Heiß
Blick über seine Schulter. »Fremde in Zivil wollten die Listen der vermieteten Wagen sehen.«
»Schwarzer BMW ?«, fragte der Chief.
Der junge Mann nickte erneut. »Ich musste sie ihnen zeigen. Sie hatten Militärausweise.«
»Und das hast du richtig gemacht«, versicherte ihm Salam. »Sie kreisen wie die Geier im Ort. Noch einen Tag länger, und sie haben alles im Griff, wissen um jeden Schritt, sperren die Straßen, weisen die Touristen aus, damit sie freies Spielfeld haben. Deshalb bin ich hier, Zeyshan. Ich muss weg, und zwar am besten sofort.«
»Ihr Auto?«, fragte der junge Mann mit hochgezogenen Augenbrauen.
Salam schüttelte den Kopf. »In Flammen aufgegangen bei dem Anschlag. Und der kleine Geländewagen meiner Frau steht im Hof der Polizeistation. Direkt in Sichtweite des BMW X 5 .«
»Wer sind die?«, wollte Zeyshan wissen.
» ISI «, murmelte Salam, »die ersten Einsatztruppen aus Karatschi. Aber vergiss es gleich wieder.«
Der junge Mann pfiff lautlos durch die Zähne. »Und der Anschlag auf Ihr Haus?«
»Geht auf Kosten der lokalen Helfershelfer, jener Opportunisten, die für Geld alles machen«, antwortete der Chief. »Idioten, die tatsächlich glauben, dass sie eines Tages wegen eines Gefälligkeitsmords einen Posten in der Provinzregierung erhalten könnten.«
»Was natürlich nie geschehen wird«, fügte Zeyshan tonlos hinzu. »Mein Vater hat recht. Dieses Land frisst sich von innen auf. Wir brauchen dazu keine Feinde.«
»Aber ich brauche ein Auto«, erinnerte ihn Salam.
»Ich weiß, ich weiß.« Zeyshan klang unglücklich. »Ich würde Ihnen alle meine Wagen geben, aber die kennt hier jedes Kind. In wenigen Stunden wüsste jeder, wohin Sie gefahren sind.« Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Warten Sie, Chief, da fällt mir etwas ein …«
Er ging mit großen Schritten zu seinem Schreibtisch, riss die oberste Schublade auf und suchte etwas. »Ahh, wie ich mir gedacht habe, hier sind sie ja. Gut.« Triumphierend hielt er einen kleinen Schlüsselbund hoch. »Im vergangenen Sommer hat mein Vater in einem der Hochtäler einer Sippe beim Bau ihres Hauses in den Bergen geholfen. Sie haben eine notdürftige, elektrische Materialseilbahn errichtet, und für die Batterien benötigte mein Vater einen Pick-up. Also kaufte er einen alten Toyota Hilux, räumte die Ladefläche voller Lkw-Batterien und installierte auch noch einen kleinen Dieselgenerator, um sie zu laden.«
Salam schaute etwas verwirrt auf die leicht verrosteten Zündschlüssel, die ihm Zeyshan in die Hand drückte. »Das klingt nach einem überladenen Kleintransporter.«
»Vierradantrieb, Dieselmotor, zuverlässig wie ein erfahrenes Muli – und er hat zwei weitere Vorteile«, konterte Zeyshan. »Sie können nicht wegen einer leeren Batterie liegen bleiben …«
»Weil ich nämlich gar nicht vom Fleck komme«, unterbrach ihn der Chief Inspector brummend. »Und der zweite, äh, Vorteil?«
»Er steht zehn Meilen nördlich von hier in einer alten Scheune«, erwiderte der junge Mann unbeirrt. »Weit weg von den Spionen im X5.«
»Aha«, machte Salam etwas ratlos. »Was die Lösung des Problems nicht gerade vereinfacht.«
Das Grinsen, das sich in Zeyshans Augenwinkel einnistete, verriet nichts Gutes. »Chief, Sie sollten mehr Vertrauen in mich haben. Wann haben Sie eigentlich zuletzt auf einem schnellen Off-Road-Bike gesessen und den Wind gejagt?«
Kaiserdamm, Berlin-Charlottenburg/Deutschland
Irgendwie war das mit dem Schlafen im Bett auch völlig überbewertet, dachte Thomas Calis, als er vom Läuten des Telefons aus seinen Träumen geholt wurde. Er riss die Augen auf und musste feststellen, dass er gestern Abend auf dem Sofa eingenickt war und gleich durchgeschlafen hatte. In voller Montur, wie Alice – nunmehr Exfreundin – immer so abschätzig bemerkt hatte, bevor sie ins Bad verschwunden war, Nase hoch, Kinn nach vorne gestreckt, um die Fassade aufzutragen.
Calis war sich auf seinem eigenen Sofa regelmäßig vorgekommen wie ein Penner.
Das Telefon klingelte hartnäckig weiter, und der Kommissar rappelte sich seufzend auf. Er tastete nach seinem Handy, drückte die grüne Gesprächstaste und musste feststellen, dass er damit das Läuten nicht abstellen konnte.
Der Festanschluss im Schlafzimmer!
»Herrschaftszeiten!«, brummte Calis, tapste durch das übliche Chaos und ließ sich ächzend auf sein Bett fallen. Dann griff er zum Hörer, der auf dem Nachttisch lag.
»Stahnsdorf kann ick mir wohl abschminken«,
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