Heiße Herzen - kalte Rache
nichts.
„Es könnte sein“, erwiderte sie vage.
Als er daraufhin mit dem Daumen sanft über ihre Lippen strich, musste sie sich zusammenreißen, um ihn nicht an sich zu ziehen und zu küssen.
„Ich lass dich gleich in Ruhe, aber jetzt halt erst mal still, damit ich mir den Kratzer ansehen kann.“
Gehorsam neigte sie den Kopf, damit er einen Blick auf die Wunde werfen konnte. Vorsichtig strich er ihr Haar zur Seite und betupfte die Schramme anschließend mit einer antiseptischen Flüssigkeit.
„Aua.“
Er lächelte leicht. „Sei nicht so zimperlich.“
„Du hast gut reden. Du blutest ja auch nicht.“
„Es ist nur ein kleiner Schnitt und bestimmt nicht lebensbedrohend.“
„Dann weiß ich nicht, warum du Erste Hilfe leistest.“ Sie betrachtete die Verletzung an seiner Wange. „Wie bist du eigentlich daran gekommen?“
„Auf dieselbe Weise wie du … Durch deinen verdammten Koffer.“
Äußerst zufrieden zog sie den Aktenkoffer ein Stück an sich heran und hätte ihn am liebsten getätschelt. Guter Koffer, er hatte eigentlich nicht ihr wehtun wollen, sondern Constantine.
Er stand auf. „Das Haus ist zwar nicht mehr weit entfernt, aber wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Dort werden wir wieder Empfang haben, und ich kann uns einen Chopper rufen, der uns morgen früh von hier wegbringt.“
Bis zum Strandhaus waren es noch etwa zwei Meilen. Als sie schließlich ankamen, war es wesentlich größer und moderner, als Sienna es sich vorgestellt hatte. Die Fußböden schimmerten in erlesenem Glanz, in den hohen Räumen erlaubten bodenhohe Fenster einen ungehinderten Blick aufs Meer, und es gab eine Klimaanlage sowie weitere Annehmlichkeiten.
„Das ist ein tolles Haus“, sagte Sienna nach einer kurzen Besichtigungstour. „Es sieht alles so neu aus. Wie kommt das?“
„Es ist ein Ferienhaus meiner Familie, aber da wir häufig in Übersee sind, nutzen wir es nicht oft.“
Constantine führte sie durch den komfortabel eingerichteten Wohnbereich in einen geräumigen Korridor, in dem sich mehrere Türen befanden. „Hier unten und in der oberen Etage gibt es Schlafzimmer. Such dir eins aus“, erklärte er, und Sienna entschied sich für einen Raum mit zarten Seidenvorhängen.
Anschließend zeigte Constantine ihr das Bad. „In der Kommode findest du saubere Handtücher und Kleidung. Mach dich ruhig frisch, ich kümmere mich in der Zwischenzeit um etwas zu essen.“
Nachdem sie geduscht, frische Wäsche und einen dünnen Baumwollmorgenrock angezogen hatte, hob Sienna ihre eigene, noch feuchte Kleidung auf und suchte Constantine. Der appetitliche Duft eines herzhaften Auflaufs, der zweifellos schon vorbereitet im Gefrierschrank gestanden haben musste, lockte sie schließlich in die modern eingerichtete Küche. Offensichtlich hatte Constantine auch geduscht, denn sein nach hinten gekämmtes Haar glänzte feucht. Außerdem trug er jetzt ein paar schwarze Baumwollhosen und ein dünnes weißes Hemd.
Nachdem er ihr die Waschküche gezeigt hatte, bat Constantine Sienna auf die Terrasse, wo er den traditionellen medinischen Auflauf und zum Nachtisch saftige Mango servierte. Während sie das Essen genossen, ging über dem Ozean langsam die Sonne unter.
Als die letzten goldenen Sonnenstrahlen am Horizont verschwunden waren, wurde es plötzlich kalt, und nach der drückenden Hitze bei Tage begann Sienna, zu frösteln. Sie erbot sich, aufzuräumen und Kaffee zu kochen, unerklärlicherweise froh darüber, der romantischen Stimmung entfliehen zu können. Doch danach legte Constantine klassische Musik auf und setzte sich zu ihr auf das Sofa im Wohnzimmer. Sofort versteifte sich Sienna, doch als er nicht mehr tat, als seinen Arm auf die Lehne des Sofas zu legen, entspannte sie sich rasch wieder.
Nach dem heutigen Nachmittag hatte sie ein leidenschaftliches Zwischenspiel erwartet. Sie wusste nicht, ob sie dieser Versuchung widerstehen könnte – und ob sie es wollte. Doch Constantine schien genau das zu tun, worum sie ihn gebeten hatte – er hielt sich zurück, um ihr Zeit zu geben.
Schläfrig lauschte sie einem Adagio von Beethoven und überlegte etwas abwesend, dass sie nun die Perlenfarm gar nicht gesehen hatte. Doch dann kam ihr eine drängendere Frage in den Sinn: Ob sie wohl wirklich schwanger war? Wenn ja, käme es zwar unerwartet, aber sie würde sich darüber freuen. Unwillkürlich streichelte sie ihren Bauch. Constantine beobachtete sie dabei, als hätte er gerade etwas Ähnliches
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