Heiße Herzen - kalte Rache
gedacht, und zog sie enger an sich.
Beruhigend streichelte er ihren Arm, in kleinen kreisenden Bewegungen, und sie schmiegte sich an ihn. Sie war gerade im Begriff, einzuschlafen, als er dicht an ihrem Ohr flüsterte: „Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass du schwanger bist, dann sollten wir so schnell wie möglich heiraten.“
Abrupt öffnete sie die Augen. Plötzlich war sie wieder hellwach.
Und wieder hatte er ihr keinen Antrag gemacht. Weder im Resort noch jetzt.
Vielleicht war ja auch kein offizieller Antrag nötig, denn streng genommen hatten sie bereits alles in dem Vertrag geregelt. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie sich einen gewünscht hätte. Allerdings konnte sie ihm das nicht verraten. Er sollte nicht wissen, wie verletzlich sie in Bezug auf ihre Beziehung war. „An wie schnell hast du gedacht?“, entgegnete sie.
„In einer, spätestens in zwei Wochen.“
„Wenn ich mit Mom gesprochen habe, kann ich dir ein paar Daten nennen.“ Es kam ihr vor wie eine Niederlage. Jetzt könnte er ihr nur noch das Geständnis entlocken, dass sie ihn liebte. Aber sie hatte sich vorgenommen, diesen letzten Trumpf so lange wie möglich in der Hand zu behalten.
Vielleicht war es kindisch, Constantine diesen Triumph vorzuenthalten. Aber sie befürchtete, dass er nicht länger um sie kämpfen würde, wenn sie ihm ihre wahren Gefühle offenbarte. Dann stünden ihre Chancen schlecht, dass er sich jemals wirklich in sie verliebte. Sobald sie verheiratet wären, könnte er nicht mehr einfach weggehen, so wie vor zwei Jahren. Sie würden in einer lieblosen Ehe enden. Das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Auch, wenn er sich bestimmt nicht Hals über Kopf in sie verlieben würde, fand sie zumindest ein Mindestmaß an Zuneigung sehr wichtig.
„Dann ist es also abgemacht“, sagte er ruhig. „Ich kümmere mich um die Einzelheiten, sobald wir wieder zurück sind.“
Kurz nach dem Morgengrauen wurden sie von einem Helikopter abgeholt, der sie zum Flughafen von Medinos brachte. Von dort aus war es eine einstündige Fahrt zum Castello der Familie Atraeus. Da Constantine dafür gesorgt hatte, dass ihre Sachen vom Resort auf die Festung gebracht worden waren, fand Sienna frische Kleidung vor. Dankbar schlüpfte sie in ein kurzes, hellblaues Sommerkleid und Sandalen, bevor sie in den breiten Korridoren auf die Suche nach Constantine ging. Als sie schließlich in die exquisit ausgestattete Küche kam, vernahm sie die Klänge klassischer Musik – und Stimmengemurmel, dem sie durch einen kurzen Gang folgte, von dem aus man in den nächsten Flur gelangte. Eine der Türen war nur angelehnt, und sie konnte die Stimmen verstehen. An seinem amerikanischen Akzent erkannte Sienna Constantines Justiziar Ben Vitalis.
„… gute Arbeit, dass wir so schnell an die Wasserrechte gekommen sind.“
Sienna, die gerade die Tür aufschieben und den Raum betreten wollte, verharrte in der Bewegung und lauschte, was Vitalis weiter zu sagen hatte.
„Falls Sienna die Rechte an dem Mündungsgebiet angefochten hätte, dann hätten wir Millionen Vertragsstrafe zahlen müssen.“ Ein Stuhl knarzte, und es klang, als würde Vitalis sich setzen. „Die Eheklausel ist übrigens ein cleverer Schachzug gewesen. Falls sie doch versuchen sollte, den Transfer des Darlehens anzufechten, würde nach medinischem Gesetz trotzdem aller Besitz dir zufallen. Wie weit sind wir mit dem Kredit?“
„Alles in trockenen Tüchern“, erwiderte Constantine.
Sienna fühlte sich, als hätte er ihr einen Schlag in den Magen versetzt.
Schockiert wurde ihr klar, dass Constantine mit voller Absicht ihre Ehe in demselben Vertrag geregelt hatte wie die Abwicklung der Schulden, die ihr Vater bei seinem Vater gemacht hatte: Nur so hatte Constantine sichergehen können, dass sein Jachthafenprojekt nicht gefährdet wurde. Anscheinend hatte ihr Vater ihm mit den Wasserrechten einen Strich durch die Rechnung gemacht – aber das war mit dem neuen Ehevertrag wieder hinfällig. Lächerlich naiv war sie Constantine auf den Leim gegangen.
Schmerzhafte Erinnerungen durchzuckten Sienna: das kurze Gespräch, mit dem er vor zwei Jahren ihr Verlöbnis beendet hatte, seine Distanziertheit, nachdem sie in Sydney miteinander geschlafen hatten.
Sie konnte ihm vergeben, dass er sie verführt hatte. Obwohl sie wusste, dass er sie manipulierte, war sie ihm hilflos ausgeliefert gewesen, denn ihre Sehnsucht nach ihm war echt und ehrlich. Doch diese
Weitere Kostenlose Bücher