Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Körper versinkt. Sie schiebt das Becken nach vorn und vergräbt die Finger in den Haaren des Jungen, um seinen Mund genau an die richtige Stelle zu lenken. Es dauert. Genauso lange, wie sie es wünscht. Ein Wimmern ertönt. Wie von einem Kind. Schwach. Immer wieder. Dann schließlich gigantisch. Mit dem abschließenden Rascheln haben Sie nichts mehr zu tun. Sie fühlen sich erschöpft. Vielleicht ist es anstrengender zuzuhören als zu handeln. Sie sind Jim dankbar, dass er für Sie übernimmt. Dass er es für Sie zu Ende bringt.
Einen Augenblick hören Sie noch zu. Sie warten. Es dauert nicht lange. Die Stimme der Frau klingt wieder selbstsicher.
»Unter dem Kopfkissen, sehen Sie unter dem Kopfkissen nach.«
Jim, Sie, die zwei Zimmer. Eine teure Entspannung.
Einen Koffer packen. Sich an einen Ort begeben, an den man nicht von sich aus wollte. Sich hinter das Steuer irgendeines Mietwagens setzen oder in einem Zug dahinschaukeln. Diese Zeiten sind ähnlich vergeudet wie der Schlaf.
Auf der Autobahn addieren sich die Kilometer auf dem Kilometerzähler. Sauber und ordentlich. Das ist in gewisser Weise befriedigend. Selten ist man aufmerksam genug hinzusehen, wenn sich die Zahl rundet. Gelingt das, ist es wie ein Gewinn im Glücksspiel. Noch eintausend, dann kommt der Jackpot: drei Nullen nebeneinander. Die Zahlen werden klingelnd einrasten. Ich fahre von der Autobahn herunter. Es macht keinen Spaß zu fahren, nur um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Das hat nichts mit der Landschaft zu tun: Auf der Landstraße würde es mir ähnlich gehen. Darauf achten, dass man genau in der Spur bleibt. Den voranfahrenden Wagen überholen, um nicht völlig zu ermatten. Einen Radiosender suchen. Den Nachrichtenblöcken zwischen Attentaten und Wetterbericht lauschen. Das Armaturenbrett im Auge behalten. Auf die Kinder reagieren, die von der Rückbank eines Wagens winken, um sich die Zeit zu vertreiben. Die Lichthupe im Rückspiegel ignorieren, die dramatische Geste eines schnellen Wagens, der hinter einer Wagenschlange hängt.
Am Tag darauf. Mit mir im Abteil befindet sich ein einsames Paar. Die Frau neigt sich schützend über den Mann. Sein Kopf ruht auf ihren Knien. Er hat sich etwas zusammengerollt, die nackten Füße ragen ein Stück über den Sitz hinaus. Während er schläft, dämmert sie vor sich hin. Sie sorgt dafür, dass er nicht herunterfällt. Beide sind glatt und jung und haben helle Haare. Die Pietà in einem Hochgeschwindigkeitszug. Ich frage mich, warum die Jungfrau auf Bildern grundsätzlich blond dargestellt wird.
Zimmer Nummer 55
Samstag, 23. Mai, 1 Uhr 13
Sie arbeiten nur mit Ihrer Stimme. Sie hallt durch das Zimmer. Sie wissen weder, wie sich ihre Haut anfühlt, noch kennen Sie ihren Atem oder ihre Wärme. Diese Frau möchte Anweisungen erhalten, inszeniert werden.
»Du kniest dich hin und saugst an einem unsichtbaren erregten Glied. Mit großer Hingabe. Halte die Lippen so, dass der Schaft sich gegen seinen Bauch drückt und er noch härter wird. Mit deinem Mund fängst du die warmen Tropfen auf, die nur in deinem Kopf existieren. Langsam richtest du dich wieder auf. Du schiebst deinen Zeigefinger in seinen imaginären Mund. Du formst deine Hand zu einer Schale, damit der virtuelle Mann hineinspucken kann. Er versteht. Er spuckt. Du streifst deine nicht vorhandene Kleidung ab. Du führst die Hand mit der Spucke zu deinem Schritt und verteilst sie zwischen deinen Schamlippen. Der Speichel ist wie Gischt, ein Ersatz für deine eigene Nässe. Durch das imaginäre Gleitmittel öffnen sich deine Schamlippen wie ein Blütenkelch. Dein eigener Saft beginnt zu perlen. Das ist sehr real. Du tauchst deine Finger hinein. Ziehst sie wieder heraus, sie glänzen, und lässt sie erneut hineingleiten. Sie erzeugen ein schmatzendes Konzert. Davon erwartest du dir etwas, das nicht kommt. Es wird nicht geschehen. Du wirst dich nach vorn beugen. Dich dehnen, bis deine Hände flach auf dem Boden liegen. Von hinten betrachtest du dein Geschlecht in einem großen Spiegel. Schwarzes Moos zwischen zwei prallen Kugeln. In der Mitte eine blühende Rose, eine glänzende Öffnung. Du siehst sie. Du siehst, wie du dich zusammenziehst und wieder entspannst. Wiederhole es. Der feuchte Mund öffnet und schließt sich. Der Mund atmet. Das bist nicht du. Dein Blick sucht etwas. Du brauchst etwas. Unbedingt. Sofort. Da. Ein hervorstehender Schlüssel ist das Einzige, das infrage kommt. Nicht ganz überzeugend. Dennoch hältst du daran
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