Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
aber die englischen Telefonzellen sind eine sehr stationäre Angelegenheit«, gab Llewellyn zurück. »Dafür bieten sie eine sichere Leitung. Man kann nicht alles haben.«
    »Das ist also keine freundliche Nachfrage, wie es mir geht? Das Auffrischen von Erinnerungen an eine Schießerei in einem Schweizer Bankenhaus vor einigen Monaten?« Finch öffnete die Minibar und holte eine Flasche Sakkara-Bier heraus. »Ich trinke dennoch darauf, dass wir es geschafft haben, trotz allem noch ein Jahr älter zu werden.«
    »Ich würde gerne mithalten, aber diese Telefonzellen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren«, meinte der Major. »Kein Kühlschrank, keine Gläser. Aber das holen wir bald nach.«
    »Wenn jemand wie du eine sichere Leitung benötigt, dann hat er einen triftigen Grund für seinen Anruf, und ich bin plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich den wissen will«, gab Finch zu bedenken und öffnete das Sakkara. »Vergiss nicht, Llewellyn, das Cecil ist zwar ein diskretes Hotel, aber …«
    »Ich brauche die sichere Leitung vor allem auf meiner Seite«, unterbrach ihn Llewellyn und verwirrte Finch damit noch mehr. »Außerdem besprechen wir alles andere vor Ort.«
    »Du kommst nach Alexandria?«, fragte Finch verwundert. »Man ist tatsächlich nirgends mehr sicher.«
    »Nein, du kommst nach London«, gab Llewellyn ungerührt zurück. »Ohne jetzt Klischees zu bemühen – England braucht dich.« Er machte eine kurze Pause. »Nein, ich brauche dich«, setzte er dann nach.
    Finch stellte überrascht die Flasche ab und glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ich bin gerade mal einen Tag in Ägypten«, wandte er ein, »und du willst, dass ich nach London fliege? Kommt nicht infrage. Außerdem …«
    »Außerdem was?«
    »… Habe ich gestern eine alte Freundin getroffen, die heute Morgen bei einem Messerangriff schwer verletzt worden ist. Eine mysteriöse Geschichte, der ich nachgehen möchte, auch aus sehr persönlichen Gründen. Und – Fiona kommt ebenfalls nach Ägypten.« Finch hörte, wie Llewellyn Münzen nachwarf. »Außerdem dachte ich, es gibt keine Münzfernsprecher mehr.«
    »Du würdest überrascht sein, wenn du wüsstest, was es auf der Insel noch alles gibt«, stellte der Major fest. »Tradition hat ihren Preis. Aber zurück zu deiner Geschichte und dem Attentat. Erzähl mir mehr davon.«
    In kurzen Worten schilderte Finch sein Treffen mit Dr. Mokhtar im Restaurant und seinen Besuch in der Bibliothek, berichtete von dem geheimnisvollen Manuskript und von Chinguetti.
    »Der Name sagt mir gar nichts«, gestand Llewellyn nachdenklich. »Und die Wissenschaftlerin liegt im Koma?«
    »Schwer verletzt nach einer Notoperation«, bestätigte Finch. »Niemand traut sich, eine Prognose abzugeben, ob sie durchkommt oder nicht.«
    »Wenn du möchtest, dann sorge ich dafür, dass sie in eine Privatklinik verlegt wird«, schlug der Major vor. »Mit einem internationalen Ärzteteam und der besten medizinischen Versorgung.«
    »Das wäre phantastisch«, Finch unterbrach sich und runzelte die Stirn. »Was genau muss ich dafür tun? Den Premierminister umbringen? Buckingham Palace infiltrieren?«
    »Um Gottes willen nein!«, rief Llewellyn. »Wir brauchen keine politischen Märtyrer, dem Land geht es so schon schlecht genug. Ich brauche einen Piloten.«
    »Davon gibt es Tausende zwischen Brighton und den Hebriden.« Finch nahm einen großen Schluck Sakkara. »Jüngere, ehrgeizigere, sogar befehlsgewohnte Militärpiloten.«
    »Ich will den besten.«
    »Hör auf zu schleimen«, murmelte Finch. »Mein Vater hätte dir ziemlich drastisch klargemacht, wohin du dir den besten schieben kannst. Er sagte immer: Ich glaube nur an zwei Dinge im Leben – an Gott und an den Mann, der dieses Flugzeug fliegt.«
    »Und ich glaube an John Finch«, gab der Major zurück. »Du siehst, wir sind nicht so weit auseinander, dein Vater und ich.«
    Finch schnaufte und überlegte. Dann sagte er: »Hör bitte zu, Llewellyn. Ich bin da, wo ich hinwollte. In Nordafrika. Wenn England auf meiner Prioritätenliste gestanden hätte, dann würde ich jetzt in Duxford alte Maschinen restaurieren, an den Wochenenden eine Spitfire fliegen und versuchen, trotz der miserablen Witterung an alten Mauern Teerosen zu züchten. Ich hoffe, diese Antwort versteht auch der Secret Service. Es ist ein glattes Nein!«
    »Dann hast du gerade einen Menschen zum Tode verurteilt«, gab der Major kalt zurück. »Man wird ihn finden, ihn in kleine Stücke schneiden und

Weitere Kostenlose Bücher