Heiße Hüpfer
und ha, ihr erratet nie, woran sie mich erinnert hat…«
»Das kann doch unmöglich Frau Allesweiß sein, oder?« fragte Ponder.
»Nun, ich muß zugeben, daß sie…«
»Nun, ich fand sie recht amüsant…«, ließ sich der Dekan vernehmen.
»Es ist Frau Allesweiß«, sagte Ridcully.
»Eigentlich mehr eine Nuß, aber…«
Dem Obersten Hirten dämmerte die Erkenntnis, daß der Himmel seines persönlichen Planeten eine andere Farbe hatte. Er drehte sich um, riß die Augen auf, sagte: »Mwaaa…« und sank in den Sand.
»Hich weiß nicht, was mit dem Herrn Bibliothekar geschehen ist«, sagte Frau Allesweiß mit einer Stimme, die den Obersten Hirten sogar in seiner Ohnmacht zucken ließ.
Die Kokosnuß öffnete die Augen. Sie schien gerade etwas Schreckliches erblickt zu haben, doch das war ein normaler Gesichtsausdruck für einen kleinen Orang-Utan, und außerdem hatte er gerade den Dekan gesehen.
»Ponder, leg den Obersten Hirten für einige Minuten ins Meer«, sagte Ridcully. »Achte darauf, daß das Wasser nicht zu tief ist. Und sei unbesorgt, wenn’s dampft.« Er griff nach Frau Allesweiß’ freier Hand.
»Ich möchte dich nicht beunruhigen, Frau Allesweiß«, fuhr er fort, »aber gleich wird etwas passieren, das ein großer Schock für dich sein könnte. Zunächst einmal, und bitte versteh mich nicht falsch: Es wäre eine gute Idee, deine Kleidung zu lockern.« Er schluckte. »Ein wenig.«
D er Quästor erlebte einige Altersverschiebungen, als er durchs nasse und öde Land wanderte, doch jemand, der stundenlang eine Blumenvase sein konnte, ließ sich von so etwas kaum ablenken.
Feuer hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Treibholz brannte, und Salz verlieh den Flammen ein bläuliches Glühen.
Unweit des Feuers lag ein Beutel aus Leder.
Der feuchte Boden neben dem Quästor bewegte sich, und ein Baum kam daraus hervor, wuchs so schnell, daß der Regen an den sich entfaltenden Blättern verdampfte. Den Quästor überraschte dies nicht. Nur wenige Dinge überraschten ihn, und er hatte noch nie einen wachsenden Baum gesehen, wußte also gar nicht, mit welcher Geschwindigkeit dies ablaufen sollte.
Einige weitere Bäume schossen aus dem Boden. Einer wuchs so schnell, daß er sich in wenigen Sekunden vom Trieb bis zum halbverfaulten Stamm entwickelte.
Der Quästor hatte den Eindruck, daß sich noch andere Personen in der Nähe befanden. Er konnte sie nicht sehen oder hören, aber etwas tief in ihm spürte sie. Der Quästor war längst an die Gegenwart von Leuten gewöhnt, die von anderen nicht gesehen oder gehört werden konnten. Er hatte so manche angenehme Stunde im Gespräch mit historischen Persönlichkeiten oder manchmal auch der nächsten Wand verbracht.
Der Quästor war entweder die am besten oder am wenigsten geeignete Person, um einem Gott zu begegnen – es hing davon ab, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
Ein Alter kam hinter einem Felsen hervor und legte die Hälfte der Strecke bis zum Feuer zurück, bevor er den Zauberer bemerkte.
Wie bei Rincewind gab es im Kopf des Quästors keinen Platz für Rassismus. Schwarz als Hautfarbe war fast eine Erleichterung, verglichen mit einigen anderen Farben, die er gesehen hatte. Doch dieser Mann, der ihn nun anstarrte, schien schwärzer zu sein als schwarz. Zumindest vermutete der Quästor, daß er starrte – die Augen lagen so tief in den Höhlen, daß er nicht sicher sein konnte.
Der Quästor erinnerte sich an seine guten Manieren und sagte: »Hurra, da ist ein Rosenstrauch?«
Der Alte nickte verwirrt, trat an einen abgestorbenen Baum heran, löste einen Ast und schob ihn ins Feuer. Dann setzte er sich und blickte so in die Flammen, als wäre es überaus interessant zu beobachten, wie Holz verkohlte.
Der Quästor nahm auf einem Stein Platz und wartete. Wenn dieses Spiel Geduld erforderte, so war er bestens vorbereitet.
Der Alte sah immer wieder in seine Richtung. Der Quästor lächelte bei diesen Gelegenheiten, und einige Male winkte er.
Schließlich wurde der brennende Ast aus dem Feuer gezogen. Mit der anderen Hand hob der Alte den Lederbeutel auf und wanderte fort. Der Quästor folgte ihm.
Kurz darauf bemerkte er einen Überhang unter einer kleinen Klippe, der einen vertikalen Teil der Felswand vor dem Regen abschirmte. In Ankh-Morpork hätte eine solche Fläche viele Leute in Versuchung geführt und wäre mit einer so dicken Schicht aus Plakaten, Schildern und Graffiti bedeckt gewesen, daß sie selbst ohne das Gestein dahinter
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