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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas dagegen, wenn man dir einen anderen Namen gibt? Angeblich lassen sich mit ›Rincewind‹ kaum Reime gestalten. ›Es war einmal ein Schafdieb, Rincewind lautete sein Name…‹ Das klingt einfach nicht richtig.«
    »Oh, tut mir leid. Vielleicht wäre es besser, wenn ihr mich einfach gehen laßt?«
    »Ha, nicht schlecht«, erwiderte der Wärter. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Wenn du auf der Plattform des Galgens stehst, solltest du dich kurz fassen. Die besten Berühmten Letzten Worte sind die kürzesten. Etwas Einfaches wirkt immer gut. Und fluch nicht soviel.«
    »Ich habe doch nur ein Schaf gestohlen!« brachte Rincewind verzweifelt hervor. »Und ich hab’s nicht einmal getan! Warum deshalb all die Aufregung ?«
    »Oh, das Stehlen von Schafen gilt hierzulande als sehr schweres Verbrechen«, erklärte der Wärter munter. »Es berührt etwas in den Leuten. Wie ein kleiner Mann, der gegen die Macht brutaler Autorität kämpft. So was kommt an. Lieder und Geschichten werden von dir berichten, vor allem dann, wenn du einige interessante Letzte Worte sprichst.« Der Wärter rückte seinen Gürtel zurecht. »Um ganz offen zu sein: Heutzutage gibt es viele Leute, die noch nie ein Schaf gesehen haben, aber zu hören, daß eins gestohlen wurde… Das gibt ihnen das Gefühl, richtige Icksianer zu sein. Selbst ich fühle mich besser, endlich mal einen richtigen Kriminellen in meiner Zelle zu haben und nicht nur irgendwelche Politiker.«
    Rincewind nahm erneut auf dem Bett Platz, ließ den Kopf hängen und hob die Hände vors Gesicht.
    »Eine berühmte Flucht ist natürlich fast so gut wie die Hinrichtung«, fügte der Wärter aufmunternd hinzu.
    »Gut«, sagte Rincewind.
    »Du hast nicht gefragt, ob das kleine Gitter dort im Boden in die Kanalisation führt«, meinte der Wärter.
    Rincewind spähte zwischen den Fingern durch. »Ist das der Fall?«
    »Wir haben keine Kanalisation.«
    »Danke. Du bist sehr hilfreich.«
    Der Wärter schritt fort und pfiff leise vor sich hin.
    Rincewind streckte sich einmal mehr auf dem Bett aus und schloß die Augen.
    »Määh.«
    »Halt die Klappe.«
    »Entschuldigung, Kumpel…«
    Rincewind stöhnte und setzte sich auf. Diesmal kam die Stimme vom hohen, kleinen und vergitterten Fenster.
    »Was ist?«
    »Äh, als man dich schnappte…«
    »Ja?«
    »Unter welchem Baum hast du dich dabei aufgehalten?«
    Rincewind sah zu dem kleinen blauen Quadrat empor, das Häftlinge Himmel nannten. »Was ist das denn für eine Frage?«
    »Wegen der Ballade, weißt du. Es wäre mir eine große Hilfe, wenn der Name drei Silben hätte…«
    »Woher soll ich über solche Dinge Bescheid wissen? Ich hatte keine Gelegenheit, in einem Fachbuch für Botanik nachzusehen!«
    »Na schön, na schön, ich verstehe«, erwiderte die Stimme. »Aber könntest du mir vielleicht sagen, was du unmittelbar vor dem Diebstahl des Schafes gemacht hast?«
    »Ich habe das Schaf überhaupt nicht gestohlen!«
    »Schon gut, schon gut… Was hast du gemacht, bevor du das Schaf nicht gestohlen hast?«
    »Keine Ahnung, ich erinnere mich nicht daran!«
    »Hast du vielleicht in irgendwelchen Fressalien gerührt?«
    »Ich gebe nichts zu! Solche Ausdrücke könnten praktisch alles bedeuten!«
    »Ich meine, hast du eine Mahlzeit zubereitet, möglicherweise in einer Blechdose?«
    »Oh, ja, genau. Damit bin ich tatsächlich beschäftigt gewesen.«
    »Hervorragend.« Rincewind glaubte, einen Stift zu hören, der über Papier kratzte. »Schade, daß du nach dem Diebstahl nicht gestorben bist, aber wenigstens wirst du morgen gehängt. Hab mir schon eine tolle Melodie einfallen lassen, man kann gar nicht mehr aufhören, sie zu pfeifen… Nun, das gilt natürlich nicht für dich, keine Sorge.«
    »Besten Dank.«
    »Vielleicht wirst du so berühmt wie Blechkopf Billy, Kumpel.«
    »Tatsächlich?« Rincewind legte sich wieder hin.
    »Ja. Man hat ihn mehrmals in der Zelle eingesperrt, in der du jetzt bist. Und ihm gelang immer die Flucht. Niemand weiß, wie er’s angestellt hat, denn das Schloß ist verdammt gut, und die Gitterstäbe wurden nie verbogen. Er meinte, das Gefängnis, aus dem er nicht ausbrechen könnte, müßte erst noch gebaut werden.«
    »Ein ziemlich dünner Bursche, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Hatte vermutlich einen Schlüssel oder so.«
    »Nein. Muß jetzt gehen, Kumpel. Da fällt mir ein… Glaubst du, man kann deinen Geist hören, wenn man den Ort besucht, an dem das Schaf gestohlen wurde?«
    »Was?«
    »Es wäre nicht

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