Heiße Hüpfer
essen, an einem gefährlichen Korallenriff vorbeizutreiben, ein ruhiges Atoll zu erreichen und mich dort von Venusmuscheln zu ernähren!«
»Du verfügst da über ein sehr spezielles Talent«, sagte das Känguruh und sprang über eine Trosse hinweg. »Wie viele icksianische Schiffe hast du in Ankh-Morpork gesehen? Es ist der größte Hafen auf der ganzen Scheibenwelt, nicht wahr?«
Rincewind lief langsamer. »Nun…«
»Es liegt an der Strömung, Kumpel. Zehn Meilen von der Küste entfernt schafft es nicht ein Kapitän von hundert, sein Schiff so zu lenken, daß es nicht über den Rand fällt. Kluge Seeleute bleiben dem Ufer möglichst nahe.«
Rincewind blieb stehen. »Soll das heißen, dieser Ort ist wie ein großes Gefängnis ?«
»Ja. Aber die Icksianer halten ihr Land für das beste weit und breit. Es gibt also gar keinen Grund für sie, es zu verlassen.«
Rufe erklangen. Die hiesigen Wächter brauchten offenbar nicht sehr lange, um bis zehn zu zählen.
»Was hast du jetzt vor?« fragte Rincewind.
Das Känguruh war verschwunden.
Er lief durch eine Seitenstraße – und stieß kurze Zeit später auf ein Hindernis. Karren reichten von einer Seite zur anderen. Prächtig geschmückte Karren.
Rincewind zögerte. Er war immer der größte Verfechter des Weglaufens gewesen und hätte ein Buch darüber schreiben können. Allerdings ahnte er vage, daß es manchmal nicht nur darauf ankam, sich von etwas zu entfernen – auch das Wohin konnte wichtig sein.
Viele Leute, die bei den Karren standen und plauderten, trugen Leder.
Leder hatte viele gute Eigenschaften. Es war sehr haltbar, praktisch und strapazierfähig. Leute wie Cohen der Barbar fanden es so haltbar und strapazierfähig, daß sie ihre alten Lendenschurze von einem Schmied entfernen lassen mußten. Doch diese Leute schienen sich in der Boutique nicht nach entsprechenden Eigenschaften erkundigt, sondern statt dessen andere Fragen gestellt zu haben: Wie viele eiserne Beschläge gibt es? Glänzt das Leder richtig? Hat es Löcher an ungewöhnlichen Stellen?
Eine der elementarsten Überlebensregeln auf jedem Planeten lautet: Verärgere nie jemanden, der schwarzes Leder trägt. 21 Rincewind schob sich vorsichtig an den Leuten vorbei, wobei er darauf achtete, freundlich zu nicken und zu winken, wenn jemand in seine Richtung sah. Aus irgendeinem Grund zog er dadurch mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Es gab auch einige Gruppen aus Frauen, und Rincewind gelangte zu der Erkenntnis, daß auf dem Kontinent IcksIcksIcksIcks nicht nur die Männer groß und stattlich wurden. Einige der Frauen waren trotzdem recht hübsch, auf eine übertriebene Art und Weise, obgleich ein gelegentlicher Schnurrbart fehl am Platz wirkte. Rincewind war viel im Ausland herumgekommen und wußte daher, daß manche Dinge in ländlichen Gegenden recht exotisch werden konnten.
Er sah mehr Pailletten als sonst. Und auch mehr Federn.
Plötzlich begriff er, und Erleichterung durchströmte ihn.
»Ach, dies ist Karneval, nicht wahr?« entfuhr es ihm. » Darum geht es beim Galah.«
»Wie bitte?« fragte eine Frau, die ein glitzerndes blaues Kleid trug. Sie war gerade damit beschäftigt, das Rad eines Karrens zu wechseln.
»Dies sind Karnevalswagen, oder?« vermutete Rincewind.
Die Frau knirschte mit den Zähnen, stieß das neue Rad in die richtige Position und ließ dann die Achse los. Der Karren sank auf das Kopfsteinpflaster zurück.
»Mist, ich glaube, ich habe mir einen Nagel abgebrochen«, sagte die Frau. Sie sah Rincewind an. »Ja, dies ist der Karneval. Dein Kleid hat schon bessere Tage gesehen. Und der Bart gibt ebenfalls nicht viel her. Könnte eine Tönung vertragen.«
Rincewind blickte durch die Straße. Einige andere Karren und ziemlich viele Leute schirmten ihn ab, aber das würde nicht lange so bleiben.
»Äh… könntest du mir helfen, werte Dame?« fragte er. »Äh… die Wache ist hinter mir her.«
»Kann sehr lästig werden, die Wache.«
»Es gab ein Mißverständnis in Hinsicht auf ein Schaf.«
»Das passiert gelegentlich, Kumpel.« Die Frau musterte Rincewind von Kopf bis Fuß. »Ich muß sagen, du siehst nicht aus wie jemand vom Land.«
»Ich? Der Anblick eines Grashalms genügt, um mich nervös zu machen, Fräulein.«
Sie starrte ihn groß an. »Du… bist noch nicht lange hier, oder? Und dein Name lautet…?«
»Rincewind.«
»Nun, steig auf, Rincewind. Ich bin Letitia.« Sie streckte eine ziemlich große Hand aus. Der Zauberer schüttelte sie und massierte sie
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