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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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es tat gut.«
    Der Mann nickte nur stumm. Die Perlen der Gebetskette klickten. »Aber nimm dich in Acht. Der Teufel lässt dich nicht mehr gehen, wenn er einmal gegen dich verloren hat«, meinte er schließlich und stand auf. »Denn am Ende, am Ende gewinnt er immer.«
    Damit wandte er sich ab und verschwand humpelnd in der Nacht.

4 Die Schattenkrieger

Arolser Straße, Frankfurt am Main/Deutschland
    Der dunkelblaue Bentley Mulsanne glitt durch das Neubaugebiet am Stadtrand in Frankfurts Norden, mit einem dumpfen Grollen wie ein UFO von einem anderen Stern. Die verdunkelten rückwärtigen Fenster hätten Beobachtern auch tagsüber die Sicht auf alle wichtigen Insassen genommen, aber nun, in den frühen Morgenstunden, sah es aus, als seien die Scheiben von innen schwarz lackiert worden.
    Der Mann im Fond blickte auf die Uhr. Im schwachen Licht der Innenbeleuchtung, das sich auf dem Glas seiner Patek Philippe spiegelte, zeichneten sich die schlanken Zeiger nur schemenhaft ab.
    Drei Uhr fünfunddreißig. Die Straßen waren menschenleer, in den Häusern brannten nur hie und da vereinzelte Lichter. Alles schlief, und selbst die Bankenmetropole schien Atem zu holen, Kraft für den nächsten Tag zwischen Börsenkursen und vielversprechenden Fonds, Wertberichtigungen und Eurobonds zu tanken.
    »Fahren Sie an der Abzweigung da vorne geradeaus weiter«, wies der Mann im Anzug den Fahrer an, der nur stumm nickte. »Am Ende der Arolser Straße ist ein großer Parkplatz. Der ist unser Ziel. Alles Übrige haben wir bereits besprochen.«
    Mehrstöckige Wohnblocks schoben sich ins Blickfeld, ersetzten die niedrigen Einfamilienhäuser mit ihren schnurgerade geschnittenen Hecken und grün gestrichenen Zäunen. Die gelbliche Straßenbeleuchtung ließ die geparkten Autos und selbst den Rasen ockerfarben aussehen.
    Nach dem Supermarkt auf der rechten Seite machte die Arolser Straße eine leichte Biegung, führte leicht ansteigend hinauf bis zu ihrem Ende, einem großen, dreieckigen Parkplatz zwischen Bäumen und Sträuchern. Von da zweigten nur mehr zwei Spazierwege ab.
    Die bläulichen Xenon-Scheinwerfer des Bentleys fraßen sich durch die Dunkelheit und erleuchteten einige abgestellte Autos, einen Anhänger ohne Zugfahrzeug, randvoll mit alten Autoreifen, und ein umgefallenes Moped. Erneut schaute der Mann im Fond auf die Uhr.
    »Da sind sie«, informierte ihn der Fahrer ruhig und wies nach vorne. Aus dem Schatten des rechten Weges waren drei Männer auf den Parkplatz getreten und gingen nun langsam auf den Bentley zu, der am Ende der Straße ausrollte. Zwei von ihnen trugen schwarze Kampfanzüge, einer Jogginghose und Pullover.
    Der Chauffeur hielt an, ließ den Motor laufen und stieg aus. Mit einem satten Klang fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, sperrte alle Geräusche aus wie eine Panzerschranktür. Nur das Summen der Klimaanlage war zu hören, untermalt vom dezent-sonoren Klang des riesigen, turbo-aufgeladenen Achtzylinders im Leerlauf. Genau in dem Moment, als der Mann auf der Rückbank die Innenbeleuchtung einschaltete, öffneten sich die Türen wieder.
    »Sie möchten eine Übergabe im Wagen? Das war so nicht ausgemacht!« Der Mann, der den Kopf ins Wageninnere streckte und sich rasch umsah, schien ungehalten. Die Narben, die über seine Wangen bis zum Kinn liefen, verliehen ihm das Aussehen eines ständig grinsenden, kahlrasierten Clowns. Die kalten Augen straften den fröhlichen Anblick Lügen.
    »Dann ändern wir die Abmachung eben«, erwiderte der Mann im Fond kühl. »Sie haben etwas mitgebracht, das ich haben will, und ich habe einen Koffer hier, den Sie gerne hätten. Also? Wo ist das Problem? Sie sind zu dritt und bewaffnet, wie ich annehme. Wovor haben Sie Angst?«
    »Vor nichts und niemandem«, brummte der Mann und gab dann seinen Begleitern ein Zeichen. Er ließ sich auf die Rückbank fallen, rutschte in die Mitte und machte Platz für einen seiner Begleiter. Der dritte Mann stieg auf den Beifahrersitz, zog eine Pistole aus dem Bund der Jogginghose und legte sie in seinen Schoß. Dann beobachtete er aufmerksam den Chauffeur, der sich mit einem dünnen Lächeln anschnallte und den Gang einlegte.
    Als der Bentley anrollte, um zu wenden, fuhr die Hand von Narbengesicht zur Tasche seines Kampfanzuges. »Was soll das?«, fragte er alarmiert.
    »Wir machen eine kurze Spazierfahrt durch die Umgebung«, beruhigte ihn sein Sitznachbar, »um nicht aufzufallen. Zu so früher Morgenstunde sind wir ziemlich allein auf der

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