Heiße Küsse in Amarillo
war ihr unheimlich.
Nachdem er den letzten Eimer Wasser nach draußen gebracht hatte, ging er zur Pumpe hinüber. “Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich jetzt auch ein Bad nehmen und mich rasieren, solange es noch ein wenig hell ist”, sagte er.
Sie nickte und drehte sich um, um aus dem Zimmer zu gehen. “Kein Problem. Ich warte im Wohnzimmer, bis du fertig bist.”
“Weißt du, Faith, das muss dir nicht peinlich sein”, sagte er ruhig.
Du liebe Zeit! War sie denn so leicht zu durchschauen?
Ohne ihn anzusehen, schüttelte sie den Kopf. “Bitte, lass uns das Ganze einfach vergessen und …”
Zu ihrer Überraschung trat er hinter sie, schlang die Arme um ihre Taille und zog sie an sich. “Darling, selbst wenn ich noch hundert Jahre leben sollte, könnte ich niemals den Anblick deines wundervollen Körpers vergessen”, flüsterte er ihr ins Ohr.
Seine tiefe, leidenschaftliche Stimme weckte eine schmerzhafte Sehnsucht in ihr. “Cooper, bitte … ich kann nicht …”
“Ist schon in Ordnung, Darling”, sagte er und hielt sie ganz fest. “Ich habe dir doch schon gesagt, dass du mir vertrauen kannst. Ich gebe dir mein Wort, dass nichts geschehen wird, was du nicht willst.”
Es lag nicht daran, dass sie ihm nicht vertraute. Vielmehr fürchtete sie, dass sie sich selbst nicht trauen konnte. Wenn sie sich auf seine Zärtlichkeiten einließ, riskierte sie, dass er Wünsche in ihr weckte, die niemals in Erfüllung gehen würden. Und davor hatte sie entsetzliche Angst.
Sie löste sich aus seinen Armen und ging davon.
“Faith?”
“Ich warte im Wohnzimmer”, sagte sie, ohne sich umzudrehen. “Sag mir Bescheid, wenn du wieder angezogen bist. Ich mache dann das Abendessen.”
Cooper trocknete den Teller ab, den Faith ihm reichte, und stellte ihn in den Geschirrschrank. Er hasste die Traurigkeit, die er in ihren hübschen braunen Augen las. Und er hasste dieses Schweigen. In den letzten zwei Stunden hatte sie kaum mehr als ein paar Worte gesprochen.
“Danke für das Abendessen.” Noch einmal versuchte er, ein Gespräch in Gang zu bringen. “Erstaunlich, was du aus ein paar Konserven auf einem Campingkocher alles zaubern kannst. Es war wirklich köstlich.”
“Keine Ursache”, sagte sie, während sie die Arbeitsplatte abwischte. “Würdest du bitte die Spülschüssel für mich ausleeren?”
Während er das Wasser draußen auskippte, grübelte er darüber nach, was wohl mit Faith los war. Er hätte erwartet, dass sie wütend auf ihn wäre, weil er sie in eine so peinliche Situation gebracht hatte. Aber sie schien einfach nur unendlich traurig.
Cooper schüttelte den Kopf. Frauen waren ihm manchmal ein echtes Rätsel.
Gedankenverloren kehrte er in die Küche zurück. Was konnte er nur tun, um sie wieder aufzuheitern? Er sah sich um, und plötzlich kam ihm eine Idee.
“Faith?” Sie sah von dem Buch auf, das sie gerade las. “Macht es dir etwas aus, wenn ich mir deinen CD-Player ausleihe?”
“Natürlich nicht.” Sie stand vom Tisch auf und nahm die Klassik-CD heraus, die sie beim Baden gehört hatte.
“Danke. Ich nehme ihn mit ins Wohnzimmer.” Er fragte sie absichtlich nicht, ob sie ihn begleiten wollte. Schließlich hatte er erst noch ein paar Dinge vorzubereiten.
Er stellte den CD-Player auf eine Holzkiste, schob alle Pappkartons in eine Ecke des Zimmers und nahm die Wäscheleine ab. Glücklicherweise war der Raum groß genug, sodass sie viel Platz hatten, sich zu bewegen.
Er warf einen kurzen Blick in die Küche. “Wo hast du die Kerzen hingeräumt?”
Faith blickte von ihrem Buch auf und sah ihn verwundert an. “Dort drüben in die oberste Schublade. Warum fragst du?”
“Ich brauche etwas Licht, damit ich im Dunkeln nicht über irgendetwas stolpere und mir den Hals breche”, antwortete er.
“Möchtest du die Laterne mitnehmen?”
“Nein, nein. Die brauchst du zum Lesen.” Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war zu viel Licht. Er suchte alle Kerzen zusammen und verschwand wieder ins Wohnzimmer.
Als der Klang von lebhafter Countrymusic das Haus erfüllte, zuckte sie mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Je weniger sie über Cooper Adams nachdachte, desto besser. Doch schon nach wenigen Minuten ertappte sie sich dabei, dass sie dieselbe Seite zum dritten Mal las. Sie schlug das Buch zu und hörte auf, so zu tun, als ob sie lese.
Ihre anfängliche Scham darüber, dass Cooper sie beim Baden überrascht hatte, war einer tiefen Traurigkeit gewichen.
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