Heisse Liebe in eisiger Nacht
Seite des Raums, ließ Genevieve los und verschränkte lässig die Arme hinter dem Kopf, als würde die schwere Kette nichts wiegen. „Nein.“ Er neigte den Kopf. „Das da drüben.“
Gereizt drehte Genevieve sich um und hielt den Atem an.
Vor der Hütte hatte die Welt sich in ein Meer von Weiß verwandelt. Schnee fiel immer noch in riesigen, wirbelnden Flocken, die es einem unmöglich machten, weiter als einen halben Meter zu sehen.
Und sosehr Genevieve es sich auch wünschen mochte, es sah nicht so aus, als würde es bald aufhören.
7. KAPITEL
„Wieso gibt es hier keinen Holzofen?“
Genevieve saß am Küchentisch und zuckte überrascht zusammen. Bis auf ein paar unvermeidliche Äußerungen wie ja, nein und danke war es das erste Mal, dass Taggart mit ihr gesprochen hatte, seit sie vor mehr als neun Stunden aus dem Bett gestiegen war, sich ihr Nachthemd angezogen und zum Fenster gegangen war, um betrübt den Schnee anzustarren.
In der Zwischenzeit hatten sie sich beide gewaschen, umgezogen und zusammen gegessen.
Taggart hatte sein Bett gemacht, wobei er absichtlich laut mit der Kette geklirrt hatte, die ihn immer noch fesselte, er hatte vor sich hin gegrübelt, seine Übungen gemacht, an die Decke gestarrt, war auf und ab gelaufen wie ein gefangener Tiger und hatte weiter gegrübelt.
Genevieve hatte die Küche aufgeräumt, Holz aufs Kaminfeuer gelegt, einen ganzen Krimi gelesen, wieder Holz nachgelegt und sich gefragt, wie lange es noch dauern würde, bis der Strom ausfiel.
Diese Frage war eine Stunde nach Sonnenuntergang beantwortet worden. Genevieve sah die Öllampe an, eine von dreien, die den Raum erhellten. Wenigstens hatten sie noch einen Kerosinvorrat, genug Proviant und genügend Wärme vom Kaminfeuer, damit sie lebendig blieben, wenn schon nicht direkt warm.
„Es gab mal einen Holzofen“, sagte sie. „Als mein Großonkel noch lebte.“ Sie starrte das Blatt Papier vor ihr konzentriert an und zog das Laken, das sie sich um die Beine gelegt hatte, etwas fester.
„Und was ist dann passiert?“
Sie spürte seinen Blick fast wie eine Berührung. Widerwillig hörte sie auf zu schreiben und sah zu ihm hinüber. Und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan.
Vor einer halben Stunde hatte er die zweite Trainingseinheit begonnen, bei der er mehrere Hundert Liegestützen, Situps und dergleichen in rasender Geschwindigkeit absolvierte. Genevieve war sicher, dass sie nach so einer Tortur ins Krankenhaus gekommen wäre, aber Taggart atmete nicht einmal besonders angestrengt.
Mit nacktem Oberkörper saß er auf dem Boden, den Rücken ans Bett gelehnt, ein Bein angezogen. Seine schwarzen Haare waren feucht von Schweiß, und mit seinem attraktiven Gesicht, der geraden Nase, den markanten Wangenknochen und dem festen Mund sah er einfach umwerfend aus. Auch seine Schultern, seine Brust und sein Waschbrettbauch glänzten von Schweiß, und das Licht der Öllampen verlieh seiner Haut einen goldenen Schimmer.
Genevieve stockte der Atem vor Verlangen, und sie setzte sich verärgert gerader hin. Was war es nur an ihm, das sie so hilflos machte? Welche Zauberkräfte wandte er an, dass es ihr in den Fingern juckte, ihn zu berühren, die Wange an seine breite Brust zu legen und mit der Zunge darüber zu gleiten, um das Salz auf seiner Haut zu schmecken?
Verwirrt von ihren Gefühlen, wandte sie hastig den Blick wieder den Papieren vor sich auf dem Tisch zu.
„Nachdem mein Onkel gestorben war“, fuhr sie fort, „wurde diese Hütte in den Sommermonaten vermietet. Offenbar sind Kamine angesagt und Holzöfen nicht, und dieAgentur, die sich um alles kümmert, entschied, dass kein Platz für beides war.“
„Hm.“
Sie hielt den Atem an. Als er nicht weitersprach, entspannte sie sich, nahm den Kugelschreiber wieder in die Hand und hoffte, Taggart würde das Zittern ihrer Finger nicht bemerken und sie in Ruhe lassen.
„Was schreibst du da überhaupt?“
Für einen Mann, der bisher nicht die geringste Neigung zur Konversation gezeigt hatte, wurde er plötzlich regelrecht geschwätzig. Vielleicht konnte sie ja einfach so tun, als hätte sie ihn nicht gehört …
„Ein Buch? Deine Memoiren? ‚Genevieves Leben auf der Flucht‘?“
Sie presste unwillkürlich die Lippen zusammen. „Einen Brief.“
„An deinen Bruder?“
„Nein. An eine Detektei in Denver.“
„Warum?“
„Weil man mir vielleicht doch irgendwann zuhören und Seths Fall noch mal unter die Lupe nehmen wird.“
„Was heißt das
Weitere Kostenlose Bücher