Heiß
Straße, und ich möchte nicht von einem Hundebesitzer, dessen Köter Durchfall hat, beobachtet werden.« Er streckte die Hand aus. »Haben Sie den Gegenstand?«
»Haben Sie das Geld?«, zischte der Mann mit der Narbe herausfordernd.
»Selbstverständlich«, gab sein Auftraggeber kühl zurück. »Das hier ist kein Kindergartenspiel im Sandkasten. Erzählen Sie mir lieber, wie es gelaufen ist. Aber vorher geben Sie mir …«
»Nein«, Narbengesicht schüttelte den Kopf. Er zog den Zylinder aus einer der Ärmeltaschen seines Anzugs und hielt ihn unter die Innenbeleuchtung. Das Metall schimmerte matt. »Hier ist er. Und nun will ich das Geld sehen.«
»Warum die Ungeduld?«, grinste der Mann im Fond. »Ich möchte zuerst wissen, wie es in Berlin gelaufen ist. Also?«
Narbengesicht zuckte die Achseln. »Von mir aus«, murrte er und begann zu berichten.
Neun Minuten später rollte der Bentley wieder auf den dreieckigen Parkplatz am Ende der Arolser Straße, wendete und hielt an. Der Chauffeur stieg aus, ging zum Heck, öffnete den Kofferraum und zog einen kleinen Aluminiumkoffer unter einer Decke hervor. Dann wartete er.
»Ihr Geld.« Der Mann im Fond deutete auf den Fahrer und streckte dann auffordernd seine Hand aus. Narbengesicht überlegte kurz, ließ dann den Zylinder hineinfallen und nickte seinen Begleitern zu. Die drei Männer stiegen eilig aus, und der Chauffeur übergab ihnen den kleinen Koffer, bevor er wieder hinter das Steuer glitt.
»Halt!«, rief ihm einer der Männer nach und deutete auf die Zahlenschlösser. »Wie lautet die Kombination?«
»Drei-neun-sechs-acht-zwei-eins«, rief der Fahrer aus dem Fenster, dann beschleunigte die dunkelblaue Limousine mit dumpfem Grollen die Straße hinunter.
»Dafür brauchen Sie zwanzig Sekunden bei dem Licht«, meinte der Mann im Fond leichthin und steckte den Metallzylinder ungeöffnet in seine Anzugtasche. »Geben Sie Gas.«
Der Bentley schoss nach vorne und verschwand in der Nacht, während der Mann mit der Narbe leise fluchend die kleinen Rädchen des Schlosses drehte und die Zahlen aufreihte. Drei-neun-sechs-acht-zwei-eins. Endlich schnappten die Riegel, und er riss den Deckel auf. Von grünen Banderolen zusammengehalten schimmerten ihm fünfzig Päckchen leerer weißer Scheine entgegen.
»Scheiße!«, brüllte er und stürmte in Richtung eines Opel Insignia. »Zum Wagen und nichts wie hinterher! Das wird uns der Schnösel teuer bezahlen! Den schneide ich in kleine Streifen!« Noch im Laufen ließ er achtlos den kleinen Koffer fallen, und die Papierflut ergoss sich über die Fahrbahn.
Verdattert schauten seine beiden Begleiter den weißen Papierblättern nach, die wie Herbstlaub über den Parkplatz flatterten. Dann hatten sie sich gefangen und rannten los. Einer ließ sich auf den Beifahrersitz des Opels fallen und schlug die Tür zu, während der andere noch verzweifelt versuchte, hinten einzusteigen.
In diesem Moment startete Narbengesicht den Motor.
Die hellgelbe Stichflamme der Explosion schoss aus dem Motorraum hoch in den Nachthimmel, schleuderte die Kühlerhaube wie ein Stück Karton beiseite und ließ die Frontscheibe bersten. Dann zündete die zweite, größere Ladung Semtex unter dem Fahrzeugboden, zerfetzte den Insignia wie ein Plastikspielzeug und setzte die Benzinleitungen in Brand.
Der Mann, der neben dem Wagen gestanden hatte, wurde durch die Wucht der Detonation sofort zu Boden gestreckt und zerrissen. Als das ausgetretene Benzin sich entzündete und explodierte, standen die Reste des Opels in wenigen Sekunden in Flammen.
Hinter vielen Fenstern gingen die Lichter an, »Feuer! Feuer!« wurde gerufen.
Doch es war noch nicht vorbei.
Die Flammen griffen blitzschnell auf zwei unmittelbar daneben geparkte Autos über. Als deren Tanks in die Luft gingen, brach das Inferno erst richtig aus: Brennender Treibstoff wurde durch die Luft geschleudert, spritzte meterhoch und entzündete die drei Tonnen alter Reifen auf dem alten Anhänger.
Immer mehr Menschen in Schlafanzügen erschienen mit blassen Gesichtern vor den Wohnhäusern und blickten entsetzt auf die Flammenwand. Dichter, beißender Rauch zog in dicken schwarzen Schwaden durch die Arolser Straße und nahm den hilflosen Anwohnern die Sicht.
»Die Feuerwehr ist alarmiert!«, schrie eine Stimme aus dem dritten Stock. »Geht nicht näher! Bleibt in den Häusern! Wer weiß, was da noch alles in die Luft fliegt!«
Die altersschwachen Bremsleitungen des Anhängers hielten den
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