Heiß
mehr über die elegante Frau in Erfahrung gebracht hast«, gab der Pilot zurück und schob Sharif sanft aus dem Zimmer. »Außerdem kannst du mir einen Tisch für zwei im besten Restaurant der Stadt reservieren.« Er lächelte hintergründig. »Aber natürlich nur, wenn du bis dahin die Telefonnummer der geheimnisvollen Fremden herausgefunden hast.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Effendi!«, rief Sharif und stürmte los.
Finch nahm den Umschlag mit auf den Balkon, stellte sein Glas auf die Brüstung und riss das Kuvert auf. Von der Corniche ertönte ein Hupkonzert, als eine Gruppe Mopedfahrer sich quer durch den Verkehr drängte, abzubiegen versuchte und dabei zwei Spuren blockierte. Das Blatt, das er aus dem Umschlag zog, war bis auf drei Zeilen in einer schwungvollen Handschrift mit ausgeprägten Ober- und Unterlängen leer:
»Willkommen zurück in Ägypten, Mr. Finch!
Ich muss Sie dringend sehen. Bitte kommen Sie morgen so bald wie möglich in das Manuskriptenmuseum der Bibliotheca Alexandrina und fragen Sie nach Amina Mokhtar.«
Das Schreiben trug keine Unterschrift, aber Finch zweifelte keinen Augenblick daran, dass die elegante Frau in der Hotel-Lobby, die Verfasserin des Briefes und Amina Mokhtar ein und dieselbe Person waren. Also doch nicht Fiona … Nachdenklich faltete er das Blatt wieder zusammen und steckte es in den Umschlag zurück. Der Name Mokhtar sagte ihm gar nichts, kein Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf. Finch war überrascht, wie schnell sich seine Rückkehr herumgesprochen hatte – bis ins Manuskriptenmuseum von Alexandria!
Er ging ins Zimmer zurück und griff zum Telefon. »Geben Sie mir bitte das Manuskriptenmuseum in der Bibliotheca Alexandrina«, bat er die Vermittlung, und als er durchgestellt wurde, fragte er nach Amina Mokhtar.
»Dr. Mokhtar ist derzeit nicht im Haus, sie kommt morgen früh wieder ins Museum«, antwortete sein Gesprächspartner. »Ist es dringend?«
»Keine Ahnung«, gab Finch zurück. »Frau Mokhtar wollte mich sprechen und hat mir deshalb eine Mitteilung zukommen lassen.«
Der Mann in der Telefonzentrale des Museums überlegte kurz. »Sie hat für Notfälle ihre Handynummer hinterlassen. Haben Sie etwas zum Schreiben?«
Finch notierte die Nummer und bedankte sich. Er wollte gerade wählen, als es erneut an der Tür klopfte.
»Der Tisch im Kadoura ist für neunzehn Uhr bestellt«, strahlte ihn Sharif stolz an. »Es ist nicht weit von hier, direkt an der Corniche, und man sagt, es sei das beste Fischrestaurant des Nahen Ostens.«
»Du hast also ihren Namen und ihre Telefonnummer?«, erkundigte sich Finch lächelnd. »Sie heißt Amina Mokhtar, arbeitet in der Bibliotheca Alexandrina, und das ist ihre Telefonnummer.« Er hielt dem Jungen grinsend den Zettel mit der Zahlenreihe vor die Nase.
Sharif ließ die Schultern hängen und griff resigniert in die Tasche seiner Uniform. »Ihr Geld, Effendi«, sagte er niedergeschlagen und wollte Finch die zehn Dollar zurückgeben, doch der winkte ab.
»Du warst schnell, Sharif, und ich hatte einen Informationsvorsprung«, lobte er den Jungen. »Gute Arbeit! Betrachte die zehn Dollar als wohlverdienten Vorschuss.« Dann wählte er Dr. Mokhtars Nummer.
Fiona würde wohl noch ein wenig warten müssen.
Das Kadoura lag an der Ecke einer kleinen Seitenstraße mit Blick auf die Corniche, das Meer und die Bucht von Alexandria. Aus dem ursprünglichen kleinen Familienbetrieb war mit den Jahren und Jahrzehnten die Basis einer Kette von Fischrestaurants geworden, zu der Filialen in Saudi-Arabien, den Emiraten und dem Sudan gehörten. Trotz des stetig wachsenden Erfolgs war das Kadoura seinem Prinzip der unbedingten Qualität treu geblieben, was den Andrang auf die wenigen Tische erklärte, die meist mehrere Tage im voraus reserviert waren.
Sharif musste tatsächlich gute Beziehungen in der Stadt haben, dachte John Finch, als er pünktlich um neunzehn Uhr die Tür aufstieß und ihm eine Welle von Musik und Gelächter entgegenschlug. Das Lokal war bis auf den letzten Platz besetzt.
Wenn Amina Mokhtar sein Anruf überrascht hatte, dann hatte sie es perfekt überspielt. Nein, sie habe für den Abend noch nichts vor und ja, sie freue sich selbstverständlich darüber, dass er so rasch Zeit gefunden habe. Und das Kadoura, nun wer in Alexandria kenne das Lokal nicht?
John Finch ließ den Blick über die etwas kitschige Einrichtung gleiten, die in ägyptischen Restaurants so beliebt war. Fischernetze
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