Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
nicht versuchen, sie von den Toten zu erwecken, verstanden?«
»Ja, Sir«, gab Shane zurück.
Joey sah auf den toten Körper hinab, offensichtlich, ohne ihn wiederzuerkennen.
Gut , dachte Shane.
»Kennen Sie ihn?«, fragte Joey den älteren Detective.
Xavier griff in die Hosentasche des Jungen und zog eine Brieftasche
heraus. Dann richtete er sich langsam auf: »Das dachte ich mir. Jimmy Thibault.«
Joey wurde mit einem Mal sehr still.
Nicht gut , dachte Shane.
»Auch bekannt als Two Wheels Thibault – das war sein Spitzname«, sagte Xavier freundlich.
Nun nahm auch Hammond die Leiche in Augenschein. »Ja, das ist einer von den Thibaults. Die vermehren sich wie die Ratten draußen in den Sümpfen. Two Wheels hat mehr Cousinen und Cousins als ein Hund Flöhe.«
Xavier lächelte Joey gewinnend zu. »Oh, Joey kennt die Thibaults, nicht wahr?«
Joeys Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an: »Nicht, dass ich wüsste.«
Eine dumme Lüge , dachte Shane. »Warum sollte Joey ihn kennen? Dieser Junge sieht nicht aus, als sei er je im Café gewesen.«
Joey nickte. »Nein, er war nie im Café. Ich habe ihn nie zuvor gesehen.«
Xavier musterte Shane nachdenklich. »Das Café, richtig. Sind sie nicht der Junge, der damals dort gearbeitet hat?«
Shane nickte.
Xavier legte den Kopf schief und sah Shane interessiert an: »Und? Wo haben Sie sich all die Jahre herumgetrieben?«
»So hier und da«, antwortete Shane.
»Und für wen arbeiten Sie im Moment?«
»Für Joey. Er rief mich an. Ich soll seiner Freundin Agnes ein wenig unter die Arme greifen.«
»Und da kamen Sie einfach schnell mal vorbei? Ganz in Schwarz?«
»Ich hielt es für das Richtige. Wissen Sie, eine Frau allein hier draußen …«
Xaviers Augen verengten sich. »Sie werden also dafür sorgen, dass sie genau das nicht mehr ist: allein?«
»Ja.« Jedenfalls bleibe ich hier, bis ich weiß, was hier läuft und wie ich Joey hier herausbekomme .
Xavier starrte ihn noch einen Augenblick lang an, dann beugte er sich wieder zu der Leiche hinunter und fuhr mit der Durchsuchung der Kleidung fort.
Viel hat er nicht drin , dachte Shane. Der Junge war wahrscheinlich bettelarm.
Agnes rief aus der Küche zu ihnen hinab: »Doktor Simmons ist hier. Kann er schnell einen Blick auf Rhett werfen, während er hier oben auf Sie wartet? Rhett hat eine ziemliche Menge Schokolade gefressen. Das ist nicht gut für Hunde.«
»Aber natürlich, Miss Agnes. Schicken Sie ihn dann bitte herunter«, antwortete Xavier.
»Hunde?«, wandte Shane sich fragend an Joey.
»Der Leichenbeschauer wird hier von der Bevölkerung gewählt«, erklärte er ihm. »Der einzige Bewerber für den Posten war ein Tierarzt, dessen Praxis nicht so gut lief.«
So etwas ist wirklich nur in Keyes möglich , dachte Shane.
»Hammond«, ließ Xavier sich nun wieder vernehmen. »Sie bleiben hier bei der Leiche und warten auf den Leichenbeschauer.«
Hammond nickte.
»Mit Ihnen dagegen », meinte Xavier und richtete den Blick auf Joey, »möchte ich noch ein, zwei Worte reden.«
Nicht ohne mich , dachte Shane, fest entschlossen herauszufinden, was ein versiegelter Keller, ein mottenzerfressener alter Bluthund und eine Food-Kolumnistin samt niedlichem Hintern mit einem Ex-Mafioso wie seinem Onkel zu tun haben könnten. Bevor sein notorisch verständnisloser Chef seiner Karriere ein unwiderrufliches Ende setzen würde.
Um ein Uhr dreißig am Dienstag Morgen hatte Agnes dieselben dreißig Fragen wohl mehr als tausend Mal beantwortet und war glücklich, dass niemand auf die Idee gekommen war, ihr die
eine ganz bestimmte Frage zu stellen, nämlich: »Und wie viele Männer haben Sie bereits mit einer Bratpfanne niedergestreckt, Miss Agnes?« Denn mittlerweile kam sie auf die stolze Anzahl von vier, wenn man Shane mitzählte. Nur Hammond hatte ein wenig Abwechslung in diese monotone Befragung gebracht, als er im Hinblick auf Marias Hochzeit wissen wollte, ob diese immer noch so süß sei. Doc Simmons hatte gemeint: »Diesen alten Hund bringt nichts um, Miss Agnes, schon gar nicht Ihre ausgezeichneten Muffins«, bevor er – quasi im Nachsatz – den jungen Thibault für tot erklärte. Agnes hatte sich artig bedankt und ihm dann noch ein paar Muffins eingepackt, bevor sie ihn winkend verabschiedete. Er folgte dem Rettungswagen die Einfahrt hinunter und über die wacklige Brücke, die zur Hauptstraße führte. »Ruhe in Frieden!«, rief sie den Rücklichtern nach und ging zurück in die Küche. Kaum
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