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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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tönte es durch die Leitung. »Sie verpoofen meene Beerdigung ja doch!« Gustavs Stimme klang aufgekratzt und nach mehr – mehr Alkohol, mehr Stoff, mehr Zigaretten ohne Filter.
    »Es ist früh, und da schlafen normale Leute«, entschuldigte sich Calis und versuchte zwinkernd, die kleinen roten Leuchtzahlen des Radioweckers zu entziffern.
    »Es is spät«, widersprach Gustav mit einem süffisanten Unterton, »und wer is schon normal?«
    Calis versuchte vergeblich, die Spinnweben in seinem Gehirn beiseitezuwedeln, um eine passende Antwort zu finden.
    »Haben Se schon die Morjenausjaben jesehen?«, setzte Gustav kichernd nach.
    »Welche?«, fragte Calis dümmlich und ärgerte sich gleich darauf darüber.
    »Wer leitet denn Ihre Pressekampagne?«, ließ Gustav nicht locker. »Der Mann is jeden Euro wert. War vorjestern Nacht offenbar zu spät für die Zeitungen, ick meene, wegen dem Foto …«
    »Häh?«, machte Calis und kam sich nicht sehr intelligent vor.
    »Na ja, Sie und der Schirm im Regen«, kicherte sein Gesprächspartner. »Jehen Se rejelmäßig in die Muckibude? Det Sixpack unterm nassen T-Shirt is ja beneidenswert. Bei mir is es nich so’n Waschbrett, eher’n Waschbärbauch …«
    Der Kommissar schwieg betroffen. Der Blitz, der Fotograf, die Polizeiabsperrung … Es gab Momente, da wünschte er sich weit weg … Timbuktu kam ihm auf Anhieb in den Sinn. Oder irgendein Provinznest in Georgien.
    »In der Jesellschaftskolumne sind Se heute ’n echter Bringer«, fuhr Gustav unerbittlich fort. »Der Fotograf muss richtig Kohle jemacht haben, wenn ick mir so die Abdrucke ankieke. Calis, wohin mein müdes Auge fällt.«
    »Blick! Blick fällt …«, korrigierte Calis verzweifelt. »Ach was, Scheiße!«, fluchte er dann hingebungsvoll und fühlte sich trotzdem nicht besser. »Vielleicht nehm’ ich Urlaub, oder ich lass mich versetzen«, murmelte er schließlich, wie um sich selbst zu beruhigen.
    »Wenn Se schon die Stadt verlassen«, gab Gustav gönnerhaft zurück und wurde mit einem Mal ernst, »sollten Se in Richtung Frankfurt flüchten. Die drei, die Se suchen, sind janz sicher von da. Hab zwar keene Namen, aber man munkelt, det waren schwere Jungs, alle schon im Knast jewesen. Und wenn die so schnell wieder verschwunden sind, wie se an der Spree waren, dann suchen Se besser am Main. Dann sind die nämlich schon längst über alle Berge und wieder zu Hause.«
    Calis grunzte etwas Unverbindliches und überlegte. Frankfurt? Am Main? Er fragte sich, ob Gustav sich in seinem Dusel nicht verhört hatte.
    »Bist du sicher? Frankfurt in Hessen oder doch an der Oder?«, setzte Calis nach.
    »Bin ja nich blöd«, gab Gustav unwillig zurück, »oder hören Se in letzter Zeit schlecht? Main, Hessen, Banken, Börse, det janze Jedöns.«
    »Was hast du sonst noch in Erfahrung gebracht? Bis jetzt fehlen mir die echten Neuigkeiten.« Der Kommissar wälzte sich auf den Bauch und erkannte, dass die erste rote Ziffer auf dem Radiowecker eine Sieben war.
    Erst blieb es ruhig, und Calis dachte schon, Gustav hätte aufgelegt. Aber dann drang die raue Stimme doch wieder an sein Ohr. »Wat glooben Se denn hab’ ick die janze Nacht jemacht? Jeschwooft? Sagt Ihnen die Legion was?«
    »Fremdenlegion?«, erkundigte sich der Kommissar überrascht. »Gibt’s die noch?«
    »Wie eh und je«, kam die prompte Antwort. »Die drei sollen Ehemalije jewesen sein, Söldner in einem dieser Kanaken-Länder. Typen, die erst schießen und dann verjessen haben, wat se fragen wollten, wenn Se wissen, wat ick meene.«
    Irgendwie beruhigte diese Information Calis kein bisschen, im Gegenteil. »Sonst noch was?«
    »Klar! Alter, Name, Rang und Wohnort!«, antwortete Gustav vorwurfsvoll. »Bin ick Hanussen?«
    »Das schränkt die Suche auf vielleicht zwanzigtausend Männer ein«, konterte Calis bitter. »Damit hast du dir noch keinen Fuffi verdient. Komm, Gustav, da muss doch noch etwas gemunkelt werden in der Szene.«
    »Ja, det Se schwul sind!«, platzte Gustav heraus und kicherte. »Der Wowi muss ja richtig eifersüchtig sein auf Sie, bei der Presse. Der bastelt sicher schon verzweifelt an seinem Comeback.«
    »Noch so ein Schwachsinn, und ich vergess mich!«, blaffte Calis verärgert.
    »Sind wir heute ein wenig empfindlich?«, mokierte sich Gustav betont auf Hochdeutsch. »Eener der Männer soll anjeblich ’nen Spitznamen haben«, fuhr er dann fort, nachdem Calis seinen Einwurf geflissentlich ignoriert hatte. »Vor Jahren soll eener von den

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