Heiße Hüpfer
klappte. Einige Hände griffen nach ihm,
und einige Bierdosen wurden geworfen, aber hier und dort ertönte ein
ermutigendes »So ist es richtig!« oder »Nur nicht aufgeben!«.
Schließlich sah Rincewind eine Gasse. Er sprang von der letzten
gefälligen Schulter, legte einen anderen Beingang ein – und mußte
feststellen, daß sich diese Seitenstraße am besten mit dem Wort
»Sackgasse« beschreiben ließ. Und damit nicht genug: Drei Wächter
hatten hier eine Pause eingelegt, um zu rauchen.
Sie offenbarten den typischen Gesichtsausdruck von genervten
Polizisten, die folgenden Standpunkt vertraten: Wer sie beim Rauchen
störte, war in jedem Fall schuldig.
Dann veränderte sich die Miene eines Wächters.
»Das ist er!«
Auf der Straße schrien die Leute nun. Es waren nicht mehr die
alkoholisierten Stimmen des Karnevals – die Schreie drückten vielmehr
echten Schmerz aus. Außerdem herrschte inzwischen ein so dichtes
Gedränge, daß Rincewind keine Möglichkeit sah, die Gasse zu verlassen.
»Ich kann al es erklären«, sagte er und nahm den anschwellenden Lärm
nur unbewußt zur Kenntnis. »Nun, vielleicht nicht al es, aber wenigstens
das eine oder andere. Was das Schaf betrifft…«
Etwas Glänzendes flog über ihn hinweg und landete zwischen ihm und
den Wächtern auf dem Kopfsteinpflaster.
Das Objekt sah aus wie ein Tisch, der ein Abendkleid trug. Und es
hatte Hunderte von kleinen Füßen.
Viele von ihnen trugen Schuhe mit hohen Absätzen.
Rincewind rol te sich zu einer Kugel zusammen und preßte sich die
Hände auf die Ohren, um die gräßlichen Schreie nicht hören zu müssen.
Am Rand des Meeres blubberte das Wasser und saugte am Sand. Eine
kleine Welle wich zurück und floß an einem gesplitterten Baumstamm
vorbei.
Die aus Krabben und Sandflöhen bestehende Fracht des Treibholzes
wartete einen günstigen Augenblick ab und hastete vor der nächsten
Welle ans Ufer.
Regen prasselte auf den Strand, strömte in Miniaturschluchten aus
zerbröckelndem Sand dem Meer entgegen. Die Krabben eilten weiter,
folgten dem Verlauf der Gezeitenlinie aus Algen und Muscheln,
kletterten übereinander hinweg, jede von ihnen auf der Suche nach
einem Ort, wo eine Krabbe vol er Stolz ein neues Leben beginnen und
den herrlichen Sand der Freiheit genießen konnte.
Einige von ihnen untersuchten einen grauen, nassen Hut, an dem
Algenfladen klebten, setzten dann den Weg zu einem vielversprechenden
Haufen aus nasser Kleidung fort, in dem es interessante Öffnungen gab.
Eine Krabbe versuchte, auf Ponder Stibbons Nase zu klettern, doch
ein plötzliches Schnaufen vertrieb sie.
Ponder öffnete ein Auge. Als er den Kopf bewegte, verursachte das
Wasser in seinen Ohren seltsame Geräusche.
Die Ereignisse während der letzten Minuten waren recht kompliziert
gewesen. Er erinnerte sich daran, daß er durch eine lange Röhre aus
grünem Wasser unterwegs gewesen war, falls so etwas überhaupt
möglich sein konnte. Bei mehreren Gelegenheiten hatte er den Eindruck
gehabt, daß Luft, Meer und Ponder eng miteinander verbunden waren.
Jetzt fühlte er sich so, als hätte jemand mit einem Hammer auf jede Stelle seines Körpers eingeschlagen.
»Laß mich in Ruhe!«
Ponder zog eine andere Krabbe von seinem Ohr weg und merkte, daß
er seine Brille verloren hatte. Vermutlich lag sie irgendwo auf dem
Meeresgrund und erschreckte Hummer.
Der junge Zauberer begriff, daß er sich am Ufer eines fremden
Kontinents befand, und er konnte al es ganz deutlich erkennen –
vorausgesetzt, daß hier tatsächlich al es verschwommen war.
»Bin ich diesmal tot?« Die Stimme des Dekans erklang einige Meter
entfernt.
»Nein, wir leben noch immer «, erwiderte Ponder.
»Verdammt. Bist du sicher?«
Hier und dort stöhnte jemand, als angeschwemmte Dinge zu von
Algen bedeckten Zauberern mutierten.
»Sind wir alle hier?« fragte Ridcully und versuchte aufzustehen.
»Ich möchte lieber nicht hier sein«, ächzte der Dekan.
»Wo ist Frau Allesweiß?« fragte Ridcully. »Und der Quästor fehlt
ebenfal s…«
Ponder setzte sich auf.
»Ich glaube… Meine Güte… Das ist der Quästor…«
Draußen auf dem Meer wuchs eine besonders große Wel e. Sie ragte
immer weiter empor, und der Quästor befand sich auf ihr.
»Quästor!« rief Ridcully.
Die ferne Gestalt stand auf einem Samen und winkte.
»Er steht auf dem Ding«, sagte Ridcully. »Sollte er darauf stehen?
Bestimmt sollte er nicht darauf stehen. Ja, ich bin
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