Heiß
Pakistan durchführen – und ich sehe keinen Anlass, an den Einschätzungen von Phönix zu zweifeln –, dann hatten sie einen guten Grund dafür.«
Der Major legte den Kopf schief und sah Compton aus den Augenwinkeln heraus an. »Korrigiere mich, aber die Regierung Merkel ist auch nicht gerade für ihre übertriebene Risikobereitschaft bei Auslandseinsätzen bekannt.«
Compton nickte nachdenklich, schwieg aber beharrlich.
Llewellyn stand auf und schob den Sessel zurück. »Wir haben keine Zeit zu verlieren, Peter. Phönix ist auf der Flucht, und die ISI weiß jetzt, dass er weiß. Sie werden ihn jagen und bei der Gelegenheit gleich noch die alte Rechnung aus der Zeit des Flugzeugabsturzes begleichen. Vergiss nicht, Salam stand damals auf der falschen Seite, und das verzeiht die ISI nie. Erst die Familie, dann er. Hier geht es nicht um eine subtile Warnung, hier geht es um Leben und Tod.«
»Eher um Tod«, murmelte Compton und bedeutete Llewellyn mit einer unwilligen Handbewegung, sich wieder hinzusetzen. »Bevor du hier den einsamen Ritter spielst – während du selig eingeschlafen bist, habe ich ein paar Informationen eingeholt. In Chitral ist irgendetwas völlig aus dem Ruder gelaufen. Die pakistanischen Geheimdienste bemühen sich seither fieberhaft, die Spuren um jeden Preis zu verwischen, aber das ist in der Grenzregion nicht so einfach. Die MI , der militärische Geheimdienst, tappt im Dunkeln und war nicht eingeweiht. Sie versuchen zwar, Salam zu schützen, haben ihn aber insgeheim schon abgeschrieben. Dann gibt es noch Gruppierungen, von denen hier noch nie jemand gehört hat. Sie kommen und gehen und sie alle nehmen Geld. Nichts Neues also. Ansonsten geht es in Pakistan hinter den Kulissen zu wie in einem Bienenstock bei der Honigernte. Alle sind alarmiert, sausen hektisch herum, bereit zum Stechen, doch wenn der Rauch kommt, wird er schnell die Sicht vernebeln und die Sinne betäuben.«
»Aber dann wird Phönix schon ermordet und beseitigt sein«, gab Llewellyn zu bedenken. »Deshalb sollten wir keine Zeit verlieren.«
»Was du vorschlägst, ist politisches Harakiri, wenn es jemals bekannt wird«, antwortete Compton. »Ist Phönix das wert?«
»War es der Einsatz in Afghanistan wert? War es der Krieg auf den Falklands wert? War es Nordirland wert?« Llewellyn schlug mit der flachen Hand auf den Frühstückstisch. »Wer entscheidet tatsächlich darüber, welche Truppen in die Krisenherde dieser Welt geschickt werden und ob uns der Einsatz etwas bringt? Wer lernt aus den Fehlern der Vergangenheit? Als die Russen unverrichteter Dinge aus Afghanistan abgezogen sind, nach Jahren voller Scharmützel, um Milliarden von Rubeln, Tausende Soldaten und hochtrabende Träume ärmer, da hatten sie ihre Lektion schmerzlich gelernt. Heute stehen wir wieder mit neuntausendfünfhundert Mann im Süden des Landes – nach zehn Jahren die höchste Zahl an britischen Soldaten – und versenken Milliarden in ein Fass ohne Boden, das schon den Russen zum Verhängnis wurde. Und jetzt erwartest du von mir, dass ich einen Einsatz in Pakistan bewerte? Ist das nicht eher deine Spezialität? Seit wann fragen Geheimdienste nach einer Rentabilität?«
Compton zündete sich eine Zigarette an und schob den Frühstücksteller weg. »Ich frage nicht nach den Kosten, sondern nach dem möglichen Schaden, der uns daraus entstehen kann«, präzisierte er, »und nach dem eventuellen Nutzen.«
»Ahh, der Puppenspieler spricht«, meinte Llewellyn ironisch. »Aber ohne Phönix da herauszuholen, werden wir es nie erfahren. No risk, no fun.«
»Vielleicht ist mir das Risiko zu groß, und was den Spaß betrifft – in meinem Alter ist man schon froh, wenn man überhaupt noch ab und zu gefragt wird. Karriere ist etwas für die Jugend.«
»Ach ja?« Der Major sprang auf und war mit zwei Schritten an dem großen Fenster, das zur Straße hinausging. Er zog den Vorhang zur Seite und blickte über die exakt getrimmten Büsche auf die Fahrbahn. »Dann kannst du mir sicher die beiden schwarzen Jaguarlimousinen da draußen erklären, deren Insassen immer ganz hektisch zu telefonieren beginnen, wenn ich vor deiner Haustür stehe. Die machen nur Frühstückspause, warten auf bessere Zeiten oder beschützen den Osterhasen auf der Veranda?«
Compton schmunzelte. »Ein Punkt für dich«, sagte er einfach. »Wie groß ist das Risiko bei der Aktion in Pakistan wirklich? Haben wir überhaupt eine Chance?«
»Haben wir, sonst hätte ich dir von dem Plan
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