Heisse Affaere in Cornwall
gespielt hatten. Damals war er überzeugt gewesen, das Prahlen mit seinen zahlreichen Eroberungen würde aus ihm einen echten Mann machen. „Wir sind nicht mehr in der Schule, Phil.“
„Allerdings nicht“, bestätigte Phil energisch. „Lass die Finger von Maddy, Rye. Auf solche Spielchen geht sie sowieso nicht ein.“ Er seufzte und fuhr dann fort: „Sie ist eine gute Freundin und eine tolle Kellnerin. Maddy arbeitet sehr hart und wurde letztes Jahr von einem Idioten namens Steve auf ziemlich üble Art abserviert. Sie kann jetzt wirklich keinen sexbesessenen Charmeur aus London gebrauchen, der sich mit ihr nur die Zeit vertreibt.“
Fast hätte Rye über diese beleidigende Charakterisierung gelacht. Ausgerechnet Phil musste von „sexbesessen“ sprechen, doch ein merkwürdiges Gefühl ließ ihn sagen: „Möchtest du etwa eigene Ansprüche geltend machen?“
„Nein!“ Phil schien diese Frage wirklich zu bestürzen. „Maddy ist nicht an mir interessiert. Und selbst wenn sie es wäre – sie geht grundsätzlich nicht mit jemandem ins Bett, für den sie arbeitet.“
„Und woher weißt du das?“, wollte Rye wissen.
„Sie hat es mir erzählt. Wir waren ein bisschen angetrunken und … ist ja auch egal. Was hat sie eigentlich dazu gesagt, dass das Café dir gehört? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie …“
„Ich schlafe nicht mit ihr“, entgegnete Rye. Zumindest nicht in diesem Moment, fügte er in Gedanken hinzu, um sein Gewissen zu beruhigen. Dass ihm das Café gehörte, hatte er nicht als wichtig betrachtet.
Nach dem Tod seines Großvaters vor zehn Jahren hatte er sämtliche Immobilien an der Bucht geerbt. Damals war er noch um die Welt gereist, hatte von den Preisgeldern seiner Siege bei Surfwettbewerben gelebt und sich noch etwas als Surflehrer dazuverdient.
Nach der Beerdigung hatte er das Café zwei Monate lang renoviert und neu eingerichtet, daneben einen Surfbrettverleih eröffnet und mit dem Rest des geerbten Geldes das alte viktorianische Gästehaus renoviert, um daraus ein schickes kleines Hotel für die reichen jungen Menschen zu machen, die im Sommer Sporturlaub im nördlichen Cornwall buchten. Er hatte Phil angestellt, um Café und Surfbrettverleih zu leiten, während Tony – noch ein alter Freund aus seiner Schulzeit – sich um das Hotel kümmerte. Und dann hatte Rye Cornwall im Eiltempo verlassen, zum zweiten Mal in seinem Leben.
Doch dieser Vorgeschmack darauf, wie es war, ein ganzes Imperium aufzubauen, hatte Folgen. Auf dem Weg nach Hawaii überfiel Rye plötzlich eine enorme Unzufriedenheit. In Kalifornien hatte er sich dann eingestanden, dass ein Nomadenleben und ständige Geldnot mit einundzwanzig nicht mehr denselben Reiz hatten wie damals, als er mit siebzehn vor den unzähligen strengen und einengenden Vorschriften seines Großvaters geflüchtet war.
Also reiste Rye zurück nach London, nahm eine Hypothek auf Trewan Manor auf und begann, sorgfältig abgewogene Investitionen in ähnliche Extremsportunternehmen auf der ganzen Welt zu tätigen.
Statt des Adrenalinkicks, den er beim Surfen auf einer Riesenwelle verspürte, gab es jetzt den noch intensiveren Nervenkitzel, sein junges Unternehmen „King Xtreme“ heranwachsen zu sehen. Durch harte Arbeit gelang es Rye, einen multinationalen Konzern aufzubauen. Auch sein Privatleben war ereignisreich: Eine schöne Frau nach der anderen fand den Weg in sein Bett, und im Winter war sein Penthouse in London der Mittelpunkt der Partyszene.
Doch so ausschweifend, wie es die Presse gern darstellte, war sein Liebesleben nie gewesen. Und Rye hatte zwar den Ruf eines Workaholic gehabt, jedoch nie Drogen genommen. Ihm war es immer wichtig gewesen, gesund und fit zu bleiben – bis zu dem Unfall. Er hatte Phils Spott also nicht verdient.
„Morgen wird Maddy erfahren, dass ich der Besitzer des Cafés bin.“ Dann würde er sich mit ihren Vorbehalten in Bezug auf Sex mit dem Chef befassen. Nach der Art und Weise, wie sie heute auf seine Liebkosungen reagiert hatte, hielt er diese allerdings nicht für ein ernstes Hindernis.
„Schön. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, erwiderte Phil. „Dann also bis morgen. Komm doch gegen elf. Dann ist der größte Andrang vorbei, und ich kann mir die Zeit nehmen, um dir die Bücher zu zeigen.“
„Ich werde um halb zehn da sein“, entgegnete Rye und legte auf.
Er wollte Maddy wiedersehen und würde nicht bis elf Uhr warten. Die Geschäftsbücher interessierten ihn nicht,
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