Heiße Hüpfer
musterte ihn. »Nun, auf diese Weise begann es. Ich hielt es für eine bessere Idee, Geschöpfe zu erschaffen, die ihre eigenen Anweisungen verändern konnten, falls es notwendig werden sollte…«
»Oh, du meinst Evolution«, warf Ponder Stibbons ein.
»Meine ich das?« erwiderte der Gott nachdenklich. »›Allmählich fortschreitende Entwicklung‹… Eine gute Bezeichnung. Ja, ich glaube, damit beschäftige ich mich hier. Leider scheint es nicht richtig zu klappen.«
Neben ihm machte es Plop. Die Pflanze hatte eine Frucht entwickelt: Die Schote klappte auf, und darin zeigte sich, wie eine Chrysantheme gebauscht, ein sauberes weißes Taschentuch.
»Seht ihr?« sagte der Gott. »Mit solchen Dingen bekomme ich es dauernd zu tun. Alles ist so verdammt egoistisch .« Geistesabwesend griff er nach dem Taschentuch, putzte sich damit die Nase, knüllte es zusammen und ließ es achtlos auf den Boden fallen.
»Das mit dem Schiff tut mir leid«, fuhr er fort. »Es war ein wenig überstürzt. Ich wollte vermeiden, daß ihr die Dinge hier in Unordnung bringt, aber ich halte nichts von göttlicher Strafe und dergleichen. Und da ihr die Insel ohnehin verlassen wolltet, dachte ich, es sei eine gute Idee. Das Schiff findet ganz automatisch neues Land, glaube ich. Warum seid ihr nicht aufgebrochen?«
»Die nackte Frau am Bug war übertrieben«, sagte Ridcully.
»Die was?« Der Gott sah zum Schiff. »Diese Augen sind nicht besonders leistungsfähig… Oh, meine Güte, ja. Die Galionsfigur. Schon wieder verdammte morphische Resonanzen. Hör endlich auf damit!«
An der Taschentuchpflanze war gerade eine neue Frucht gewachsen. Der Gott kniff die Augen zusammen, richtete einen Finger darauf und verbrannte die Schote.
Die Zauberer wichen synchron einen Schritt zurück.
»Wenn ich auch nur für fünf Minuten in meiner Konzentration nachlasse, wird alles disziplinlos«, sagte der Gott. »Dann wollen sich die Dinge plötzlich nützlich machen! Warum nur, frage ich mich.«
»Entschuldige bitte«, sagte Ponder. »Ich möchte ganz sicher sein, es richtig zu verstehen. Du bist der Gott der Evolution ?«
»Äh… stimmt was nicht damit?« erwiderte der Gott besorgt.
»Aber die Evolution geschieht doch seit vielen Jahrtausenden!«
»Tatsächlich? Obwohl ich erst vor einigen Jahren damit begonnen habe? Glaubst du vielleicht, jemand anders steckt dahinter?«
»Ich fürchte ja«, sagte Ponder. »Menschen züchten Hunde und Pferde, damit sie, äh, fester zubeißen und schneller laufen. Und mein Onkel stellt recht erstaunliche Dinge mit Nüssen an…«
»Was bekommt man, wenn man einen Ochsen mit einem Frosch kreuzt?« fragte Ridcully. »Einen Ochsenfrosch, ahaha.«
»Glaubst du?« entgegnete der Gott der Evolution. »Ich würde eher vermuten, daß der Versuch für beide Beteiligte ziemlich enttäuschend endet.«
Der Erzkanzler zwinkerte Ponder Stibbons zu. Götter konnten mit Humor meistens nicht viel anfangen, und dieser war noch schlimmer als Ridcully.
»Wir haben es hier wieder mit dem Zeitproblem zu tun, nicht wahr, Stibbons?« meinte er. »Mit geschehenen Dingen, die erst noch passieren müssen, stimmt’s?«
»Oh, ja«, antwortete Ponder.
»Nun, zwei Götter der Evolution wären gar nicht schlecht«, sagte Ridcully. »Dadurch würde alles interessanter. Der beste gewinnt.«
Der Gott starrte ihn mit offenem Mund an. Dann setzten sich seine Lippen in Bewegung, als er Ridcullys Worte lautlos wiederholte. Schließlich schnippte er mit den Fingern und verschwand in einer kleinen Wolke aus blitzenden weißen Lichtern.
»Du hast ihn verjagt«, sagte der Dozent für neue Runen.
»Für dich gibt es keinen Kuchen«, betonte der Quästor.
»Ich habe doch nur darauf hingewiesen, daß derjenige gewinnt, der beim Evolutionskram die besten Leistungen erzielt.«
»Eigentlich wirkte er gar nicht verärgert«, meinte Ponder. »Ihm schien eher etwas eingefallen zu sein.«
Ridcully sah zum kleinen Berg in der Inselmitte und traf eine Entscheidung.
»Na schön, wir brechen auf«, sagte er. »Diese Insel ist deshalb so seltsam, weil ein dämlicher Gott daran herumpfuscht. Für mich genügt das als Erklärung.«
»Aber…«, begann Ponder.
»Seht ihr die kleine Ranke beim Obersten Hirten?« fragte der Dekan. »Sie wächst erst seit zehn Minuten.«
Sie sah nach einer Gurkenranke aus, doch ihre Früchte waren gelb und rechteckig.
»Gib mir dein Taschenmesser, Stibbons«, sagte Ridcully.
Er schnitt eine Frucht auf. Sie war noch nicht
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