Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
Auf der Brenda Belle , die gegenüber ankerte, war kein Lebenszeichen von der Besitzerin auszumachen. Brenda bereitete vermutlich gerade ihren großen Auftritt vor. Oder sie schlief noch ein bisschen, damit sie dann die Höllenhunde umso besser entfesseln konnte.
Shane setzte sich seinem Boss gegenüber. »Guten Morgen.«
Wilson nickte. »Heute ist der große Tag. Casey Dean will …«
»Sie wussten das mit Frankie Fortunato.«
Einen Sekundenbruchteil zögerte der Mann, dann nickte er.
»Es wäre gut gewesen, wenn Sie mich informiert hätten«, sagte Shane.
»Das bezweifle ich«, entgegnete Wilson. »Sie besaßen mehr als genug Informationen über Casey Dean, um Ihren Job zufriedenstellend zu erledigen. Wie Sie vermutlich noch herausfinden werden, sollten Sie meinen Posten übernehmen, ist in puncto Information weniger meist mehr, wenn es um die Leute geht, die im Außendienst für uns tätig sind.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Wilson zuckte mit den Schultern. »Das ist jetzt nebensächlich. Wenn man Ihre Fehler in den letzten Tagen betrachtet, ist es wohl ohnehin aussichtslos, Sie meinen Vorgesetzten als Nachfolger vorzuschlagen.«
»Es wäre vermutlich ebenso schwierig, mich zu überzeugen.«
Ungehalten starrte Wilson ihn an.
Shane starrte zurück. »Ich habe letzte Nacht Casey Deans Mädchen aus dem Verkehr gezogen.«
Alarmiert sah Wilson ihn an: »Warum haben Sie oder Carpenter diesbezüglich nicht Bericht erstattet?«
»Wir waren beschäftigt.«
Wilson kräuselte die Lippen. »Damit, eine Frau unter Mordanklage aus dem Gefängnis zu holen.«
»Ja.«
»Ich habe Ihnen hier unten viele Freiheiten gelassen«, setzte Wilson an, »und …«
Shane unterbrach ihn: »Sie haben mich also getestet.«
»Endlich haben Sie’s begriffen«, sagte Wilson und klopfte ihm auf die Schulter. »Und das Mädchen?«
»Wir haben sie. Sie wissen ja, dass Casey Dean eine Frau als Deckung benutzte.«
Wieder zuckte Wilson mit den Schultern. »Es gab entsprechende Hinweise.«
»Das war also auch ein Teil des Tests«, meinte Shane und versuchte, nicht verbittert zu klingen. Carpenter und Joey waren fast draufgegangen, nur damit Wilson den Mann testen konnte, der sich um seinen Job bewarb.
»Flexibilität im Denken ist für einen Mann, der mein Nachfolger werden will, unverzichtbar.«
Verblüfft ließ Shane sich wieder auf seinen Sitz fallen und starrte den alten Mann sekundenlang an. Dann drehte er den Kopf. Er sah Joey auf der hinteren Veranda stehen. Er hatte eine Tasse Kaffee in der Hand und sah zu ihnen herüber. Frankie stellte vor dem Pavillon Stühle auf. Agnes stand vor dem Küchenfenster an der Spüle und machte erneut Frühstück für alle. Oben spazierte Lisa Livia im BH vor ihrem Fenster auf und ab und redete sich den Mund fusselig. Vermutlich war Maria ihre Gesprächspartnerin. Sogar die Flamingos schnarrten wie immer.
»Und der Test ist noch nicht vorbei, oder?«, fragte Shane, wohl wissend, dass Wilson immer noch alle Trümpfe in der Hand hielt.
»Nein.«
»Gestern noch dachte ich, ich sei Casey Deans Ziel.«
»Wie kamen Sie auf die Idee?«, hakte Wilson nach.
»Weil ich in Wirklichkeit ein Fortunato bin. Onkel Joey hat mir gestern gestanden, dass mein Vater der ältere Bruder des Dons war, Roberto.«
»Sie waren noch nie Casey Deans Ziel«, versetzte Wilson.
»Nein.«
»Aber Ihr Onkel hat Ihnen nur die Hälfte der Geschichte erzählt.«
In der Art, wie Wilson diese Worte herausstieß, lag etwas Schlangenähnliches. Fast sah es aus, als züngele er. Offensichtlich genoss er die Worte. Was, wie Shane bemerkte, in letzter Zeit häufiger der Fall gewesen war.
Hinter seiner vertrockneten Maske machte Wilson dieses Spiel Spaß.
Diese Erkenntnis ließ Shane innerlich ganz ruhig werden. »Und wie sieht diese andere Hälfte aus?«
»Torcelli hat Ihnen vermutlich erzählt, dass Ihre Eltern bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen sind, nicht wahr?« Wilsons Lippen zuckten, nur ein winziges bisschen. Jemand, der es nicht gewohnt war, auf solche Zeichen zu achten, hätte dies vermutlich übersehen.
Shane aber beobachtete Wilson nun sehr genau. Er nickte.
»Das ist falsch.« Wilson hob das Kinn und warf Shane unter seinen eidechsengleichen Augenlidern einen forschenden Blick zu. »Sie wurden von Don Michael Fortunato ermordet.«
Shane blieb ruhig.
»Ihr Vater, der älteste Sohn der Familie, stand Michael im Weg. Also brachte er am Boot eine Bombe an. Sie fuhren aufs
Wasser hinaus, und Don
Weitere Kostenlose Bücher