Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
ziemlich großer Alligator, der etwa fünfzehn Meter entfernt in der Sonne lag, beäugte sie neugierig, als überlegte er, ob sie für einen Imbiss taugten. Shane sah aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Er hatte eine Narbe, dort wo eines der Augen hätte sitzen sollen. Das Leben war hart, sogar in den Sümpfen. Mit einem lauten Platschen glitt das einäugige Reptil ins Wasser und glitt träge auf sie zu.
Rocko hörte das Platschen des Wassers und versuchte, über die Schulter zu lugen. »Ich habe einen Eid geschworen, den ich nicht brechen werde.«
»Was faselst du da?«
Der Bullige legte die Stirn in Falten. »Wenn ich weiterhin für die Unterwelt arbeiten will, muss ich mich an den Eid halten, oder? Ich kann das Schweigegebot nicht brechen. Das ist so wie Doktor und Patient, verstehst du? Oder zwischen Anwalt und Klient.«
Lieber Gott, bitte verschone mich mit Idioten wie diesem , dachte Shane. »Das hast du wohl aus einem Scheiß Hollywoodfilm.« Ein Moskito landete auf seinem Hals und biss ihn. Der Alligator hatte nun etwa die halbe Distanz zurückgelegt und lauerte, wobei er buchstäblich ein waches Auge auf die Szenerie warf. Vermutlich hatte das Reptil mehr Hirn als Rocko.
Rockos Kopf bewegte sich vor und zurück. »Ich kann nicht singen. Mafia-Ehrenwort.«
»Mafia-Ehrenwort also? Willst du damit sagen, dass Don Fortunato dich angeheuert hat?«, fragte Shane.
Rockos Augen weiteten sich: »Kommst du vom Don?«
»Wenn ich vom Don käme, würde ich dich dann fragen, ob er dich angeheuert hat?«
Wieder legte der stiernackige Typ die Stirn in Falten, als er nachzudenken versuchte: »Ich würde gerne für den Don arbeiten.«
Dem Don die Stiefel lecken , dachte Shane. Er sah, wie Rockos Schultermuskeln sich anspannten, und wusste sofort, was in seinem Kopf vorging. Die Plastikhandschellen würden vermutlich nicht lange halten. In Rockos Armtattoos kam Bewegung. Eine nackte Frau auf dem rechten Bizeps schwoll verführerisch an.
»Rocko«, sagte Shane mit einem tiefen Seufzer. »Ich hab nicht vor, dich zu erschießen. Aber wenn du mich jetzt angreifst, lässt du mir keine andere Wahl. Benutz doch mal fünf Sekunden lang deinen Grips. Es gibt keinen Mafia-Eid und kein Schweigegebot, wenn du nicht schon für die Mafia arbeitest. Du kannst mir also ruhig alles sagen.«
Die Plastikhandschellen brachen mit lautem Plop auseinander. Shane schoss Rocko in den rechten Oberschenkel, als dieser sich auf ihn stürzen wollte. Fluchend fasste sich der Gewichtheber ans Bein, während er herumhopste.
»Ich hatte dich doch gewarnt«, meinte Shane.
Nun rückte auch der Alligator an, der das Blut roch. Shane kletterte in den Wagen. »Rocko, wir sollten hier besser verschwinden.«
»Fick dich doch«, fluchte Rocko und sprang vom Defender weg. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich angeschossen hast.«
»Ich werde noch einmal schießen, wenn du mir jetzt nicht sagst, um wen es bei dem Job geht. Agnes Crandall?«
Rockos Schmerz war zu groß, als dass er sich noch so weit im Griff gehabt hätte, um sich nicht zu verraten. Als Agnes Name fiel, leuchteten seine Augen kurz auf.
»Okay, ich verstehe. Nun sagst du mir noch, wer dich angeheuert hat, und dann darfst du zurück ins Auto, bevor der Alligator bei dir angekommen ist«, lächelte Shane freundlich. Als sich wieder der verschlossene Ausdruck auf Rockos Gesicht zeigte, zischte er: »Ich sage dir doch, es gibt kein Schweigegebot für Nichtorganisierte .«
»Aber sie hat zu mir gesagt, ich müsse ihn schwören. Gleich am Telefon. Ich habe den Mafia-Eid schon abgelegt …«
»Sie?«, hakte Shane nach.
Rocko sah ihn an. »Verdammt, das ist mir nur so rausgerutscht. Ich werde diesen Eid nicht brechen.« Er drehte sich um und hinkte am Rand des Sumpfes entlang.
»Rocko, du verdammter Blödmann!«, brüllte Shane, aber es war schon zu spät. Der Alligator schoss aus dem Wasser, eine Explosion grüner Schuppen und scharfer Zähne. Binnen weniger Sekunden hatte er den Mann erreicht und schlug seine Zähne in Rockos Bein. Rocko schrie, Shane feuerte auf den Alligator,
was ihm leidtat, doch die Kugeln zeigten keinerlei Wirkung, das Tier zog Rocko mit sich in die dunklen Tiefen des Wassers.
Die Wasseroberfläche schäumte auf, dann wurde es wieder ganz still.
Shane wartete, ob Rocko vielleicht wieder auftauchte, doch nach einigen Minuten wusste er, dass der Alligator ihn wohl in sein Versteck gezogen hatte.
Shane legte den Rückwärtsgang ein und fuhr den Weg
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