motorradfahrer an. »Blöde Frage. Sonst hätte ich sie kaum dem MI 6 angeboten und sicherlich auch nicht diesen Preis bekommen.«
    Die beiden Agenten sahen sich an.
    »Sie haben uns drei Tagebücher von Adolphe Cannotier geliefert«, fuhr schließlich der Mann mit der Glatze fort und beugte sich über den Tisch, bis sein Gesicht das von LaTour beinahe berührte. »Nummer eins, zwei und vier. Wo ist das dritte?«
    Der Buchhändler zuckte mit den Schultern. »Ebenfalls verkauft«, gab er gleichmütig zurück, »an einen anderen Interessenten.«
    »Wie sinnig«, zischte der Motorradfahrer. »Und warum?«
    »Weil es darin um etwas ging, das England nicht betraf, sondern Cannotiers Gefangenschaft in Deutschland«, antwortete LaTour. »Der Rest waren Familienfotos und private Briefe.«
    Die Hand des Kahlköpfigen schoss erneut vor und krallte sich in den Pullover des Antiquars. Er riss ihn hoch. »Es gab auch Fotos?«, schnauzte er LaTour an. »Wieso erfahren wir das erst jetzt?«
    »Weil die nie Teil des Deals waren«, keuchte LaTour und versuchte, sich loszureißen. »Lassen Sie mich los!« Als Antwort landete eine Faust in seinem Magen und nahm ihm die Luft. Er knickte ein. Doch der Glatzkopf riss ihn wieder hoch.
    »Sie Klugscheißer! Nicht Teil des Deals? Sie haben uns nur die drei Bücher angeboten und nichts anderes! Wir hatten nie eine Auswahl!« Zwei Schläge später lag LaTour gekrümmt auf dem Boden und schnappte nach Luft. Der schwarzhaarige Mann ging neben ihm in die Hocke. »Wo ist der Rest des Nachlasses?«, fragte er mit einer gefährlich ruhigen Stimme. »Wo ist der dritte Band der Aufzeichnungen?«
    »Verkauft!«, presste LaTour heraus. »An einen Sammler in Deutschland.« Sein Atem ging stoßweise. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, und sein Körper schmerzte.
    »Genauer!«, forderte der Schwarzhaarige. »Name und Adresse.«
    LaTour schüttelte schwach den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, unmöglich. Meine Kunden …« Er brach ab und würgte. »… legen Wert auf Diskretion.«
    »Wir auch, mein Freund, wir auch«, seufzte der Beifahrer und stand auf. Dann stellte er mit einer raschen Bewegung seinen Fuß mit dem Motorradstiefel auf den Hals des Antiquars. LaTour röchelte und krümmte sich, versuchte mit beiden Händen, den Fuß wegzustoßen, vergebens.
    »Das ist Ihre letzte Chance, Monsieur LaTour«, meinte der Fahrer ironisch. »Sonst müsste ich meinen Freund dazu auffordern, etwas stärker aufzutreten und Ihnen das Genick zu brechen. Also?«
    »Konstantin …«, röchelte der Buchhändler, die Finger um den Stiefel gekrampft. »Konstantinos … Georgios … Kronberg im Taunus

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