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Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tran Arnault
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solche, die in der Umgebung eines Hotels entstehen. Deshalb achte ich darauf, nicht zu viel von mir zu zeigen, mich nicht mit ihnen zu unterhalten. Im Allgemeinen ist mein Aufenthalt auf eine Nacht begrenzt. Ich erspare meiner Kundin die peinliche Situation, mir nach einer intimen Nacht noch einmal zu begegnen. Oder ich habe zwei Aufträge, das heißt zwei aufeinanderfolgende Nächte. Zwei unterschiedliche Frauen, von denen ich jeweils sicher bin, dass sie am nächsten Mittag abreisen.
    Das war der Fall. Mit etwas Glück hatte ich noch einmal die Gelegenheit, D. zu begegnen. Nur ein einziges Mal. Ich entdeckte ihn auf demselben Platz wie am Abend zuvor. Ich bin zu ihm gegangen. Er wirkte nicht überrascht. Er hat gefragt, ob ich Lust zu einer Tour mit dem Auto hätte.
    Erst nahm ich an, wir führen zum Strand von Miramar. Aber D. fuhr daran vorbei. An einem Schild mit der Aufschrift »Privatstraße« bog er in einen sandigen Weg ab, der zu einer Villa mit verschlossenen Fensterläden führte.
    »Ein Freund von mir wohnt hier mit seiner Frau. Sie sind für einige Zeit im Ausland. Es ist ruhig, nicht?«, sagte er.
    Ich stimmte ihm zu. Wie am Abend zuvor machte ich mir keine Gedanken über seine Absichten. Er hatte den Wagen geparkt. Er hatte den Sicherheitsgurt abgelegt und löste nun den Gürtel seiner Hose. Ich hatte mich nicht in ihm getäuscht. Er wollte mir nur etwas zeigen. Etwas, das er noch niemandem gezeigt hatte. Ich bin ruhig geblieben. Die Nacht brach herein. Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. D. schaltete die Innenbeleuchtung ein. Er öffnete seine Hose und stemmte sich etwas hoch, um sie bis zu den Knien hinunter zu schieben. Ich sah die tiefen Narben auf seinem rechten Bein. Im Vergleich zu seinem anderen Bein war es unglaublich mager. Ich habe mir eine Zigarette angezündet. Ich war nicht mehr ganz so ruhig. Er trug eine schwarze Unterhose. Bevor er sie herunterzog, konnte ich noch die Marke entziffern, die in großen weißen Lettern darauf gedruckt war. Ich habe hingesehen. Ich habe nicht den Kopf abgewandt. D. ist breitbeinig sitzen geblieben. Er hat die Hände auf das Steuerrad gelegt und den Blick geradeaus gerichtet. Man kann das nicht beschreiben. Ich hätte nie geglaubt, dass der Schritt eines Mannes so aussehen könnte. Eine braune Schnittwunde verlief von seinem Bauchnabel bis zu seinem Glied. Oder bis zu dem, was von seinem Glied noch übrig war. Eine Art Verwachsung, welk wie Pergamentpapier. Ich konnte keine Hoden ausmachen. Die Hüfte war von einem Krater ausgehöhlt, was mir noch unerträglicher schien. Ohne jegliche Hast hat D. sich wieder angezogen.
    »Tut das weh?«, habe ich gefragt und bereute augenblicklich meine dumme Frage.
    »Es tut weder weh noch sonst irgendetwas.« Seine Stimme klang weder betrübt noch belustigt. »Gibt es etwas, das Sie sich wünschen, aber nicht bekommen können?«
    Die Frage überraschte mich. Zweifellos wollte er nur das Unbehagen vertreiben, das er in meinem Gesicht las. Um uns beide nicht unnötig lange mit unserer Verlegenheit zu quälen, habe ich geantwortet, ohne darüber nachzudenken: »Eine Karyatide …«, fing ich an und zwang mich, heiter zu klingen. »Ich wäre gern eine Karyatide, ein Chamäleon, das unter einem Vordach steht und dessen Glieder von der Taille bis zu den Füßen miteinander verschmelzen. Eine aus blankem Fels gehauene Galionsfigur, stumm und unbeweglich, ohne dass sich jemand über diese Stummheit oder diese Unbeweglichkeit beklagte. Und mit Rundungen, richtigen Rundungen und üppigen Brüsten, wie bei Boucher, wie bei Rubens, und den Hüften einer Vestalin.«
    Ich hatte mich wieder gefangen. Das spürte D., und er sprach weiter, sehr schnell, beinahe atemlos, als befürchtete er, ich könnte ihn unterbrechen. Als er mir begegnet ist, sei ihm eine faszinierende Idee in den Sinn gekommen. Eine normale Frau würde sie nicht annehmen. Vielleicht sei ich ja anders? Ohne genau zu wissen warum, habe er eine Chance darin gesehen, sich mir zu zeigen. Er wüsste nicht, wie er das ausdrücken sollte, er funktioniere nicht mehr, aber ob zwei Menschen nicht durch etwas anderes miteinander verbunden sein könnten? Meine Zurückhaltung gefiele ihm: Ich hätte ebenfalls ein Geheimnis. Meine Art zu leben würde sich nicht verändern. Ich wäre nicht verpflichtet, mich in irgendeiner Weise seinem Willen zu beugen. Ich würde sehen, wen ich wollte. Wann ich wollte.
    Ich konnte das alles nicht glauben. Und dachte sogar, er sei

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