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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vogel muß fliegen. Wo sind die Flügel?
    »Er steht auf dem Boden, und deshalb sieht man die Flügel nicht«, sagte der Dekan und blinzelte, verwundert darüber, daß er eine Frage beantwortet hatte, die niemand gestellt zu haben schien. »Na so was! Auf Fels zu zeichnen… ist schwerer, als es aussieht.«
    Ich sehe immer die Flügel, dachte die Stimme im Kopf des Quästors. Er tastete nach dem Fläschchen mit den getrockneten Froschpillen. Normalerweise waren die Stimmen nicht so deutlich.
    »Ein sehr flacher Vogel«, meinte Ridcully. »Komm, Dekan, unser Freund hier scheint nicht sehr begeistert zu sein. Laß uns einen ordentlichen Schiffszauber ausarbeiten…«
    »Sieht meiner Ansicht nach mehr wie ein Wiesel aus«, sagte der Oberste Hirte. »Der Schwanz ist falsch.«
    »Weil mir der Stock weggerutscht ist.«
    »Eine Ente ist dicker«, warf der Professor für unbestimmte Studien ein. »Du solltest nicht mit deinen Zeichenkünsten angeben, Dekan. Wann hast du das letzte Mal eine Ente gesehen, die nicht von Erbsen umringt war?«
    »Vergangene Woche, wenn du’s genau wissen willst!«
    »Ja, da gab es Entenbraten mit Pflaumensoße, wenn ich mich recht entsinne. Laß es mich mal versuchen…«
    »Jetzt hat das Tier drei Beine!«
    »Ich habe um den Stock gebeten! Aber du hast ihn weggezogen!«
    »Jetzt hört mal«, warf Ridcully ein. »Mit Enten kenne ich mich aus, und was ihr dort gezeichnet habt, ist einfach lächerlich. Gib mir das Ding… Danke. Ein Schnabel sieht so aus…«
    »Er befindet sich am falschen Ende und ist viel zu groß.«
    » Das hältst du für einen Schnabel?«
    »Ihr drei seid da völlig auf dem Holzweg. Gebt mir den Stock…«
    »Hier gibt es überhaupt keine Wege aus Holz! Ha! Du brauchst mir den Stock nicht gleich so wegzureißen…«
     
    D ie Unsichtbare Universität bestand aus Stein, und zwar aus so uraltem Gestein, daß man an manchen Stellen nicht feststellen konnte, wo der Fels aufhörte und wo domestizierter Stein begann.
    Die Vorstellung, daß eine Universität aus etwas anderem bestehen konnte, fiel sehr schwer. Wenn man Rincewind aufgefordert hätte, mögliche Baumaterialien aufzulisten, so hätte er Wellblech mit ziemlicher Sicherheit nicht erwähnt.
    Eine Art thaumaturgisches Urgedächtnis hatte allerdings das Wellblech am Eingang so zurechtgebogen und – gehämmert, daß es der Form eines steinernen Bogens entsprach. Darüber waren folgende Worte ins Metall gebrannt: NULLUS ANXIETAS.
    »Ich sollte eigentlich nicht überrascht sein, oder?« fragte Rincewind. »Keine Sorge.«
    Das Tor bestand aus Wellblech. Es war geschlossen. Fäuste schlugen dagegen – Dutzende von Menschen standen vor dem Eingang.
    »Ziemlich viele Leute scheinen die gleiche Idee gehabt zu haben«, meinte Neilette.
    »Bestimmt gibt es noch einen anderen Zugang«, sagte Rincewind und ging weiter. »Verborgen in einer kleinen Gasse… Ah, hier ist er. Nun, da es hier keine Mauern gibt, muß die Suche nach lockeren Ziegeln ohne Erfolg bleiben, was bedeutet…« Er klopfte ans Wellblech, und ein Segment gab nach. »Ah, ja. Ein langes Blechteil, das zur Seite schwingt – dadurch kann man auch noch spät in der Nacht in die Universität zurückkehren.«
    »Woher wußtest du davon?«
    »Dies ist eine Universität, nicht wahr? Komm.«
    Neben dem locker sitzenden Wellblechteil waren mit Kreide einige Worte geschrieben.
    »›Nulli Sheila sanguineae‹«, las Rincewind laut. »Aber du heißt nicht Sheila, und deshalb dürfte alles in Ordnung sein.«
    »Wenn es das bedeutet, was ich glaube, dann sind hier keine Frauen zugelassen«, sagte Neilette. »Du hättest Darleen mitnehmen sollen.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut.«
    Mit gewissem Erstaunen nahm Rincewind zur Kenntnis, daß sich jenseits der Barriere ein hübscher Rasen erstreckte, erhellt vom Licht, das aus den Fenstern eines großen, niedrigen Gebäudes schimmerte. Hier waren alle Gebäude niedrig und hatten dicke, breite Dächer, wodurch sie wie quadratische Pilze wirkten. Wenn sie jemals einen Anstrich bekommen hatten, so war dieser ein historisches Ereignis, anzusiedeln zwischen der Entdeckung des Feuers und der Erfindung des Rads.
    Es gab auch einen Turm: Er war etwa sechs Meter hoch.
    »Als Universität gibt dies nicht viel her«, meinte Rincewind. Er erlaubte sich einen Hauch Selbstgefälligkeit. »Sechs Meter? Von einem solchen Turm könnte ich problemlos herunterpin… herunterspucken. Na ja…«
    Er schritt zur Tür, als das Licht heller wurde und auch

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