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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Alexandrina im Jahr 2002 Tausende historische Dokumente über die Ägyptische Expedition und den Bau des Suezkanals von Frankreich gespendet, während aus Spanien Handschriften über die maurische Herrschaft kamen. Alle landeten hier im Manuskriptenmuseum, und manche werden sogar derzeit ausgestellt.«
    »War das auch der Grund, warum Sie nach Alexandria gekommen sind?«, wollte John Finch wissen.
    »Einer der Gründe«, gab Amina Mokhtar zu. »Der andere war, zu meinen Wurzeln zurückzukehren, die mein Vater bis zu seinem Tod aus Verbitterung verleugnet hatte. Unsere Familie stammt aus Nordafrika, lebte seit Generationen hier. Meine Vorfahren wurden hier geboren, heirateten, kämpften in Kriegen und starben in Schlachten. Sie waren Kaufleute und Karawanenführer, Kamelzüchter und einfache Bauern, Lehrer und Anwälte, Fischer und Beamte. Manche von ihnen fuhren zur See, andere wanderten aus, versuchten ihr Glück auf einem anderen Kontinent, wie mein Vater. Doch tief in ihrem Herzen sind sie nie von Nordafrika losgekommen.«
    »Wie ich«, murmelte Finch, »obwohl meine Familie aus dem Herzen Englands stammt.« Er nickte Amina Mokhtar zu, die ihre Tasse geleert hatte. »Kommen Sie, gehen wir ein Stück und genießen wir die Nacht. Und jetzt bin ich wirklich gespannt, was Sie gefunden haben.«
    Auf der Straße waren weniger Autos unterwegs, und die Promenade entlang des Strandes war fast menschenleer. Die Wissenschaftlerin hängte sich bei Finch ein und atmete tief durch. »Meine Tochter liebt dieses Land wie ich. Sie ist …«
    Das Klingeln ihres Handys unterbrach sie.
    »So spät?«, fragte Finch und sah sie mit gerunzelter Stirn an.
    »Der Direktor«, erklärte Amina Mokhtar nach einem Blick aufs Display. »Er bereitet eine Konferenz vor, die morgen beginnt, und arbeitet seit einer Woche rund um die Uhr.« Dann nahm sie das Gespräch an, und Finch blieb zurück, blickte aufs Meer hinaus, über dem sich ein fast wolkenloser Sternenhimmel spannte. Der Geruch nach Salz und Tang lag in der Luft, in der Ferne schienen die Lichter einiger Fischerboote über dem Wasser zu schweben.
    Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Arm. »Es tut mir leid, aber aus unserem Spaziergang wird nichts«, sagte Amina Mokhtar mit einem Ton des Bedauerns. »Ich muss noch einmal in die Bibliothek zurück, unserem Direktor beistehen. Er sucht seit Stunden vergeblich nach einem alten ägyptischen Text, und es ist immer schwierig, wenn ein Werk verreiht ist. Außerdem ist er wohl ein wenig nervös wegen der bevorstehenden Konferenz. Die ersten Teilnehmer der Tagung sind bereits eingetroffen.«
    Sie umarmte Finch kurz und winkte dann ein Taxi heran, das langsam vorbeirollte. »Danke für den schönen Abend. Wir sehen uns morgen in meinem Büro, dann erzähle ich Ihnen alles und zeige Ihnen meinen Fund. Kommen Sie um neun, aber frühstücken Sie vorher. Und erwarten Sie sich nicht zu viel vom Kaffee.«
    Lachend stieg sie ein und winkte dem Piloten durch das offene Fenster zu.
    John Finch stand auf der Straße und blickte dem Taxi nach, das wendete und dann die Corniche hinauffuhr. Er sah wieder das kleine Mädchen vor sich, das er aus Algier ausgeflogen hatte, die Hoffnungslosigkeit in ihren Augen, das zerrissene, blutbespritzte Kleid. Es war einer jener Tage gewesen, an dem er dem Teufel die Seelen streitig gemacht hatte. Damals war er in die Hölle geflogen, hatte in seiner jugendlichen Unbekümmertheit hoch gepokert und gewonnen.
    Und irgendwie war er jetzt stolz darauf, nachdem er gesehen hatte, was aus der kleinen Amina geworden war.
    Als er die Hände in den Taschen seiner Jeans versenkte und sich langsam auf den Weg ins Cecil machte, sah er auf der niedrigen Mauer vor sich einen Mann sitzen. Ein grauer Vollbart bedeckte fast sein gesamtes Gesicht. Er trug einen Burnus und hatte ein Tuch lose um den Kopf geschlungen, durch seine Finger rieselten unentwegt die Perlen einer Gebetskette. Finch nickte ihm freundlich zu, als er vorüberging.
    »As-salamu alaikum«, grüßte ihn der Alte leise. Seine Augen blickten nachdenklich auf den Piloten, der stehengeblieben war. Plötzlich wies der hagere Mann mit einer alles umfassenden Armbewegung auf das Meer. »Tu eine gute Tat und wirf sie in die Flut«, meinte er und ließ Finch nicht aus den Augen. »Wenn das Wasser austrocknet, wirst du sie wiederfinden. Das hast du heute erfahren.«
    Finch lehnte sich neben den Alten an die Mauer und musterte ihn lächelnd. »Ja, das habe ich, weiser Mann. Und

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