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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Piloten über den Rand seiner Brille einen ermunternden Blick zu.
    Finch entschloss sich spontan, das Manuskript, das ihm Amina Mokhtar hatte zeigen wollen, und den geheimnisvollen Namen Chinguetti mit keinem Wort zu erwähnen.
    »Da gibt es nicht viel zu berichten«, stellte er lakonisch fest und beschrieb in kurzen Worten seinen Weg vom Empfang bis in die Tiefen des Manuskriptenmuseums, seine Unterhaltung mit dem jungen Kollegen von Dr. Mokhtar und das Bild, das sich ihm schließlich in der Teeküche geboten hatte.
    »Haben Sie irgendjemanden bemerkt, als Sie in die Nähe der Teeküche kamen«, wollte Al Feshawi wissen.
    Finch schüttelte entschieden den Kopf. »Mir ist niemand begegnet, nachdem ich den Lift verlassen habe. Außer dem jungen Mitarbeiter mit seinem Bücherstapel auf dem Arm habe ich niemanden gesehen.« Er machte eine kurze Pause und dachte nach. »Ich habe auch nicht gehört, dass jemand weggelaufen wäre, als ich in die Nähe der Teeküche kam. Und glauben Sie mir, es ist verdammt still da unten.«
    »Meine Beamten haben sofort nach ihrer Ankunft das gesamte Untergeschoss durchsucht und niemanden gefunden«, meinte Al Feshawi. »Was mich allerdings nicht verwundert. Haben Sie das Kongresszentrum gesehen, auf Ihrem Weg zum Haupteingang? Es wurde bereits 1991 fertiggestellt, grenzt westlich an die Bibliothek und ist durch einen unterirdischen Verbindungsgang mit ihr verbunden. Der perfekte Fluchtweg. Zwischen den Teilnehmern der Konferenz, die heute begonnen hat, kann jeder halbwegs dezent gekleidete Attentäter spurlos verschwinden. Er muss es nicht einmal eilig haben.«
    »Sind Ihre Männer bereits im Konferenzzentrum und …?«
    »… überprüfen die Identität von knapp tausend Teilnehmern aus fast fünfzig Nationen?« Al Feshawi zog die Augenbrauen hoch. »Oder sperren alle Zu- und Ausgänge und gefährden damit die gesamte Tagung? Sie verkennen die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Wir untersuchen einen Mordversuch, zugegeben, aber möglicherweise handelt es sich um eine Tat aus emotionalen Gründen. Ein abgewiesener Liebhaber, ein eifersüchtiger Freund, vielleicht sogar aus der Bibliothek? Ein unzufriedener Mitarbeiter etwa, der sich noch im Haus aufhält?« Der Beamte zuckte erneut mit den Schultern, bevor er Finch fixierte. »Oder ein alter Bekannter, der plötzlich aus dem Nichts wieder auftaucht?«
    »Und ein Messer durch die Sicherheitsschleuse beim Eingang schmuggelt, ohne den Alarm auszulösen«, gab Finch kopfschüttelnd zurück. »Vergessen Sie nicht, dass ich es war, der um Hilfe gerufen hat, als ich Dr. Mokhtar schwer verletzt am Boden liegend fand.«
    »Keramikmesser fallen in keinem Metalldetektor auf«, lächelte Al Feshawi dünn, »und Ihr Hilferuf kann auch lediglich ein geschicktes Ablenkungsmanöver gewesen sein.«
    Bevor Finch protestieren konnte, piepste es leise aus seinem Anzug, und der Polizeibeamte griff nach seinem Handy, las die Nachricht und steckte das Mobiltelefon dann wieder ein.
    »Die Ärzte haben nach einer Notoperation die Absicht, Dr. Mokhtar in ein künstliches Koma zu versetzen, um die Heilungschancen zu erhöhen. Sie lebt noch, aber auch die besten Mediziner können keine Wunder wirken«, sagte er zu Finch. »Am Ende hilft oft nur mehr Beten. Allahu Akbar!«
    »Gott ist groß, aber man kann ihm nicht alles aufbürden«, antwortete Finch bestimmt. »Manchmal muss man die Dinge auch selbst in die Hand nehmen.« Er trommelte frustriert mit den Fingern auf die fein gemaserte Platte des Lesetisches. »Das heißt aber auch, dass sie uns so bald nichts zu ihrem Angreifer oder dem Grund der Attacke sagen kann.«
    Al Feshawi wiegte den Kopf. »Möglicherweise wird sie aus dem Koma gar nicht mehr erwachen«, gab er zu bedenken. »Sie haben erwähnt, dass Sie Dr. Mokhtar seit langer Zeit kennen. Wann und wo sind Sie ihr begegnet?«
    »Das ist eine alte und lange Geschichte, und sie spielt vor Ihrer Zeit.« Finch fuhr sich mit der Hand durch die kurz geschnittenen grauen Haare und versuchte, Zorn und Verzweiflung vor dem Kriminalbeamten zu verbergen. Wie in einem zu schnell ablaufenden Film rasten Bilder vor seinem inneren Auge vorbei. Am Ende sah er Amina Mokhtar im Koma, umgeben von piepsenden und mattgrüne Kurven zeichnenden Maschinen …
    Bevor das Piepsen in seinem Kopf zu einem durchgehenden, stets gleichbleibenden Ton wurde, begann John Finch zu erzählen.
    Von Algier und dem Wahnsinn des Krieges.
     
     
    Zwei Stunden später ließ er sich auf das

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