Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
fest. Rollst ein Papier zu einem Kegel. Schiebst ihn in das Schloss, damit der Schlüssel blockiert ist und weit genug herausragt. Dann nimmst du wieder deine Position ein. Gehst leicht in die Knie und beugst dich nach vorn. Du schiebst dich nach hinten, bis du die Kälte des Metalls spürst. Reibst damit über deine Öffnung. Erst nur ganz leicht. Ein goldener Ring an deinem erregten Fleisch. Wie ein hübscher Ohrring an einem etwas anderen Ohrläppchen. Bald wird der Ring in die Öffnung eindringen. Du hast begonnen, dagegen zu drücken. Deine Knöchel sind angespannt, das Becken nach vorn geneigt. Eine nackte Turnerin, deren Verrenkungen obszön wirken. Du zögerst den Moment hinaus. Nur einen Augenblick. Der Spiegel ist zur gespickten Trennwand geworden, die nur dazu dient, dich zu durchbohren. Du schiebst deine Lenden zurück. Die Rundung des Schlüssels dehnt deine Öffnung, schiebt sich in dich hinein. Du bewegst dich vor und zurück. Vorsichtig. Die Feuchtigkeit lässt ihn leichter gleiten. Du beobachtest das alles. Das kannst nicht du sein. Dieses Hinterteil kann nicht dir gehören. Der Anblick erregt dich. Es erregt dich, dich zu befriedigen. Das Metall verschwindet in deiner Grotte, taucht wieder auf und ist von Feuchtigkeit umhüllt. Jetzt beschleunigst du die Bewegung. Du hättest nicht für möglich gehalten, dass es dich so erregt, dir selbst zuzusehen. Du kannst den Blick nicht lösen. Dieser verlorene, etwas verrückte Blick gehört dir.«
Sie setzt jedes Ihrer Worte sogleich um. Ohne zu zögern, ohne Umschweife. Ohne, dass sie auch nur einmal Ihren Blick sucht. Als existierten auch Sie nur in ihrem Kopf. Sie blendet die Regisseurin aus und reduziert sie auf ihre Stimme. Sie ist sehr jung. Zweifellos die jüngste Kundin, die Sie je hatten. Ungeschminkt, trotzige Miene, ein zarter, fast magerer Körper. Sie verrät ihren Vornamen und erkundigt sich nach Ihrem – dem echten –, und bevor Sie es verhindern können, erzählt sie Ihnen von ihrem Freund, worauf sie stehen und/oder von ihrer Untreue, die sie ihm verschweigt, dem Grau der Universität und dem Verhältnis zu Geld. Sie ertappen sich dabei, dass Sie ihr zuhören und sie nicht unterbrechen. Sie sind nicht in der Lage zu handeln und können sich nicht erklären, wieso Ihnen das ausgerechnet bei ihr passiert. Sie erklärt, dass sie sich nicht um Ihre Geheimnisse schert, Ihre armseligen Regeln, Ihre überhebliche Art. Sie lächeln. Das ist Ihr einziger Schutz, denn Sie schaffen es weder, etwas zu erwidern, noch, das Gespräch zu beenden. Zu Beginn der Verabredung hatten Sie zu bedenken gegeben, dass es ihr vielleicht an Erfahrung mangele, um sich auf ein so ungewisses Abenteuer einzulassen. Sie hat geantwortet, dass sie alles mitmachen werde. Dass sie genau das wolle, und es stimmt.
Kurz bevor Sie gegangen sind, hat sie gesagt: »Das war nicht schlecht. Du solltest Geschichten schreiben.« Da hatten Sie das Gefühl, langsam alt zu werden.
Ich weiß, dass ich diese Geschichte nicht erzählen werde. Zumindest werde ich sie kürzen. D. wird die Stirn runzeln und ahnen, dass ich vorhabe, ihm etwas zu verschweigen. Das kennt er nicht von mir. Ich bin überzeugt, dass es besser ist, es nicht zu erzählen. So wie ich D. auch andere Sachen verschweige, beispielsweise meine Manie zu archivieren, seit wir zusammen sind.
Ich bereite Karteikarten vor. Alle im selben Format: ein Rechteck von sechsundzwanzig mal achtzehn Zentimetern. Der Stapel erwartet mich am nächsten Morgen im Badezimmer. Mit dem Plan im Kopf und dem charakteristischen Ziehen im Bauch schlafe ich ruhig ein.
Bei den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien hereinfallen, erwache ich ungeduldig. Wie ein Mann beobachte ich, während ich auf der Kloschüssel sitze, den goldgelben Strahl, in den sich kurz darauf das Blut mischt. Das dicke dunkle Blut des ersten Tages. Ich lege die Karteikarten ordentlich nebeneinander auf den Boden und nehme meine Position ein: Ich hocke mich über den Karton. Die zähe Flüssigkeit tropft auf die Pappe und droht, über den Rand zu fließen. Dann muss man rechtzeitig zum nächsten Karton wechseln, auf dem sich bereits weniger Rot sammelt. Dann zu einem dritten, bei dem man das Tropfen schon besser beherrscht, weil es langsam abschwächt.
Jetzt kann ich zeichnen, indem ich meinen Körper bewege. Die Spur bestimmen. Je weiter die Arbeit voranschreitet, desto blasser wird das Bild. Jetzt bleibt keine Zeit nachzudenken. Schnell, alles muss sehr schnell
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