Heisse Liebe in eisiger Nacht
sie anlog, und er machte sich schon darauf gefasst, was sie ihn fragen würde. Aber zu seiner großen Erleichterung schien sie die Antwort zu akzeptieren.
„Okay, wenn du sicher bist“, sagte sie leise und lehnte wieder den Kopf an seine Schulter.
„Ja.“ Er drückte beruhigend ihren Arm. „Es wird bald hell. Versuch, noch ein wenig zu schlafen.“
„Du auch.“
„Okay.“ Aber während er es noch sagte, wusste er, dass das unmöglich war. Also lag er wach und sah zu, wie es in der Hütte langsam heller wurde. Genevieve schlief tiefund ruhig weiter.
Es war die Art von Schlaf, die er seit jener Nacht im Hindukusch nicht mehr erlebt hatte, als alle Männer seiner Einheit gefallen waren.
Alle außer ihm.
11. KAPITEL
Genevieve sah durch das Küchenfenster zu, während Taggart Holz hackte wie ein Besessener. Er hatte die Beine gespreizt, und seine Schultern sahen beeindruckend breit und kräftig aus unter dem sauberen Jeanshemd und der dunkelgrünen Daunenweste, die er an diesem Morgen aus seinem Rucksack geholt hatte. Die atemberaubende Schönheit des Tages schien ihn nicht zu berühren.
Statt sich Zeit zu nehmen, um den strahlenden Sonnenschein zu bewundern, der den Schnee wie Diamantenstaub aufblitzen ließ, oder dem Adler nachzublicken, der einsam über ihm dahinschwebte, schwang er die Axt in einem unerbittlichen Rhythmus, sodass Genevieve schon beim Zusehen müde wurde.
Sie hatte den Verdacht, dass Taggart nicht dort draußen war, um sich ein wenig Bewegung zu verschaffen, sondern dass es vielmehr sein Ziel war, sie auf Abstand zu halten.
Trotz seiner Behauptung gestern Nacht, dass es ihm gut ginge, die er auch heute Morgen störrisch wiederholt hatte, wusste Genevieve, dass es nicht stimmte. Bevor er nach draußen geflohen war, hatte sie genügend Gelegenheit gehabt, den bitteren Zug um seinen Mund zu sehen und den abweisenden Ton in seiner Stimme zu hören, den er nicht ganz verbergen konnte.
Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, dass er im Schlaf sprach. Mit einem leichten Schauder erinnerte sie sich anseine herzzerreißende Verzweiflung, die sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Einzelheiten waren ihr nicht klar geworden, aber sie hatte genug verstanden, um zu wissen, dass er in ein Gefecht geraten war, das nicht gut ausgegangen war. Männer waren gestorben – Männer, die ihm viel bedeutet hatten.
Genevieve hatte auch verstanden, dass er sich eher die Zunge abbeißen würde, ehe er verraten würde, was er durchgemacht hatte. Seine Reaktion auf ihre Frage, ob er darüber reden wollte, hatte Bände gesprochen. Einen Moment lang war er noch bei ihr, gequält und verzweifelt, im nächsten hatte er sich hinter einer undurchdringlichen Mauer verschanzt.
Genevieve tippte geistesabwesend mit einem Finger auf den Küchentresen. Sie konnte ihn vielleicht nicht dazu bringen, sich ihr anzuvertrauen, aber es gab etwas, das sie tun konnte, um ihn aus seiner Niedergeschlagenheit zu reißen und seine selbst auferlegte Isolation zu beenden.
Sie genoss den wundervollen Sonnenschein, den herrlich blauen Himmel, das gleißende Weiß des Schnees und entschied, dass der heutige Tag wie geschaffen war zum Spielen. Genevieve zog sich warm an und verließ das Haus. Taggart war so sehr in seine Arbeit vertieft, dass er es wahrscheinlich nicht mal merken würde, wenn eine fliegende Untertasse neben ihm landete. Also suchte Genevieve sich ein schönes Plätzchen und begann ihre Vorbereitungen.
Wenig später klopfte sie sich den Schnee von den Handflächen, nahm einen der vielen Schneebälle, die sie geformt und neben sich aufgetürmt hatte, und wartete, bis ihr Ziel den nächsten Holzklotz in Position brachte. Als Taggart sich aufrichtete, atmete Genevieve tief durch, holte aus und warf.
Volltreffer! Sie lächelte triumphierend, als ihr Ball ihn genau zwischen die Schulterblätter traf. Er ließ die Axtfallen und wirbelte herum. „Was zum …“
Genevieve warf den nächsten Schneeball, bevor er den Satz zu Ende brachte. Leider traf sie dieses Mal völlig daneben. Der Ball sauste an Taggarts Ohr vorbei.
Er runzelte die Stirn, offenbar gar nicht amüsiert. „Hör auf damit, Genevieve. Ich bin nicht in der Stimmung …“
„Ach, herrje.“ Sie zuckte zusammen, als ihr dritter Schneeball statt auf seiner Brust auf seinem Kinn landete. Aber der fassungslose Ausdruck auf seinem Gesicht, als er von den Augenbrauen bis zu den Lippen mit Schnee bedeckt wurde, war unbezahlbar. Genevieve versuchte nicht einmal, ihr
Weitere Kostenlose Bücher