Heiße Küsse in Amarillo
dies war nun einmal der einzige beheizte Raum im ganzen Haus.
Sie sah sich nach etwas um, womit sie die Tür verriegeln konnte. Ein Schloss gab es nicht. Das war ihr anfangs sehr merkwürdig vorgekommen, aber vermutlich hatte hier nie die Notwendigkeit bestanden, die Türen abzuschließen. Das Haus lag ziemlich weit von der Hauptstraße entfernt und war von dort aus gar nicht zu sehen. Und außer Cooper und ihr gab es im Umkreis von mehreren Meilen keine Menschenseele.
Ihr Blick fiel auf ein paar Kartons, die sie noch nicht ausgepackt hatten. Perfekt. Die waren sicher schwer genug, um damit die Tür zuzustellen. Cooper war immer noch dabei, die Scheune von altem Gerümpel zu befreien. Hinter dem Haus türmte sich der Sperrmüll schon meterhoch, und sicher würde Cooper noch eine ganze Weile beschäftigt sein. Trotzdem wollte Faith lieber auf Nummer sicher gehen.
Sie wuchtete die schweren Kisten vor die Tür, zündete die Kerzen an und schlüpfte aus ihrem Bademantel. Dann stieg sie in den Zuber. Die Wanne war so kurz, dass Faith ein wenig die Knie anziehen musste. Aber das heiße Wasser war herrlich. Sie rieb ihre Arme und Schultern mit einem weichen Badeschwamm ab und kam zu der Überzeugung, dass sie noch nie ein angenehmeres Bad genommen hatte. In den letzten Tagen hatte sie sich an einer großen Schüssel waschen müssen. Im Vergleich dazu war dies der reine Luxus.
Faith lehnte den Kopf gegen den Rand der Wanne, schloss die Augen und ließ sich ganz vom Rosenduft und den sanften Klavierklängen einlullen. Selbst auf einer exklusiven Schönheitsfarm hätte sie sich nicht besser entspannen können als in diesem Augenblick.
Donner grollte über das Land. Cooper warf einen verrosteten Eimer auf den Stapel vor der Scheune und sah nach oben. Dunkle Wolken hatten sich bedrohlich zusammengezogen, und in den nächsten Minuten würde der Himmel bestimmt seine Schleusen öffnen. Wenn er nicht vom Blitz getroffen werden wollte, dann sollte er jetzt besser mit der Arbeit aufhören und ins Haus zurückkehren.
Er rieb sich die staubigen Hände an den Jeans ab und betrachtete sein neues Zuhause. Die Ranch war jetzt vielleicht noch ziemlich verwahrlost, aber irgendwann würde sie eine einträgliche Rinderfarm mit einem stattlichen Haupthaus sein. Dafür würde er sorgen. Das Haus sah schon jetzt viel besser aus, seit er den fehlenden Stützposten am Verandadach ersetzt hatte.
Stolz erfüllte ihn. Zum ersten Mal im Leben hatte er ein eigenes Zuhause. Cooper und seine Schwester waren sozusagen auf der Straße aufgewachsen. Ihr Vater hatte sein Glück als Cowboy und als Rodeo-Stierkämpfer versucht. Daher hatte die Familie immer ein Nomadenleben geführt, hatte im Wohnwagen gelebt und war von Rodeo zu Rodeo gereist.
Doch jetzt hatte Cooper beschlossen, endlich Wurzeln zu schlagen, und das war ein gutes Gefühl.
Er hätte nur gewünscht, dass Faith die Ranch nicht in ihrem momentanen Zustand gesehen hätte. Ihm wäre es lieber gewesen, sie wäre etwas später angekommen, wenn die Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen wären. Vielleicht hätte sie dann …
Cooper schüttelte den Kopf. Es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Auch dann hätte sie ihn und seine heruntergekommene Ranch vermutlich nicht gewollt. Jetzt war ohnehin nicht der richtige Zeitpunkt, um ans Heiraten zu denken. Wenn er einmal eine Frau bitten sollte, ihr Leben mit ihm zu teilen, dann wollte er etwas vorzuweisen haben, auf das er stolz sein konnte. Keine Bruchbude, in die es hineinregnete, keine sanitären Anlagen, für deren Benutzung man Gummistiefel und Taschenlampe benötigte.
Mit schweren Schritten ging er zum Haus hinüber. Als er die Stufen zur Veranda hinaufstieg, hörte er plötzlich Musik und blieb verwundert stehen. War das etwa ein CD-Player? Wo hatte Faith den denn aufgetrieben? Wahrscheinlich hatte sie das Gerät aus der Tiefe eines ihrer unzähligen Koffer gekramt. Er schmunzelte. Manche dieser Koffer waren so groß, dass eine vierköpfige Familie bequem darin wohnen könnte.
Cooper griff nach der Klinke, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Er sah hoch und entdeckte das Handtuch, mit dem das Fenster verhängt war. Typisch, dachte er grinsend. Frauen lieben es, Häuser hübsch einzurichten und zu dekorieren. Faith hatte vermutlich etwas gefunden, das sie als Gardine verwenden konnte.
Aber warum hatte sie ihn ausgesperrt? Wollte sie ihn mit der Umgestaltung seines neuen Zuhauses überraschen? Er klopfte ans
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