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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Legion im Kampfeinsatz irgendwo auf dieser Welt, so wird dort der dreieckige Wimpel der Legion mit der roten Farbe nach oben aufgehängt.«
    »Blut auf dem Land?«, fragte Calis und sah Lambert forschend an.
    »Genau. Blut auf dem Land. Vergessen Sie nicht das Motto der Legion, das Sie so ziemlich überall finden werden.
Legio patria nostra
– Die Legion ist unser Vaterland. Und dafür kämpfen wir bis zum letzten Mann, bis zur letzten Patrone, bis zum letzten Atemzug. Für einen Außenstehenden vielleicht nicht leicht zu verstehen.«
    Das Donnern der Kanonen schien näher zu kommen. In Lamberts Gesicht zuckte kein Muskel. Er schien die Geschütze nicht mehr zu hören.
    »Aber kommen wir zu den Fakten, die werden Sie mehr interessieren, und deswegen sind Sie ja hergekommen. Die Fremdenlegion ist offiziell Teil des französischen Heers. Freiwillige aus hundertsechsunddreißig Nationen sind als Zeitsoldaten verpflichtet, völkerrechtlich gesehen reguläre Soldaten der französischen Armee, auch wenn man uns manchmal fälschlicherweise als Söldner bezeichnet. In den sechziger Jahren, am Ende des Algerienkriegs, hatte die Truppe eine Stärke von rund 35 000 Mann und wurde schrittweise reduziert. Heute gibt es noch 7 000 Mann in der Legion. Und keine Frau.« Lambert lächelte. »Ein reiner Männerhaufen also. Laut Statistik haben seit Bestehen der Legion rund 600 000 Mann gedient, mehr als 36 000 sind gefallen. Sie haben also ein weites Feld an möglichen Verdächtigen.«
    »Waren viele Deutsche in der Legion?«, fragte Calis nach und machte sich eine Notiz.
    »Kommt ganz auf den Zeitraum an, den Sie betrachten«, meinte der Offizier. »Nach 1945 waren zwischen einem Drittel und der Hälfte der Legionäre Deutsche. Diese Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt am Ende des Indochinakriegs. Vor wenigen Jahren waren es nur noch zwei Prozent, also eigentlich verschwindend gering. Die Osteuropäer mit rund einem Drittel stellen derzeit die größte Gruppe der Legionäre, gefolgt von einem Viertel Südamerikaner. Rund ein Fünftel der Fremdenlegionäre sind in Wirklichkeit Franzosen, die mit einer neuen Identität ausgestattet wurden.«
    »Gutes Stichwort«, warf Calis ein, »Identität.«
    »Schwieriges Kapitel«, gab Lambert zurück. »In den Anfängen der Legion wurde die Identität des Bewerbers gar nicht oder nur oberflächlich geprüft. Nach dem zweiten Weltkrieg tauchten so Tausende zwielichtiger Figuren ohne Schwierigkeiten unter und kamen Jahre später mit einem neuen Namen, einem echten Pass und einer anderen Staatsbürgerschaft wieder zum Vorschein. Heute ist das zwar nicht mehr so, aber es ist auch nicht unbedingt besser. Die Bewerber werden einer eingehenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen und mehrere Wochen lang gründlich medizinisch und psychologisch untersucht. Grundsätzlich wird seit Ende 2010 jedem Legionär nur noch dann eine neue Identität zugewiesen, die vor Anfragen und Auskunftsersuchen schützen soll, wenn er dies ausdrücklich wünscht.«
    »Ich kann also noch immer in der Legion untertauchen?« Thomas Calis kostete den Eistee und beschloss, Lamberts Frau um das Rezept zu bitten.
    »Ja und nein. Dieses sogenannte Anonymat beinhaltet einen neuen Vor- und Nachnamen, neue Elternnamen, einen neuen Geburtsort, ein neues Geburtsdatum, und all das wird dann auch im Dienstausweis des Legionärs eingetragen. Spätestens mit dem Austritt aus der Fremdenlegion jedoch erlischt diese falsche Identität, sofern …« Lambert beugte sich vor und wies auf den roten Teil der Farben der Legion. »… sofern der Legionär nicht französischer Staatsbürger geworden ist und den Namen behalten will.«
    »Sind Sie französischer Staatsbürger?«, erkundigte sich Calis lächelnd.
    »Ja«, antwortete der Offizier einfach. »Ich wurde zu oft verwundet, hab meinen Anteil an vergossenem Blut geleistet. Im Kosovo, bei ein paar Spezialeinsätzen, über die wir besser nicht reden, und in den Bergen Afghanistans. Außerdem bin ich zu einem Zeitpunkt zur Legion gegangen, da hatte man die Wahl zwischen deutscher und französischer Staatsbürgerschaft nicht. Die Deutschen wollten mich nicht mehr, also wurde aus dem Wiesbadener Moritz Lampertz der Südfranzose Maurice Lambert. Als Geburtsort steht in meinem Pass Aubagne, ein kleiner Ort bei Marseille. Da ist das Hauptquartier der Legion.«
    »Wie sieht es mit den Ehemaligen aus?«, bohrte Calis weiter. »Wann scheidet man aus der Legion aus? Woran erkennt man sich nach dem

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