Heiße Küsse: Erotischer Roman (German Edition)
sah zu hart, zu wild aus, zu diszipliniert, um seine Lust in Drogen zu suchen.
»Wo ist mein Höschen? Der Wind weht ziemlich kühl. Hast du mein Höschen gesehen?«
Nicht gerade die romantische Eröffnung, nachdem der Mann dir Lust verschafft hatte, ohne selbst gekommen zu sein, aber der etwas gespenstische Gesichtsausdruck verwirrte sie. Sie schob ihren Rock nach unten und hielt ihn fest, als befürchtete sie, Jay hätte irgendeine Kontrolle über ihn und könnte ihn wieder nach oben zaubern.
Als sie ihn beobachtete, blinzelte er, und dann schien er neben ihr auf die Erde zurückzukommen. Die vernarbte Braue runzelte sich zu ein paar Falten, und der plötzliche harte Ausdruck seines Mundes schien ihr zu sagen, dass er verärgert war über ihre gefühllose Bemerkung - fast so sehr, wie sie selbst über sich verärgert war.
Er bückte sich und sammelte das Höschen ein, denn er wusste noch, wohin er es geworfen hatte. Aber statt es ihr zu geben, knüllte er das Höschen in der Hand zusammen, hob es an sein Gesicht und atmete tief ein. Die dunklen Brauen hoben sich, und mit den Narben und dem Piratenbart sah er aus wie der Teufel persönlich.
Sandy errötete, denn sie wusste, wie kräftig ihr eigenes Aroma sein würde.
»Ich denke, ich sollte es behalten.« Er atmete wieder tief ein. »Als Souvenir. Oder vielleicht als Belohnung für geleistete Dienste.«
Sie empfand nichts als Verwirrung. Die Verlegenheit erschwerte ihr Denken. Sie wünschte sich zurück zum harmlosen Partyplaudern. Riskante sexy Spiele mit eigenartigen fremden Männern waren nicht ihr gewöhnlicher Zeitvertreib, und in diesem Moment hatte sie sogar Angst vor ihnen.
Sie griff nach ihrem Höschen, und er überließ es ihr. Er sah ihr stirnrunzelnd zu, als sie ungeschickte Anstalten machte, sich das Höschen anzuziehen. Zuerst ignorierte sie den Arm, den er ausstreckte, um ihr Halt zu geben, als sie von einem Fuß auf den anderen trat. Aber dann willigte sie ein, und sie spürte seine harten Muskeln, als wären sie ein Stück Granit.
»Ich muss gehen. Ich muss zurück nach Hause. Ich bin mit jemandem gekommen.«
Als sie sich zaudernd von seinem Arm löste, war die Skepsis in seinem Blick nicht zu übersehen.
»Nein, es ist kein Mann. Kat, meine Köchin, hat mich begleitet. Du kennst sie, sie hat dich im Café bedient ... Sie wird sich wundern, wo ich abgeblieben bin.«
Warum muss ich mich ihm erklären? Er ist nur ein Mann, bei dem ich vorübergehend den Verstand verloren habe. Mit etwas Glück werde ich ihn nach diesem Abend nicht wieder sehen.
»Gut. Ich bin froh, dass es kein Mann ist.«
Was bedeutete das für ihn? Glaubte er, dass sie nach diesem einen Orgasmus ihm gehörte? Verärgerung und andere verrückte Emotionen pumpten Adrenalin in ihr Blut. Sie musste von ihm weg, damit sie nachdenken und abkühlen konnte. In seiner Nähe ging sie das Risiko ein, dass er ihre Sinne manipulierte. Ihre Gefühle lagen jetzt schon im Widerstreit, nur ihr Körper reagierte noch auf seine brutale Schönheit - wie die Stute, die dem Hengst ihre Bereitschaft signalisiert.
Sie griff nach ihrer Tasche, kehrte auf dem Absatz um und wollte weggehen. Aber dann packte er ihren Arm und drückte ihn, als wäre seine Hand ein Schraubstock.
»Lass mich gehen.«
Der Schraubstock öffnete sich. Sie war frei.
Warum also rannte sie nicht weg? Sie konnte nach Hause laufen und sich nie wieder nach ihm umdrehen.
Weil er sie immer noch zu halten schien, auch ohne körperliche Gewalt. Diese dunklen Augen hielten sie genauso sicher zurück wie seine Hand. Sie waren jetzt sanfter, aber immer noch so zwingend wie vorher.
Sie starrte ihn einen langen Moment an und konnte ihren Blick nicht von ihm wenden. Warum kam er ihr plötzlich so vertraut vor? Nicht das Gesicht, sondern die Augen. Sie sahen aus wie ... nein, das konnte nicht möglich sein. Das war nur ein Trick. Es gab so gut wie keine Ähnlichkeit zwischen dem freundlichen, etwas abgerissen aussehenden, engelhaften Jungen von vor fünfzehn Jahren und diesem militaristischen Mann.
»Es tut mir leid«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich wollte dir keine Angst einjagen ...« Er hielt inne, und sie sah wieder, wie herrlich lang seine Wimpern waren, als er blinzelte. »Aber du brauchst deine Schuhe, bevor du irgendwohin gehen kannst, nicht wahr?«
Ihre Füße sahen im Gras blass und verletzlich aus, aber ihr Anblick schickte einen Schauer durch ihren Körper, ein Echo seiner Finger, die über ihren Rist strichen.
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