Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
gehen. Es ist ein Zusammenspiel von Absicht und Zufall – der Zeitpunkt, in dem der Tropfen fällt, die Kontraktion der Muskeln, das letzte Zucken. Insgesamt wenige Sekunden. Ich denke an das Kinderspiel: »Malen nach Zahlen.« Ich sehe kleine Planeten, den großen Wagen am Sternenhimmel, den Ansatz eines Profils, den Beginn eines Wegs. Ein glühendes Holzscheit, eine Pfingstrose, Chaos, wilde Kringel, einen Trommelwirbel. Ich bin kreativ.
Ich führe die Idee weiter. Lege einen Karton auf den geschlossenen Klodeckel und setze mich mit gespreizten Beinen darauf. Wiege mich vor und zurück, wie einen mit Tinte benetzten Stempel, den man mit Nachdruck auf einem Papier hin und her bewegt. Eine neue Seite. Noch eine. Das Geschlecht drückt und reibt. Es schreibt. Die Lippen malen. Es entsteht ein einzigartiger Abdruck, zwei sogar. Eine Medusa, die atemlos an die Oberfläche taucht, und daneben ein scharlachroter Kokon mitten im All.
Lebendig, ich bin lebendig.
Kann ich dir das sagen, D.? Kann ich es dir zeigen? Du wirst mich für verrückt halten. Behandelt man das Blut der Frauen nicht mit äußerster Diskretion, so unsichtbar wie möglich? Zu was entwickeln sich diese Seiten, dieses Album der anderen Art, mit seinen farbigen Momentaufnahmen, den dunklen Mündern, diesen ganzen Gesichtern aus meiner Mitte?
Zimmer Nummer 317
Mittwoch, 3. Juni, 23 Uhr 09
Monsieur ist Ihnen gefolgt.
Monsieur verfügt über einen eigenen Schlüssel. Er hat geduldig an der Bar gewartet und mehrfach auf seine Armbanduhr gesehen, bis er das Gefühl hatte, Ihnen und ihr genügend Vorsprung gelassen zu haben. Als er eintritt, spitzt Madame die Ohren. Sie spüren, wie sich ihr gesamter Körper anspannt. Sie schütteln den Kopf. Nein. Die Unterbrechung darf keinen Einfluss auf Ihr Spiel haben. Monsieur setzt sich in den gegenüberliegenden Sessel. Das Bett ist in gedämpftes Licht getaucht.
Sie und die Frau kennen sich bislang kaum. Sie haben sie hingehalten. Sie haben sie aufgefordert, sich bis auf die Unterwäsche zu entkleiden, und es ihr gleichgetan. Wie zwei Ringerinnen. Sie halten ihre Handgelenke fest und streichen mit den Lippen leicht über ihr Dekolleté. Ihr Mund schiebt sich in ihren BH und treibt ihre Knospen hervor. Zusammengepresst unter dem elastischen Stoff wirken ihre Brüste noch weißer. Sie halten die festen Nippel lange zwischen Ihren Lippen. Doch nicht das Stöhnen der Frau dringt an Ihre Ohren, sondern das von Monsieur. Sie gleiten wieder hinauf zu ihrem Hals, ihrer Wange, ihren Augen. Tauchen Ihre Zunge in ihr Ohr. Das Meer umspült ihren Kopf. Im Kommen und Gehen der Wellen vergisst sie sich. Sie lockern den Griff und fassen schnell ihre Taille, damit sie sich nicht wehren kann. Sie richten sich auf und legen sie mit dem Bauch quer über Ihre Schenkel, als bereiteten Sie ihre Bestrafung vor. Damit dem stummen regungslosen Zuschauer kein Detail der Vorstellung entgeht, führen Sie jede Bewegung mit großer Sorgfalt aus. Sie schlagen mit der flachen Hand zu. Schnell. Immer wieder. Mit jedem Mal kräftiger. Das Schlagen hallt durch den Raum, ihre Haut ist von den Lenden bis zu den Schenkeln gerötet. Madame wehrt sich kaum. Sie schreit nicht. Ihr Daumen gleitet unter den Stoff an ihren Schritt, um sie etwas zu öffnen. In der Mitte der Seide findet sich der blonde Flaum. Mit Daumen und Zeigefinger spreizen Sie ihre Schamlippen. Währenddessen suchen Sie den Blick von Monsieur. Er rührt sich keinen Zentimeter vom Fleck und erwidert unverhohlen Ihren Blick. Zwischen Ihnen entspinnt sich ein unsichtbarer Faden. Sie ziehen den Augenblick in die Länge und warten, dass er sich dem Schauspiel zuwendet.
Jetzt betrachtet Monsieur Madame. Zumindest ihren Körper, denn mit ihrem zur Wand gedrehten Gesicht ist sie für ihn nur irgendeine gefügige Frau. Madame liebt. Madame versucht nicht, sich zu entziehen, sie gibt sich sogar hin. Mit der einen Hand spreizen Sie weiter ihre Lippen, mit der anderen umkreisen Sie sanft ihr Geschlecht. Ihre Fingerspitze beschreibt einen Kreis und lässt die zarte Membran erbeben. Die Öffnung zuckt. Während Sie die Frau halten und ihre Lust wecken, sind auch Sie erregt. Doch das zeigen Sie nicht. Monsieur vergräbt sich tiefer in seinem Sessel. Die erste Bewegung, die seine Anwesenheit verrät. Sie spitzen die Ohren und hören, dass sich sein Atem beschleunigt. Sie vermuten, dass er sich auf das Kommende freut. Sie halten mit Ihrer Geste inne. Sie streifen ihre Wäsche ab und bitten die Frau,
Weitere Kostenlose Bücher