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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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passiert gelegentlich, Kumpel.« Die Frau musterte Rincewind von
    Kopf bis Fuß. »Ich muß sagen, du siehst nicht aus wie jemand vom
    Land.«
    »Ich? Der Anblick eines Grashalms genügt, um mich nervös zu
    machen, Fräulein.«
    Sie starrte ihn groß an. »Du… bist noch nicht lange hier, oder? Und
    dein Name lautet…?«
    »Rincewind.«
    »Nun, steig auf, Rincewind. Ich bin Letitia.« Sie streckte eine ziemlich
    große Hand aus. Der Zauberer schüttelte sie und massierte sie heimlich,
    als er nach oben kletterte.
    Der purpurne Wagen war mit langen rosaroten und lavendelfarbenen
    Binden geschmückt – und mit Objekten, die aussahen wie Rosen aus
    Papier. In der Mitte hatte man Kisten zusammengeschoben und mit
    Tüchern bedeckt, so daß sie ein Podium bildeten.
    »Was hältst du davon?« fragte Letitia. »Die Mädels haben sich große
    Mühe gegeben.«
    Für Rincewinds Geschmack war al es ein wenig zu feminin, doch er
    wußte auch, daß Höflichkeit unter gewissen Umständen sehr nützlich
    sein konnte. Er kauerte sich in eine Ecke, um von draußen nicht gesehen
    zu werden.
    »Sehr hübsch«, sagte er. »Sehr… lebhaft.«
    »Freut mich, daß es dir gefäl t.«

    Weiter vorn spielte eine Kapel e. Die Leute in der Straße kletterten auf
    Karren oder bereiteten sich darauf vor, loszumarschieren.
    Zwei Frauen stiegen in den purpurnen Wagen, gekleidet in Pailletten
    und mit langen Handschuhen. Als sie Rincewind sahen, rissen sie die
    Augen auf.
    »Was hat das denn zu bedeuten?« fragte die eine.
    »Darleen – wir müssen miteinander reden«, klang Letitias Stimme aus
    dem vorderen Teil des Karrens.
    Rincewind beobachtete, wie sie die Köpfe zusammensteckten.
    Gelegentlich sah eine der Frauen auf und blickte in seine Richtung, wie
    um festzustel en, ob er noch immer da war.
    Große, prächtige Frauen gab es in diesem Land, dachte Rincewind.
    Und er fragte sich, woher sie ihre Schuhe bekamen.
    Mit Frauen war Rincewind nicht sehr vertraut. Ein großer Teil seines
    Lebens, den er nicht mit hoher Geschwindigkeit verbracht hatte, bezog
    sich auf die Mauern der Unsichtbaren Universität, und dort fielen Frauen
    in die gleiche Kategorie wie Tapeten und Musikinstrumente: Sie
    mochten interessant sein und stel ten zweifel os einen kleinen, aber
    wichtigen Teil dessen dar, was man gemeinhin als Zivilisation
    bezeichnete, aber sie waren, wenn man es sich genau überlegte, nicht von
    wesentlicher Bedeutung.
    Wenn er etwas Zeit in der intimen Gesellschaft von Frauen verbracht
    hatte, so versuchten sie entweder, ihm den Kopf abzuschneiden – oder
    sie wol ten ihn zu einem Verhalten veranlassen, das jemand anderen dazu
    bringen würde, ihm den Kopf abzuhacken. In bezug auf Frauen fehlte es
    Rincewind am Sinn fürs Subtile. Einige vernachlässigte Instinkte teilten
    ihm mit, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber er wußte nicht,
    was genau das sein könnte.
    Darleen schritt durch den Karren, wirkte dabei entschlossen und sogar
    aggressiv. Rincewind nahm respektvoll den Hut ab.
    »Bist du gekommen, um dich über uns lustig zu machen?«
    »Was, ich? Käme mir nie in den Sinn, Fräulein. Ich möchte mich nur
    ein wenig verstecken, bis wir einige Straßen weiter sind. Um mehr bitte
    ich nicht…«

    »Du weißt doch, was dies hier ist, oder?«
    »Ja, Fräulein. Karneval.« Rincewind schluckte. »Keine Sorge. Alle
    haben Spaß daran, sich zu verkleiden, nicht wahr?«
    »Aber glaubst du wirklich, daß wir… Ich meine… was starrst du so auf
    mein Haar?«
    »Äh… ich habe mich gefragt, warum es so sehr funkelt. Bist du
    vielleicht beim Theater?«
    »Es geht los, Mädels!« rief Letitia. »Denkt daran: Immer hübsch
    lächeln. Laß ihn in Ruhe, Darleen. Du weißt nicht, wo er gewesen ist.«
    Die dritte Frau, von den anderen Neilette genannt, musterte Rincewind
    neugierig, und er hatte den Eindruck, daß etwas an ihr nicht stimmte. Ihr
    Haar war nicht in dem Sinne stumpf, aber es glänzte nicht annähernd so
    sehr wie das der beiden anderen Frauen. Außerdem schien es ihr an
    Schminke zu mangeln. Anders ausgedrückt: Sie wirkte ein wenig fehl am
    Platz.
    Dann bemerkte Rincewind weiter vorn einen Wächter und duckte sich
    sofort unter die Kante des Karrens. Durch eine Lücke zwischen zwei
    Brettern beobachtete er, wie der Wagen um eine Ecke rol te. Das
    wartende Publikum geriet in Sicht.
    Er war bei vielen Karnevalsfesten zugegen gewesen, wenn auch nicht
    unbedingt mit Absicht. So hatte er sich zum Beispiel während des
    Dicken

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