Heisse Liebe in eisiger Nacht
dass Seth Bowen seinen Freund James Dunn erschossen hatte.
Aber Genevieve glaubte das nicht, was natürlich nicht überraschend war. Wenn sie schon ihm, den sie erst ein paar Tage kannte, Vertrauen entgegenbrachte, dann war es ja wohl logisch, dass sie bis zum letzten Atemzug um ihren kleinen Bruder kämpfen würde. Und er, Taggart, würde dasselbe für seine Brüder tun.
Aber dennoch … Würde er nur aus blinder Liebe zu seinen Brüdern sein Zuhause, sein Leben, seinen Ruf und seine Freiheit aufgeben?
Das bezweifelte er sehr.
Und soweit er Genevieve kannte, würde auch sie es nicht tun, denn sie war intelligent und erfinderisch, wenn auch übertrieben verantwortungsbewusst. Sie würde sich lieber um einen verletzten Feind kümmern, als sein Unglück auszunutzen und sich aus dem Staub zu machen.
Aber was genau bedeutete das? Taggart stieß gereizt die Luft aus. Er hatte keine Ahnung.
Plötzlich riss ihn ein Geräusch aus seinen Gedanken. Die Sprungfedern des Sofas knarrten, als Genevieve sich unerwartet aufsetzte. Sie unterdrückte ein Gähnen und stand auf. Nach einem schnellen Blick in Taggarts Richung ging sie zum Kamin, legte Holz nach, schloss die Glastür und richtete sich wieder auf.
Dann sah sie kurz zur Treppe hinüber, die zum Dachboden führte, und wieder zu Taggart. Offenbar war sie zu einem Entschluss gekommen, denn sie rieb ihre Oberarme und schlich auf Zehenspitzen durch den Raum, an Taggarts Bett vorbei, und betrat das Bad.
Und was jetzt? Aber noch während er sich die Frage stellte, wusste er die Antwort. Ein einziges Mal in seinem Leben wollte er nicht vernünftig sein, jedes einzelne Pro und Kontra abwägen und versuchen, alle Risiken auszuschalten. Genevieve hatte schließlich eine Lampe für ihn angelassen.
Mit einem Satz war er aus dem Bett und wartete auf sie, als Genevieve die Badezimmertür öffnete.
„Oh!“ Sie wich instinktiv einen Schritt zurück und presste eine Hand auf die Brust. „John, du hast mich erschreckt. Warum bist du denn wach?“ Sie hielt sich links von ihm, eindeutig wollte sie schnell an ihm vorbeihuschen.
Er durchschaute sie natürlich und stellte sich ihr in den Weg. „Leg dich ins Bett, Genevieve.“
„Wie bitte?“
„Du kannst auf mich wütend sein, so viel du willst, aber das ist kein Grund, so dumm zu sein. Es ist kalt, und wir haben nur eine begrenzte Menge an Feuerholz. Also istes nur logisch, uns mit unserer Körperwärme gegenseitig warm zu halten.“
„Logisch?“ Sie machte noch einen Schritt zur Seite. „Ich weiß nicht recht …“
Er stellte sich wieder vor sie.
Sie legte den Kopf schief und funkelte ihn zornig an. „Geh mir aus dem Weg.“
„Nein.“
Dieses Mal konnte er den Ausdruck in ihren Augen nicht lesen. Er seufzte leise. „Ich werde die Situation schon nicht ausnutzen, falls es das ist, was dir Sorgen macht.“
„Daran hätte ich nicht im Traum gedacht“, erwiderte sie kühl.
Oh, sein Kätzchen zeigte die Krallen. Er wusste nicht, ob er verärgert oder amüsiert sein sollte, nahm sie kurzerhand bei den Schultern und schob sie zum Bett. „Komm schon.“
Sie hob störrisch das Kinn, zitterte aber am ganzen Körper vor Kälte. Taggart kam es so vor, als hätte er sie noch nie so sehr frösteln sehen. „Na gut, wenn du darauf bestehst …“ Sie schüttelte seine Hand ab, stieg über die herunterhängende Kette und ging die wenigen Schritte zum Bett. Sie warf die Decke zurück, kroch darunter und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand.
Zufrieden mit seinem Erfolg, zog Taggart seine Jeans aus und stieg neben ihr ins Bett. Genevieves angespannter und zur Wand gedrehter Körper schrie förmlich: „Fass mich nicht an!“ Und eine Sekunde dachte Taggart tatsächlich daran, dieser Aufforderung zu folgen.
Aber er war noch nie einer dieser sensiblen, rücksichtsvollen „neuen Männer“ gewesen, von denen zurzeit in den Medien so viel Aufhebens gemacht wurde. Ohne noch länger zu zögern, schlang er den Arm um Genevieve und drückte sich an sie. Ihre nackten Beine und ihr weicher Po waren eiskalt. Statt aber zurückzuweichen, legteer ein Bein über ihre Beine, um sie zu wärmen. Und dann strich er ihr aus einem Impuls heraus das Haar aus dem Nacken und presste die Lippen auf ihre weiche Haut.
Wenn er nicht ohnehin schon verdammt war, würde er mit Sicherheit dafür in die Hölle kommen, dass er sich von seinem Verlangen leiten ließ statt von seiner Vernunft.
Doch obwohl seine Begierde so stark war, nahm er sich vor,
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