Heiß
und griff seelenruhig hinein. Auf den letzten dreißig Zentimetern beschleunigte er seine Hand, und er packte eine der grünen Schlangen direkt hinter dem Kopf, bevor die richtig reagieren konnte. Dann nahm er sie vorsichtig und hielt sie Siegberth hin.
Die Wissenschaftlerin wich entsetzt zwei Schritte zurück.
»Keine Angst, sie ist nicht giftig, der Biss schmerzt nur«, beruhigte Konstantinos sie und streichelte mit einem Finger der Boa über den Kopf. »Eine hat mich vor Jahren einmal gebissen, als ich nicht darauf vorbereitet war. Das war unvorsichtig von ihr. Ich habe ihr daraufhin den Kopf abgebissen. Zur Strafe.«
Siegberth wich noch weiter zurück. Sie wusste nicht, wovor sie sich mehr fürchten sollte – vor dem Mann, der sich Schlangenträger nannte, oder vor der Schlange in seiner Hand.
Konstantinos schien es nicht zu bemerken und präsentierte die grüne Schlange wie ein kostbares Juwel bei einer Vernissage. »Schauen Sie die wunderbare Zeichnung an, das intensive Grün, den harmonischen Kopf.«
Die Boa wand sich um seinen Arm und versuchte vergeblich, sich zu befreien.
»Wie Sie sehen, ist sie eine wahre Diva, launisch und unberechenbar«, lachte der Grieche. »Außerdem fällt sie unter das Artenschutzgesetz. Also besser, wir setzen sie wieder ins Terrarium, sonst habe ich am Ende noch die Behörden am Hals.« Er gluckste, während die Wissenschaftlerin schluckte. Erleichtert sah sie, wie Konstantinos geschickt das Tier auf einen Ast fallen ließ.
»Aber so kommen Sie doch wieder näher, meine Verehrte, die Führung ist noch lange nicht zu Ende«, schmeichelte Konstantinos. »Das Beste kommt doch erst. Ich habe so viele Schätze in diesem Raum, Sie werden sehen!«
Wenn der Bentley die Eintrittskarte für die Villa an der Merianstraße gewesen war, so war seine Macht bald an ihre Grenzen gekommen, als der Butler und Leibwächter von Konstantinos entdecken musste, dass keineswegs von Strömborg, sondern zwei Unbekannte der auffälligen Limousine entstiegen.
»Wo … ich meine …«, begann der ehemalige Bodybuilder verwirrt zu stottern, als Calis und Trapp aus dem Mulsanne kletterten. »Sind Sie Freunde von Herrn von Strömborg? Haben Sie einen Termin mit Herrn Konstantinos?«
»Sie sind zu neugierig«, stellte Thomas Calis fest und hielt ihm seinen Ausweis vor die Nase. »Wo ist der Hausherr?«
»Im Ausland, auf Reisen«, kam es ein wenig zu prompt zurück. »Verlassen Sie sofort das Grundstück. Oder haben Sie einen Hausdurchsuchungsbefehl?«
Martina Trapp musterte den muskulösen Mann von oben bis unten. »Ein kleiner Schlaumeier? Ihren Ausweis, aber pronto.«
Der Leibwächter schüttelte verärgert den Kopf. »Wer immer Sie auch sein mögen, Sie befinden sich nicht nur auf einem Privatgrundstück, sondern auf einem Anwesen mit besonderen Rechten.« Sein Gesicht nahm einen triumphierenden Ausdruck an, als er auf ein kleines Schild neben dem Eingang wies. »Darf ich Sie an einen kleinen Passus erinnern, der Gebäude von Botschaften oder Konsulaten betrifft? Das Gelände, auf welchem sich eine Botschaft oder ein Konsulat befindet, steht unter einem besonderen völkerrechtlichen Schutz. Organe des Gastgeberlandes dürfen das Grundstück und die Gebäude nicht ohne Einwilligung des Missionschefs betreten, durchsuchen bzw. Beschlagnahmungen oder Festnahmen durchführen.«
»Schalten Sie den Klugscheissermodus wieder aus«, knurrte Calis.
Doch der Leibwächter ließ sich nicht beirren. »Die Botschaft und ihre Diplomaten genießen besonderen Schutz und Vorrechte. Schon mal was von diplomatischer Immunität gehört?«
Martina Trapp sah Calis an und dann wieder den Leibwächter, der keine Anstalten machte, sie ins Haus zu bitten. Er wandte sich um und meinte etwas herablassend über die Schulter: »Soviel ich weiß, wurden Sie nicht eingeladen. Also darf ich Sie auffordern, das Grundstück wieder zu verlassen, bevor Sie verklagt werden. Und zwar jetzt sofort! Und was meine Papiere betrifft, so können Sie sich die …«
Mit zwei großen Schritten stand die Oberkommissarin hinter ihm und drückte ihm ihre Pistole in die Nieren. »Sprechen Sie nur weiter, und ich provoziere mit Leidenschaft einen diplomatischen Zwischenfall. Und betrete die Villa über Ihre Leiche. Ich hab die Nase voll von Leuten, die mir in den letzten Tagen ununterbrochen sagen wollen, was ich darf und was nicht.«
Der Leibwächter erstarrte, und Calis schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Hätte von mir kommen
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