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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rücken eines Pferds festgebunden, hatte er nicht viel davon erkennen können, abgesehen von Furchen im Boden, Hufabdrücken und Dingen, die übel rochen, was bei der Zivilisation oft der Fall ist. Am Morgen sollte er gehängt werden. Zum erstenmal seit seiner Ankunft in diesem Land befand er sich in einem Gebäude aus Stein. Hier gab es sogar Wächter. Am Morgen sollte er gehängt werden. Durchs hohe Fenster kamen die Geräusche von Karren und Menschen. Am Morgen sollte er gehängt werden.
    Er blickte sich in der Zelle um. Wer auch immer der Baumeister gewesen sein mochte: Er hatte vergessen, Falltüren einzubauen.
    Falltüren… Darüber sollte er besser nicht nachdenken.
    Er hatte sich schon an schlimmeren Orten aufgehalten. An viel, viel schlimmeren Orten. Und das machte alles noch schlimmer, denn die Konfrontation mit scheußlichen magischen Dingen erschien ihm plötzlich erstrebenswert, wenn er sie damit verglich, in einer steinernen Kammer festzusitzen und darauf zu warten, zu einem Termin beim Henker abgeholt zu werden. Eigentlich erstaunlich: Ganz normale Leute, die ihm unter anderen Umständen sicher sympathisch gewesen wären, wollten ihn mit einem sehr engen Kragen auf einen sehr unsicheren Boden stellen.
    »Määh!«
    »Sei still.«
    »Määh?«
    »Du hättest ein Bad oder so nehmen sollen. Hier riecht’s ziemlich landwirtschaftlich.«
    Rincewinds Augen gewöhnten sich ans Halbdunkel, so daß er die Kritzeleien an den Wänden erkennen konnte, insbesondere jene Ansammlungen von Strichen, mit denen andere Gefangene die Tage gezählt hatten. Nun, zumindest diese Mühe blieb ihm erspart, denn immerhin sollte er am nächsten Morgen gehängt werden… Nicht daran denken, nicht daran denken.
    Als er genauer hinsah… In den meisten Fällen beschränkten sich die Zählungen auf einen Strich.
    Er streckte sich aus und schloß die Augen. Bestimmt wurde er gerettet – das war immer der Fall. Allerdings kam die Rettung immer in Situationen, die wesentlich mehr Gefahr in sich bargen als eine gewöhnliche Gefängniszelle.
    Nun, er saß nicht zum erstenmal in einer solchen Zelle. Es gab immer gewisse Möglichkeiten. Wichtig war es vor allem, direkt zu sein.
    Er stand auf und hämmerte ans Gitter, bis der Wärter zurückkehrte.
    »Was ist los, Kumpel?«
    »Ich wollte nur gewisse Dinge klären«, sagte Rincewind. »Um keine Zeit zu vergeuden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ja?«
    »Planst du zufälligerweise, vor dieser Zelle auf einem Stuhl einzuschlafen, während die Schlüssel klar erkennbar auf einem Tisch in der Nähe liegen?«
    Sie blickten durch den leeren Flur.
    »Jemand müßte mir helfen, einen Tisch hierherzubringen«, sagte der Wärter skeptisch. »Nein, tut mir leid, ich glaube, etwas in der Art wird nicht geschehen.«
    »Na schön.« Rincewind überlegte kurz. »Nun…wird mir das Essen vielleicht von einer jungen Dame gebracht, die ein – und das ist wichtig – mit einem Tuch bedecktes Tablett trägt?«
    »Nein. Das Kochen erledige ich.«
    »Oh.«
    »Brot und Wasser, das ist meine Spezialität.«
    »Wollte nur ganz sichergehen.«
    »Das klebrige braune Zeug auf dem Teller dort drüben… das paßt hervorragend zu Brot.«
    »Bedien dich ruhig.«
    »Ich spüre schon, wie die Vitamine und Spurenelemente anfangen zu wirken.«
    »Keine Sorge. Äh… Oh, ja. Wäsche. Stehen irgendwelche großen Wäschekörbe in der Nähe, die man in einen nach draußen führenden Schacht entleert?«
    »Tut mir leid, Kumpel. Eine alte Waschfrau holt die Wäsche ab.«
    »Tatsächlich?« Rincewinds Miene erhellte sich. »Ah, eine Waschfrau. Groß, weiter Umhang, vermutlich auch eine Kapuze, die man tief ins Gesicht ziehen kann?«
    »Das ist eine ziemlich gute Beschreibung.«
    »Und sie kommt um…?«
    »Wir sprechen hier von meiner Mutter«, sagte der Wärter.
    »Interessanter Hinweis.«
    Sie musterten sich gegenseitig.
    »Ich schätze, damit ist alles klar«, sagte Rincewind. »Ich hoffe, die Fragen haben dich nicht zu sehr belästigt.«
    »Oh, keine Sorge, Kumpel. Hab dir gern Auskunft gegeben. Weißt du schon, was du vor der Hinrichtung sagen willst? Einige Balladenschreiber würden es gern erfahren, wenn du gestattest.«
    »Balladenschreiber?«
    »Oh, ja. Drei sind bereits zugegen, und bis morgen früh dürften es zehn sein.«
    Rincewind rollte mit den Augen. »Wie viele von ihnen schmücken ihren Refrain mit Ausdrücken wie ›Trullala‹ und dergleichen?«
    »Sie alle.«
    »Bei den Göttern…«
    »Hättest du

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