Heiße Hüpfer
Gedächtnisschwäche, sondern an seiner Geschwindigkeit.
Es sah ganz nach dem üblichen Publikum aus. Ein richtiger Karnevalsumzug startete erst, nachdem die Kneipen schon eine ganze Weile geöffnet hatten. Das förderte Ungezwungenheit und Spontaneität. Jubelnde Stimmen erklangen, Pfiffe und Buhrufe. Irgendwo bliesen Leute in Hörner. Tänzer wirbelten an Rincewinds Guckloch vorbei.
Er sank zurück und zog sich ein Tafttuch über den Kopf. Bei solchen Festen trieben sich Taschendiebe und andere Halunken herum, was bedeutete, daß die Wache viel zu tun hatte. Rincewind wollte warten, bis der Umzug auf irgendeinem Hinterhof endete, um sich dann aus dem Staub zu machen.
Er sah nach unten.
Die Frauen dieses Karrens schienen ein Faible für Schuhe zu haben. Sie hatten Hunderte davon.
Hunderte von Schuhen, alle in einer Reihe, ragten unter einem Haufen Frauenkleidung hervor. Rincewind wandte den Blick ab. Vermutlich war es moralisch falsch, Frauenkleidung ohne die Frauen darin zu betrachten.
Er drehte den Kopf und sah erneut zu den Schuhen. Einige von ihnen schienen sich bewegt zu haben…
Eine Flasche zerbrach nicht weit von Rincewinds Kopf entfernt. Weiter oben sprach Darleen ein Wort, das man normalerweise nicht von den Lippen einer Dame erwartete.
»Irgendwelche Blödmänner erlauben sich einen Spaß«, brachte Darleen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Es gibt immer einen Witzbold… Ach, tatsächlich ?«
»Gibst du uns einen Kuß, Süßer?« fragte ein junger Mann, der auf den Rand des Wagens gesprungen war und fröhlich mit einer Bierdose winkte.
Rincewind hatte einige sehr geschickte Kämpfer in Aktion gesehen, doch Darleens Schwinger war einzigartig. Sie kniff die Augen zusammen, ihre Faust bewegte sich im Kreis und traf das Kinn des Mannes – er stieg noch immer in die Höhe, als er aus dem Blickfeld des Zauberers verschwand.
»Sieh dir das an!« Darleen wandte sich Rincewind zu und winkte. »Zerrissen! Diese Handschuhe kosten ein Vermögen. Verdammter Mistkerl!« Eine Bierdose flog dicht an ihrem Ohr vorbei. »Habt ihr gesehen, wer das Ding geworfen hat? Habt ihr’s gesehen? Ich habe dich gesehen, du trübe Tasse! Mann, ich stecke den Arm in deinen Hals und ziehe dir die Hose hoch!«
Die Menge brüllte anerkennend, aber es ertönten auch Pfiffe. Rincewind sah die Helme einiger Wächter, die sich dem Karren näherten.
»Äh…«, sagte er.
»Das ist er!« rief jemand und streckte die Hand aus. »Das ist Rinso der Bandit!«
»Ich bin nie in einer Bande gewesen!«
Rincewind fragte sich, wer diese Antwort gegeben hatte, und dann begriff er, daß sie von ihm selbst stammte. Die Wächter sahen zu ihm auf, und diesmal gab es kein Entkommen. Die Straße war voller Menschen. Irgendwo weiter vorn prügelten sich Leute. Weit und breit deutete nichts auf Seitenstraßen oder Gassen hin. Die Wächter bahnten sich nicht ohne Mühe einen Weg durch die Menge. Das Publikum vergnügte sich prächtig. Und oben leuchtete das Werbezeichen mit dem großen Känguruh.
Es war soweit: Zeit für den Berühmten Letzten Kampf.
»Was?« entfuhr es ihm. »Es ist nie Zeit für den Berühmten Letzten Kampf!«
Er wandte sich an Letitia. »Ich möchte euch dafür danken, daß ihr versucht habt, mir zu helfen«, sagte er. »Es ist mir ein Vergnügen, einmal echte Damen kennengelernt zu haben.«
Die »echten Damen« wechselten einen erstaunten Blick.
»Das Vergnügen ist ganz unsererseits«, erwiderte Letitia. »Für uns war es eine angenehme Abwechslung, einmal einem echten Gentleman zu begegnen. Stimmt’s, Mädels?«
Darleen trat mit einem Netzstrumpfbein nach einem Mann, der den Wagen zu erklettern versuchte. Mit ihrem Pfennigabsatz brachte sie fertig, was Bromid im Tee erst nach einigen Wochen schafft.
»Das ist verdammt wahr«, bestätigte sie.
Rincewind sprang vom Karren, landete auf Schultern, sprang erneut und erreichte einen Kopf. Es klappte. Einige Hände griffen nach ihm, und einige Bierdosen wurden geworfen, aber hier und dort ertönte ein ermutigendes »So ist es richtig!« oder »Nur nicht aufgeben!«.
Schließlich sah Rincewind eine Gasse. Er sprang von der letzten gefälligen Schulter, legte einen anderen Beingang ein – und mußte feststellen, daß sich diese Seitenstraße am besten mit dem Wort »Sackgasse« beschreiben ließ. Und damit nicht genug: Drei Wächter hatten hier eine Pause eingelegt, um zu rauchen.
Sie offenbarten den typischen Gesichtsausdruck von genervten Polizisten, die
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