Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
sich aufzusetzen und gegen die Kopfkissen zu lehnen. Sie fixieren ihre Knöchel mithilfe von Ketten an den Bettpfosten. Die metallene Fessel ist so stark gespannt, dass ihre Füße in der Luft hängen, die Lenden angehoben werden und die Beine möglichst stark gespreizt sind. Dann sagen Sie ihr, sie solle warten. Und setzen sich ihr gegenüber in den anderen Sessel. Sie und Monsieur bilden das stumme Publikum. Es dauert. Mit gesenkten Lidern dreht Madame den Kopf erst nach rechts, dann nach links. Als wolle sie auf jeden Fall die Blicke meiden, die auf ihr ruhen. Madame atmet schwer. Sie fragen, ob sie sich schäme. Ob sie jemals geglaubt habe, dass sie sich in dieser Weise zur Schau stellen werde. Für ihren Mann sei nicht zu übersehen, dass sie gern gedemütigt werde. Sie schweigt. Lässt ihre Hand zu ihrem Geschlecht gleiten. Sie verbieten es ihr. Sie hätten einen besseren Vorschlag. Sie sagen, dass ein Mann hereinkommen wird. Der sie so vorfindet. Offen und bereit. Dass er nicht anders kann, als sie zu nehmen. Wie irgendeine H… Dass Monsieur vorgewarnt ist. Dass er eingewilligt hat. »Eingewilligt, Sie einem anderen zu überlassen.« Bei diesen Worten weiten sich Madames Augen. Sie sucht den Blick ihres Mannes. Sie wirkt wütend, vielleicht verzweifelt. »Verstehen Sie? Ihr Mann lässt einen anderen in Sie eindringen. Dort, wo bereits die ganze Zeit Ihre Lust perlt. Ihnen ist doch klar, dass Monsieur und ich nicht über den Zustand Ihrer Erregung hinwegsehen können. Ein fremdes Geschlecht wird in Sie eindringen, tief in Sie eindringen. Sehr tief. Dafür hat Ihr Mann bezahlt. Sagen Sie, dass Sie es wollen. Sagen Sie es.«
Madame wiegt ihre Hüften vor und zurück, schweigt jedoch.
»Sprechen Sie, und ich erlaube Ihnen, sich zu streicheln.«
»Ich will«, flüstert sie.
Jetzt, erst jetzt darf sie.
Das Intermezzo hat in Wirklichkeit nicht stattgefunden. Die Frau öffnet Ihnen die Tür und bittet Sie, Platz zu nehmen. Sie sagt: »Der richtige Ehemann.« Den Liebhaber stellt sie sich vor, möchte ihn aber nicht wirklich erleben. Sie sagt, dass Sie als Vermittlerin fungieren sollten. Sie beschreibt Ihnen die Szene und bittet Sie, das Gehörte mit Ihren Worten zu Papier zu bringen. Sie will den Text dem Mann zeigen, mit dem sie lebt, und so tun, als hätte sie ihn selbst geschrieben. Das sei ihr Wunsch. Der eine Teil kann hier vor Ort erfüllt werden, der andere, wenn sie wieder zu Hause ist. Sie möchte, dass ihr Mann erfährt, wer sie wirklich ist, was für eine Frau, welche intimen Gedanken sich in ihr verbergen. Sie hat versucht, mit ihm zu reden, es aber immer wieder aufgeschoben. Ihr hat der Mut gefehlt. Deshalb ist sie auf die Idee gekommen, sich eines anderen Mittels zu bedienen.
Sie hält einen Block und einen Stift in der Hand. »Fangen Sie an«, sagt sie.
Zimmer Nummer 165
Sonntag, 7. Juni, 23 Uhr 04
Am Gesicht der Frau, die auf Ihr Klopfen hin die Tür einen Spaltbreit öffnet, erkennen Sie, dass sie Sie nicht erwartet hat. Offenbar hat man vergessen, Sie über die vorzeitige Abreise der Frau zu informieren, die vorher in diesem Zimmer gewohnt hat. Sie stammeln eine Entschuldigung und wollen ihr gerade den Rücken zuwenden, als die Frau Sie zurückhält.
»Gehören Sie zum Hotelpersonal?«
Überrascht zögern Sie. »Nein. Ich meine … nicht wirklich.«
Sie kennt den Grund Ihres Kommens. Vielleicht können Sie einen Augenblick bleiben, schlägt sie vor und meidet dabei Ihren Blick.
Sie teilen ihr die Bedingungen mit. Eine halbe Stunde und mehr, die Summe bleibt dieselbe. Sie bitten sie, sich sofort zu entscheiden. Sie wollen nicht riskieren, dass sie es sich nach ihrer spontanen Idee noch einmal anders überlegt. Und Sie möchten auch nicht feilschen. Sie ist einverstanden. Sie zahlt. Hätte sie nachgedacht, hätte sie sich das nicht getraut.
Ihr Körper ist unberührt. Ungewöhnlich ist die Art. Laut und deutlich sagt sie: »Bezahlen gibt Sicherheit.« Sie fragt, ob Sie verstünden. Augenblicklich betrachten Sie die Frau mit anderen Augen. Eine Frau offenbart ihr intimstes Geheimnis. Es kommt vor, dass man eine Krankheit verschweigt, um den Blicken zu entgehen, die weniger Solidarität und Verständnis als Sorge um eine allgemein verbindliche Norm ausdrücken. Genauso schweigt ein unberührter Körper. Nicht, dass er sich versteckt oder schützt, er behält lediglich etwas für sich.
Sie warten, Sie sind zurückhaltender als gewöhnlich. Sie redet. Wie jede Frau hat sie ihren Körper im
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