Heiße Kuesse im Paradies
das Erledigungen, die sie nicht gewohnt war.
Sie hatte sich noch immer nicht an die Tatsache gewöhnt, dass sie morgens nicht zur Tür hinausstürzte, um zur Arbeit zu kommen oder einen Abgabetermin einzuhalten. Hinzu kam ihre Sorge um Jeannie und was sie mit Hugh machen sollte.
Aber vielleicht musste sie wegen Hugh auch gar nichts unternehmen. Er kümmerte sich selbst um alles, und sie konnte sich nicht beklagen. Immerhin war er ihr Phantom-Liebhaber.
Allein bei dem Gedanken an ihre heimlichen Liebesstunden zog sich alles in ihr zusammen.
Und dann traf sie ihn überraschenderweise in der Post.
"Hallo, Carrie." Sein Ton war sachlich, seine Miene verriet nichts. Er war ganz in Schwarz gekleidet, und sein
Gesichtsausdruck war beunruhigend gleichgültig.
"Hugh." Was hatte sie erwartet? "Kommst du oft hierher?"
"Die Rechnungen gehen heute raus. Und du?"
Es erschien ihr kaum vorstellbar, dass er sie letzte Nacht geliebt hatte. "Ich hole nur meine Post ab. Ich habe ein Postfach gemietet."
Wirkte sie ein wenig unsicher, weil er nicht zu erkennen gab, dass er sich an die explosive Leidenschaft der letzten Nacht erinnern konnte? Gut, dachte er. Und es war nur der erste Schritt. "Na, dann will ich dich nicht aufhalten", sagte er.
Carrie konnte es kaum fassen, wie unverbindlich er war. "Ja, bis dann." Sie wandte sich den Reihen der Postfächer zu, so dass sie sein Lächeln nicht sah, sondern nur die Handvoll Umschläge, die darauf hinwiesen, dass sie wieder in die engere Auswahl gekommen und dann abgelehnt worden war.
Sie hielt bei Bob Veritys Laden, um ihre Zeitung abzuholen, die sie inzwischen vorbestellt hatte.
"Wie kommt Hugh mit deinem Haus voran?", erkundigte sich Bob.
"Die Toilettenspülung funktioniert, und ich kann duschen.
Mehr brauche ich momentan nicht." Sie musste darauf achten, nicht so angespannt zu klingen. Bob wohnte auf der anderen Seite des Sees. Sie fragte sich, ob er sie und Hugh vor ein paar Tagen auf dem Dach gesehen hatte.
Ach was, die Bäume schützen uns vor neugierigen blicken.
Uns könnte höchsten ein Tiefflieger in hundertfünfzig Meter Höhe beobachten. Nun, wie dem auch sei, ungeschehen konnte sie es nicht mehr machen. Sie musste sich normal benehmen und es vergessen.
Als Nächstes ging sie zur Bank, um Geld abzuheben und mit Jeannie zu plaudern, die heute großartig aussah. Sie trug eines von Carries alten Kostüme, aber aufgepeppt mit auffälligem Schmuck. Außerdem war sie sorgfältig
geschminkt.
"Du siehst phantastisch aus", lobte Carrie sie.
"Du auch." Jeannie lächelte. "Die Goldtöne stehen dir. Sie verleihen dir etwas Ursprüngliches und Gefährliches. Fühlst du dich heute so, o mächtige Jägerin?"
"Ich fühle mich eher wie ein plattgefahrenes Tier auf der Straße", erwiderte sie kläglich. "Ich habe weitere Absagen bekommen. Also kann ich wieder von vom anfangen."
"Na dann arbeitest du eben diese Woche hart und kannst dich umso mehr auf das Bean-Hole Bean Festival an diesem Wochenende freuen."
"Klar", meinte Carrie abwesend und zählte das Geld nach, das Jeannie ihr gegeben hatte.
"Ich rufe dich Samstagmorgen an."
"Einverstanden. Bis dann", verabschiedete sie sich von ihrer Freundin und fragte sich, ob Jeannie sie möglicherweise als Tarnung benutzte, um Tom in der Öffentlichkeit treffen zu können.
Nun kam das Büroartikelgeschäft an die Reihe, danach der Discountmarkt, um ein paar Reinigungsutensilien und
Staubsaugerbeutel zu kaufen. Nachdem sie alles besorgt und ihre Einkäufe verstaut hatte, setzte sie sich auf die Veranda, Sie hatte keine Lust, irgendetwas anderes zu tun.
Es wurde Zeit für eine Bilanz. Sie musste ernsthaft
überlegen, sich einen Job in Portland zu suchen. Bei gutem Wetter waren es bis Portland etwa vierzig Minuten mit dem Auto. Aber sie würde sich auch einen Wagen anschaffen müssen, möglicherweise sogar einen Schneepflug. Die Elektrik im Haus musste erneuert und das gesamte Haus winterfest gemacht werden. Außerdem musste sie sich Schaffellstiefel kaufen, eine Daunenjacke und Steppdecken, einen Holzvorrat anlegen ...
Dafür würde sie Hugh bekommen. Falls sie sich entschloss, nicht fortzugehen und Arbeit fand, würde sie Hugh so lange haben, wie sie wollte. Das war fast Grund genug, um zu bleiben.
8. KAPITEL
Carries Pläne setzten voraus, dass ihr Phantom-Liebhaber sie noch wollte. Im weiteren Verlauf der Woche war sie sich da nicht mehr so sicher. Dummerweise konnte sie Hugh schlecht anrufen und ihn rundheraus fragen. Doch
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