Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
federnder Schritt verriet ein tägliches Laufpensum. »Lieutenant-Colonel Maurice Lambert«, salutierte er, »zuletzt bei der Einheit der Scharfschützen, der Section tireurs d’élite, des Zweiten Infanterie-Fremdenregiments der Fremdenlegion in Afghanistan. Sie sind Kommissar Calis?«
    Thomas Calis nickte lächelnd, ergriff die ausgestreckte Hand und betrachtete Lambert neugierig von Kopf bis Fuß. »Verzeihen Sie, aber es ist das erste Mal, dass ich einem Offizier der Fremdenlegion in Fleisch und Blut gegenüberstehe.«
    Das kantige Gesicht des Soldaten verzog sich zu einem ansteckenden Lachen. »Tun Sie sich keinen Zwang an, so geht es mir öfter«, antwortete er und wies auf die Veranda des Hauses, wo eine weiße Rattan-Sitzgarnitur mit einladend drapierten Kissen stand. »Setzen wir uns, meine Frau bringt uns gleich Getränke. Ich hoffe, Sie sind mit Eistee einverstanden.«
    »Danke, selbstverständlich, aber bitte machen Sie sich keine Umstände. Ich bin Ihnen sowieso sehr dankbar, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich gefunden haben«, wandte Calis ein.
    »Dafür war die Suche nach meiner Adresse sicher abwechslungsreich«, winkte Lambert ab. »Hier muss man wissen, wohin man fährt, sonst endet man an den Toren des Truppenübungsplatzes, und alles beginnt von neuem. Wir sind also quitt.« Er nahm das Barett ab und fuhr sich über die millimeterkurz geschnittenen Haare. »Wie kann ich Ihnen weiterhelfen? Es ist selten, dass sich jemand hier von offizieller Seite für die Legion interessiert. In Deutschland ist eine Anwerbung für die Fremdenlegion verboten, wer dennoch eintritt, kann sich strafbar machen, weil der Dienst einen Verstoß gegen die deutsche Wehrpflicht bedeuten kann. Das ging sogar so weit, dass bis zum Sommer 2011 deutsche Staatsbürger, die in die Fremdenlegion eintraten, ihre Staatsbürgerschaft verloren, wenn sie zusätzlich auch französische Staatsbürger waren. Und das geht in der Legion schnell.«
    »Wieso?«, wollte Calis wissen und begann, sich die ersten Notizen zu machen.
    »Nun, sie konnten und können als Legionär durch ihr Blutvergießen die französische Staatsbürgerschaft erlangen, und viele machten von dieser Möglichkeit Gebrauch«, stellte Lambert fest, schloss die Augen und rezitierte auswendig: »
La nationalité française est conférée par décret, sur proposition du ministre de la défense, à tout étranger engagé dans les armées françaises qui a été blessé en mission au cours ou à l’occasion d’un engagement opérationnel et qui en fait la demande.
So der Originalwortlaut des Artikels. Werden Sie im Einsatz verwundet, können Sie Franzose werden. Egal, woher Sie ursprünglich stammen. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Was genau bringt Sie zu mir?«
    »Ein Mordfall, an dem unter Umständen ehemalige Angehörige der Legion beteiligt sind.« Thomas Calis verstummte, als sich die Tür zur Veranda öffnete und eine Asiatin höflich lächelnd ein Tablett mit Krug und Gläsern auf den niedrigen Tisch stellte.
    »Darf ich vorstellen? Mein Frau Suree, die ich in Frankreich auf der Hochschule kennengelernt habe und die es mit mir altem Haudegen bewundernswerterweise noch immer aushält.« Lambert begann lächelnd, den Eistee einzuschenken. Dann verdüsterte sich sein Gesicht. »Ein Mordfall, sagten Sie?«
    »Ja, Sie haben es vielleicht schon in den Zeitungen gelesen«, bestätigte Calis. »Mord auf offener Straße. Jemand hat einem Radfahrer die Kehle durchgeschnitten. Es gibt gewisse Hinweise, dass ehemalige Angehörige der Legion beteiligt sein könnten.«
    »Ich verstehe.« Lambert nahm das Barett vom Tisch und drehte es in seiner Hand.
    »Aber ich weiß einfach zu wenig von der Fremdenlegion«, fuhr Calis fort, »um mir ein Bild machen zu können. Behauptungen sind schnell aufgestellt, vor allem, wenn es um eine so legendenumwobene Einheit geht.«
    Als Antwort hielt der Offizier dem Kommissar sein Barett hin. Es trug ein Abzeichen mit einer siebenflammigen Granate. »Dann werde ich Ihnen ein paar wichtige Symbole und Traditionen erklären, die eine maßgebliche Rolle im Leben jedes Legionärs spielen. Vielleicht hilft Ihnen das weiter. Das Wappen der Legion, diese siebenflammige Granate, geht auf das unmittelbare Vorgängerregiment, das Regiment Hohenlohe, zurück. Die Farben der Legion sind Grün und Rot: Grün als Symbol für das Land, das es zu verteidigen gilt, Rot für das Blut, das dabei vergossen wird. Befindet sich ein Truppenteil der

Weitere Kostenlose Bücher