Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
einen tödlichen Treffer eher erhöht.«
Etwas kam polternd die Straße herauf. Rhett bellte, als Agnes sich umdrehte, um nachzusehen, was es war. Ein Tieflader schob sich in ihr Blickfeld. Der einen Panzer geladen hatte. Einen Panzer ohne Geschützturm, aber mit scherenähnlichem Aufbau – alles in Armeegrün.
Agnes sah Shane an. Sie machte sich keine Sorgen. Er war ja da. Trotzdem war sie ein bisschen verwirrt. »Ist das jetzt unbefugtes Eindringen?«
»Nein«, sagte Shane. »Das Eindringen kommt später. In dich.« Er stand auf, als der Tieflader anhielt und dann so rangierte, dass der rückwärtige Part direkt vor der kaputten Brücke zum Stehen kam.
»Was ist das?«, fragte Agnes, für den Augenblick ihren Ärger darüber, dass er ihr nicht zuhörte, beiseiteschiebend.
»Ein BLP«, antwortete Shane, als der Panzer vom Tieflader rollte.
»Natürlich. Wie konnte ich das übersehen?«
»Ein Brückenlegepanzer. Die Army benutzt sie, um Notbrücken zu verlegen. Jetzt sieh mal zu.«
»Eine Brücke?«, meinte Agnes atemlos. »Das ist eine Brücke? Warum bringt die Army dir eine Brücke?«
»Nicht mir. Außerdem ist es mehr eine Art Leihgabe. Damit wir die Hochzeit einigermaßen über die Bühne bringen. Danach müssen wir uns etwas Dauerhafteres ausdenken.«
Wir . Uns . »Werden wir das?«, hauchte Agnes.
Der Panzer rollte an den Rand der Senke, wobei er zehn Mal so viel Krach machte wie Hot Pink und Cerise zusammen. Schwarzer Rauch schob sich in kleinen Wölkchen in den Abendhimmel, während Rhett laut zu heulen anfing und die Flamingos schnarrten. Agnes zuckte zusammen, als die Ketten sich in den Kiesweg fraßen, doch Bemerkungen über solche Kleinigkeiten waren jetzt nicht angebracht. Sie bekam eine Brücke. Ungläubigen Blickes betrachtete sie das Geschehen, als der scherenartige Aufbau sich zu entfalten begann und sich in die Luft erhob.
Carpenter und Lisa Livia traten auf die Veranda.
»Ich wollte mich gerade über den Krach beschweren«, meinte Lisa Livia, die immer noch ein wenig mitgenommen aussah, aber trotzdem weit besser als vorher. »Aber jetzt bin ich platt. Die Armee schafft es sogar, einer Maschine eine Erektion zu verschaffen.«
»Mach du dich nur lustig, du Scherzkeks«, meinte Shane, »aber in weniger als einer Minute steht hier eine Brücke.«
»Und diese Brücke hält mehr als sechzig Tonnen Gewicht aus«, fügte Carpenter hinzu.
»Eine ziemlich starke Erektion also«, sagte Lisa Livia zu Carpenter gewandt.
»O ja«, gab dieser zurück und versuchte, noch ein bisschen über sich hinauszuwachsen.
»Bitte!«, griff Agnes ein. »Hier gibt es wahrlich Wichtigeres als Erektionen«, meinte sie und sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie ihre Brücke sich entfaltete.
Die ausfahrbaren Teile erreichten ihren höchsten Punkt und senkten sich langsam ab. In der Mitte wurden sie von Hydraulikarmen gespreizt. Innerhalb weniger Minuten neigte sich das eine Ende der Brücke dem Erdreich zu. Dann koppelte der Fahrer des Panzers die Brücke ab und rollte wieder auf den Tieflader. Der Tieflader sprang an und tuckerte gleich darauf in die zunehmende Dunkelheit hinein.
Rhett ließ sich wieder auf den Boden nieder, zufrieden, weil er die Eindringlinge vertrieben hatte.
»Wow«, kam es aus Agnes’ Mund. Sie konnte ihre Augen gar nicht von der Brücke lösen.
»Die Brücke wurde für Panzer gebaut«, meinte Shane stolz zu Agnes. »Die hält deinen Hochzeitsverkehr schon aus. Und noch mehr. Sie ist jedenfalls viel besser als die, die du vorher hattest.«
»Danke«, hauchte Agnes und versuchte, nicht wie ein dummes, kleines Mädchen zu klingen, das gerade dem Helden ihrer Träume begegnet ist.
»Sie wird nur für kurze Zeit dein sein«, meinte Lisa Livia mit warnendem Unterton in der Stimme.
»Aber es ist eine Brücke«, wandte Agnes ein. »Und sie ist da. Und sie ist besser als das, was ich vorher hatte.«
»Da hast du auch wieder recht«, meinte Lisa Livia und ließ sich ein klein wenig gegen Carpenter sinken.
Carpenter legte seinen Arm um sie.
»Und ich glaube, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt
auch«, sagte Agnes abschließend, als Shane seinen Arm um sie legte.
»Meine Mutter wird einen Herzschlag bekommen«, flötete Lisa Livia.
»So eine wunderschöne Brücke«, seufzte Agnes und versuchte, alles um sich herum zu vergessen: den ganzen Ärger, den Vorsatz, dieses Mal eine gute Wahl zu treffen, und den Wunsch, nicht verletzt zu werden.
Sie konnte morgen ja immer noch klug sein.
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