Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
gehen. Deshalb müsste ich jetzt ins Internat.«
»Das Friedenskorps, und das für ein paar Wochen?«
»Ich war zehn «, wandte Agnes ein. »Und er war mein Vater. Ich habe ihm vertraut, ob du’s glaubst oder nicht.«
»Und dann kam er ein ganzes Jahr lang nicht wieder?«, fragte Shane.
»Er kam nie wieder. Glücklicherweise hatte ich erst vor Kurzem Sitzungen bei einem gerichtlich zugelassenen Psychiater, der mir erklärte, dass dies für mein späteres Leben von immenser Bedeutung war.« Sie sah Shane nicht an. »Du brauchst mich nicht zu bedauern. Mein Vater liebte mich. Er nannte mich sein kleines Mädchen. Und dann brachte er mich ins Internat. Von da an habe ich keinem Mann mehr vertraut. Bis Paul kam. Paul bat mich schon im College, ihn zu heiraten. Ich war so verliebt in ihn. Lisa Livia mochte ihn nicht. Und Maria fing an zu weinen, wenn er zu uns kam. Aber ich war mir sicher, dass er der Mann meines Lebens sei. Irgendwann einmal schaute ich bei ihm vorbei und erwischte ihn, wie er eine andere Frau bumste. An der Küchenwand. Also nahm ich die Bratpfanne, die auf dem Herd stand, und zog sie ihm über. Dabei habe ich ihm die Nase gebrochen. Man möchte meinen, das hätte mich ein für alle Mal geheilt. Weit gefehlt. Ich lernte Rick kennen. Rick war ein toller Typ. Richtig smart. Er arbeitete als Enthüllungsjournalist bei der Zeitung, für die ich meine Lifestyle-Storys schrieb. Er hat den Herausgeber so weit gebracht, mir eine Kolumne zu geben. Dann kam ein Leserbrief, in dem es hieß: »Ich finde Agnes, die Küchenfurie, toll.« Rick meinte, wir sollten die Kolumne so nennen. Er fand auch heraus, dass mein Vater in Wirklichkeit wegen Versicherungsbetrugs ins Gefängnis musste und dort sechs Monate später an einem Herzanfall gestorben war. Nun, er hat immer zu fett gegessen. Und der Gefängnisfraß war sicher nicht gesund. Dazu der Stress, weißt du. Es musste ja so kommen.«
Shane zog sie näher an sich und sie redete noch schneller. »Der Tag, an dem Rick mir das sagte, war ein richtig mieser
Tag für mich. Eine Woche später kam ich nach Hause und fand ihn, wie er es meiner Praktikantin auf dem Küchentisch besorgte. Da habe ich das Grilleisen genommen und es auf seinen Hinterkopf geschmettert. Ich glaube nicht, dass ich ihn meines Vaters wegen geschlagen habe. Vielmehr wegen der blöden Praktikantin.« Schließlich sah sie Shane an. »Es ist, als stünde ich neben mir und sähe mir zu. Die Welt ist plötzlich ganz in Rot getaucht. Dann höre ich dieses Schreien. Und ich weiß, ich muss sie töten. Du kennst das nicht. Du bist immer ganz ruhig, wenn du sie umbringst.«
Sie rollte sich von ihm weg und kam sich ein bisschen dumm vor. Da hatten sie nun diesen tollen Brückensex gehabt, und dann hatte sie ihm ihre Gedanken über One-Night-Stands aufgedrängt. Und nun meldete sich auch noch Dr. Garvin und brachte sie dazu, ihm ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Toller Einstieg, Agnes .
Sie drehte sich zu ihm hin. »Mir geht es gut, wirklich. Aber ich sollte wohl besser alleine leben.«
Shane zog sie wieder an sich.
»Und was war mit deiner Mutter?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Oh, sie hat mir weiterhin geschrieben.« Agnes seufzte und entspannte sich in seinem Arm. »Sie schickte mir Berichte über das Friedenskorps. Manchmal unterschrieb sie in Dads Namen. Sechs Jahre später kam sie zu mir in die Schule und sagte mir, mein Vater sei an ihrem Einsatzort von einheimischen Wilden getötet worden. Sie bot mir an, mich zu sich nach Hause mitzunehmen. Dort hätte ich ihr dann ihre Martinis mixen können. Aber damals war ich schon sechzehn. Es gefiel mir in der Schule, und den Sommer verbrachte ich immer hier mit LL und Brenda. Also hatte ich kein Interesse an ihrem Vorschlag. Sie eigentlich auch nicht. Sie heiratete bald wieder. Einen Typen mit Geld. Sie ist dort, wo sie sein sollte. Ich auch.« Hier, bei dir .
Shane lag ganz still. Sie dachte schon, er sei eingeschlafen,
doch dann meinte er: »Ich werde nicht lügen. Ich werde dich nicht verlassen. Ich weiß nicht, was in Zukunft sein wird. Unter Umständen bekomme ich einen anderen Job, mehr Schreibtischarbeit. Und damit auch mehr Eigenleben.«
Ein Schreibtischjob . Agnes schluckte und drehte sich herum, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. »Ich kann auch umziehen.«
»Wie bitte?«
»Ich könnte hier wegziehen. Dorthin, wo dein Schreibtischjob ist. Ich könnte …«
»Du könntest Two Rivers wirklich verlassen?«
»Es ist nur ein
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