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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Aufatmend ließ sich Calis in einen der bequemen Sessel fallen. »Also, Gustav, bei welchem Bruch warst du dabei?«
    »Bei jar keem, ehrlich, det war Zufall.«
    »Und ich bekomme jedes Jahr eine Gehaltserhöhung«, entgegnete Calis spöttisch. »Wer’s glaubt …«
    »Da stand eener plötzlich bei mir im Jarten, vor‘n paar Tagen«, begann Gustav, und seine Augen blitzten vergnügt. »So’n Pomadeheini. Hat jedacht, er macht eenen uff böse. Hat mit ’ner Kanone herumjefuchtelt, irjendwat von ’nem Exempel jefaselt. Det mochte Attila jar nich. Kam durch die Büsche wie’n Jüterzug. Die Hand hat danach echt schlimm ausjesehen. Ach ja, die Pistole von dem Typ geb ick Ihnen nachher noch mit …«
    »Und weiter?«
    Gustav zuckte mit den Schultern und gluckste vor sich hin. »War wohl nich so hart, wie er dachte. Als ihm Attila an die Gurjel wollte, hat er uffjejeben.«
    Calis nahm einen Zug aus der Bierflasche. »Aahh, das zischt den ganzen Weg runter. Und was ist dann passiert?«
    »Ick hab dann mit meenen Beziehungen zu die Bullen anjejeben«, kicherte Gustav. »Se sind ja jetzt bekannt wie ’n bunter Hund. Det kommt jut.« Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Da hat er jemeent, wir könnten det vielleicht unter uns und so, während ihm det Blut aus der Hand jeloofen is. Attila hat ihn ständig anjeglotzt wie ’ne Jause für zwischendurch. Hat also zwanzich Scheine abjedrückt und is wieder abjezogen.«
    »Und du hast nicht vielleicht ein wenig nachgeholfen?«, wollte Calis wissen.
    »Pfff …«, machte Gustav und blies mit unschuldigem Blick die Backen auf. »Noch’n Bier? Man jönnt sich ja sonst nüscht.«
     
    Zwei Stunden später trat Calis leicht schwankend auf die menschenleere Wallenbergstraße und zog leise das Gartentor hinter sich zu. In einem der großen Plattenbauten stritt sich ein Paar lautstark bei offenem Fenster. Klang nach Trennung, dachte der Kommissar, und schob den Gedanken an kurz berockte Juristinnen beiseite.
    Gustav war wohl in seinem neuen Gartenpavillon eingeschlafen. Calis konnte sein Schnarchen bis auf die Straße hören. Nach kurzem Überlegen sperrte er die Beifahrertür des Golfs auf und ließ sich auf den Sitz gleiten. Dann kippte er die Rückenlehne nach hinten und suchte nach der richtigen Schlafposition. Bevor er die Augen schloss, sah er durch das Seitenfenster hinauf zu einer der Gaslaternen.
    Ihr gelbes Licht hatte noch immer etwas Versöhnliches.

Epiloge

I. Chitral
    Die Wachen vor der Polizeistation salutierten zackig, als Shabbir Salam aus dem Jeep sprang und sich auf den Weg in sein Büro machte. Doch anstatt die wenigen Stufen zum Eingang hochzulaufen, blieb er bei den Uniformierten stehen, die strammstanden, aber über das ganze Gesicht strahlten. Er zupfte der Form halber an einer der Jacken, dann schüttelte er den beiden Männern die Hände.
    »Es ist schön, dass Sie wieder hier sind, Chief«, sagte eine der Wachen und legte nach alter Tradition die Hand auf Stirn und Herz. »Es waren keine guten Tage.«
    Salam nickte schweigend und klopfte dem Mann auf die Schulter. Dann stieg er die Treppe hinauf und stieß die Glastür auf. Im großen, hellen Vorraum des blau gestrichenen Funktionsbaus bot sich ihm das gewohnte Bild. Es tummelten sich zwar keine Touristen, die auf ihre Papiere warteten, doch jede Menge Einheimischer drängten sich vor den Bürotüren, riefen durcheinander oder standen in dichten Trauben beisammen. Der Chief Inspector sah sich um und genoss das Schauspiel. Es tat gut, wieder nach Hause zu kommen …
    Dann geschah etwas, das Salam tief berührte. In einem Eck der Halle begannen einige der Bauern zu applaudieren, als sie ihn sahen. Immer mehr der Männer fielen ein, und schließlich brandete der Applaus wie eine Woge durch den großen Raum. Der Chief Inspector winkte kurz in die Runde, senkte dann verlegen den Kopf und lief die Treppe hinauf ins Obergeschoss.
    Aus seinem Büro ertönten laute Stimmen. Salam schmunzelte, als er die energische Stimme von Kala hörte, die sich unüberhörbar beschwerte. »Das ist das totale Chaos hier! Ein völliges Durcheinander! Alle meine Unterlagen liegen irgendwo verstreut! Ich finde überhaupt nichts mehr!«
    Er atmete tief durch, dann stieß er die Tür auf und sah vor sich Aktenberge – auf dem Boden, aufgeschichtet zwischen den beiden Schreibtischen, in den Ecken des Raumes, auf den Fensterbänken. Dazwischen versuchte Kala hektisch, System in die Unordnung zu bringen.
    »Ist das

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